Gastbeitrag Stefan Hirschmann Wasserwirtschaft entlang der Düssel

Düsseldorf · Der Fluss war für die Menschen früher unentbehrlich, diente er doch ebenso als Transportweg wie als Energiequelle und war zudem noch für die Fischzucht unverzichtbar. Direkt an der Düssel siedelte sich entsprechend Gewerbe an.

 Stefan Hirschmann hat Geschichte und Politik studiert. Seit 2000 arbeitet er als Autor und Journalist.

Stefan Hirschmann hat Geschichte und Politik studiert. Seit 2000 arbeitet er als Autor und Journalist.

Foto: Martin Magunia

Seit Jahrhunderten stellten das von der Natur gegebene Wasser, die Wälder und Felder die Grundlagen der Wirtschaft dar. Wasser benötigten die Menschen als Lebensgrundlage, zur Speisenzubereitung, als Energiequelle für die Mühlräder und als Wege für die Schifffahrt. Zum Transport von Massen- und Schwergütern standen in früherer Zeit als geeignete Verkehrsverbindungen vorrangig Wasserstraßen zur Verfügung.

 Die Buscher Mühle ist die wohl älteste und letzte erhaltene Mühle. Manfred Hebenstreit organisiert dort regelmäßig Führungen.

Die Buscher Mühle ist die wohl älteste und letzte erhaltene Mühle. Manfred Hebenstreit organisiert dort regelmäßig Führungen.

Foto: Andreas Endermann

Neben natürlichen Flüssen, Bächen und Seen wurden seit dem Mittelalter in zunehmendem Maße künstliche Teiche für den Holz- und Warentransport aufgestaut sowie für den Fischfang, die Fischzucht oder zur Wiesenbewässerung genutzt. Die kleinen Stauwerke führten den zum Schwimmtransport erforderlichen Wasserstand herbei. Zwar war für Flöße aus Baumstämmen, wie sie auf dem Rhein bewegt wurden, die Wasserführung zu gering, Scheithölzer konnten aber auch auf den Nebenflüssen triften, was so viel wie schwimmen oder treiben bedeutet. Das Holz wurde hierfür in den Stauteichen gesammelt und meist im Frühjahr auf den Weg gebracht.

Um den wachsenden Bedarf der Städte an Bau- und Brennholz zu befriedigen, wurden die zur Holztrift genutzten Nebenbäche durch Einfassungen mit Mauer- oder Flechtwerk besonders hergerichtet und teilweise zu Flößkanälen ausgebaut. Es entstanden in vielen rheinischen Städten Triftmeistereien, Verladeplätze und Holzhöfe, wo die Baumstämme und Klafter an den Meistbietenden verkauft wurden. Im frühen 19. Jahrhundert wurden in Düsseldorf sogar Pläne entworfen, die Düssel schiffbar zu machen, um auf ihr Kalk und Kohle aus dem Bergischen Land zu transportieren. Die Planungen blieben aber Utopie.

Alte Praxis war dagegen, bei der Bewirtschaftung von Wasserwegen auch künstliche Weiher anzulegen, die eine ausgedehnte Nutzung erfuhren. Vor allem in der Nähe von Klöstern fand sich eine als Wasserspeicher für den Betrieb von Mühlen unverhältnismäßig große Anzahl von künstlich angelegten Teichen. In der Fastenzeit, während auf Fleisch verzichtet wurde, gewann der Fischfang an Bedeutung. Gegessen wurden viele Süßwasserfischarten wie Forelle, Neunauge, Zander, Hecht und Karpfen. Man teilte die Anlagen in Laich-, Speise- und Hauptweiher. Die Jungfische wurden nach einigen Wochen in die Speiseweiher gebracht, wo sie bis zur Größe einer Spanne gefüttert wurden. Anschließend setzte man sie in die Hauptweiher, wo sie einige Jahre blieben, bis sie fangreif waren.

Auch die Düssel und zahlreiche andere Bäche, die aus dem Bergischen zum Rhein verliefen, wurden zu Teichen aufgestaut. Vom Mittelalter bis zum Untergang der Weiherwirtschaft, als der größte Teil aufgelassen, das heißt in Felder und Wiesen umgewandelt wurde, hatten die künstlichen Wasseranlagen eine besondere Bedeutung. Dies gilt auch für die Stadt- und Burgbefestigungen, denen der Wasserlauf natürlichen Schutz gegen Feinde bot. Die Düssel füllte den Graben der mittelalterlichen Stadtbefestigung, des alten Schlosses sowie die Bastionsgräben mit Wasser.

Beim Bau von Schloss Benrath wurde der Lauf des Itterbachs, der heute bei Urdenbach in den Rhein fließt, vollständig verlegt. Primär dienten die künstlichen Wasseranlagen allerdings nicht der Prunkgartenanlage oder Kriegsführung, sondern zur Versorgung der Menschen und zur Lebensmittelproduktion. Entlang der Düssel hatten sich verschiedene Gewerbe angesiedelt, darunter Bäcker, Brauer und Gerber. Zu den älteren Mühlen der Stadt zählten die 1880 abgerissene Kornmühle (1335 erstmals als Platzmühle erwähnt), die am heutigen Grabbeplatz am Ende der Mühlenstraße stand, und die Rompelsmühle an der südlichen Düssel, die ursprünglich im Besitz der Grafen von Berg stand. Sie wurde im 14. Jahrhundert errichtet und 1888 abgerissen. Noch im 18. Jahrhundert erbauten die Zisterziensermönche der 1709 besiedelten und heute vollständig abgegangenen Abtei Düsselthal wohl mehrere Mühlen im Stadtgebiet zwischen dem Flinger Broich und dem Zoopark. Übriggeblieben ist heute nur die Buscher Mühle an der nördlichen Düssel (Grunerstraße), die erstmals im Jahr 1316 erwähnt wird. Sie ist die wohl älteste und letzte erhaltene Mühle auf dem Düsseldorfer Stadtgebiet. Bei einem Bombenangriff 1944 wurde sie fast vollständig zerstört, aber 1957 wieder aufgebaut. Heute dient der Bau als soziale Begegnungsstätte und wird vom Heimatverein Derendorfer Jonges bewahrt.

(RP)
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