Düsseldorf Was von der Revolution 1848 blieb

Düsseldorf · Dem gescheiterten Aufstand 1848/49 verdankt die Königsallee ihren Namen. Die bürgerliche Revolution hat aber auch andere Spuren hinterlassen - zum Beispiel den Verein Malkasten, in dem sich - typisch Düsseldorf - revolutionär gestimmte Maler vereinigten.

 Prachtmeile mit bewegter Geschichte: Auf der Königsallee, die damals noch Kastanienallee hieß, wurde der preußische König 1848 aus Protest mit Pferdemist beworfen. Zur Sühne wurde die Straße umbenannt.

Prachtmeile mit bewegter Geschichte: Auf der Königsallee, die damals noch Kastanienallee hieß, wurde der preußische König 1848 aus Protest mit Pferdemist beworfen. Zur Sühne wurde die Straße umbenannt.

Foto: Endermann, Andreas

Das Stadtbild in Düsseldorf haben die Revolutionäre von 1848 nicht verändern können; der Aufstand der Bürger war zu schnell vorbei. Geschichte hinterlässt allerdings nicht nur Spuren in Stein. Vieles in Düsseldorf wurde in den unruhigen Jahren um 1848 begründet oder ist heute noch in der Erinnerung präsent. Drei Beispiele:

 Das Jäger-Corps 1844 (vorne) trägt heute noch schwarzen Hut und Straußenfeder - zum Gedenken an den Revolutionsführer Laurentz Catandor.

Das Jäger-Corps 1844 (vorne) trägt heute noch schwarzen Hut und Straußenfeder - zum Gedenken an den Revolutionsführer Laurentz Catandor.

Foto: Bauer, Hans-Jürgen

Malkasten Der Malerverein, der heute seine Heimat im Malkasten-Haus in Pempelfort hat, steht für eine Besonderheit der Revolutionszeit in Düsseldorf - nirgendwo sonst in Deutschland waren so viele Künstler beteiligt, schließlich erlebte die Kunstakademie unter ihrem Direktor Friedrich Wilhelm von Schadow eine Blüte. Schon in den Krisenjahren vor dem Aufstand gab es deshalb eine einmalige "Versorgungskasse von Künstlern für Künstler", die sich um notleidende Maler kümmerte. Mit den Zielen der bürgerlichen Aufständischen - Verfassung, Ende der Zensur, Vereinigung der deutschen Kleinstaaten - konnten sich auch viele Künstler identifizieren. Als am 6. August 1848 ein "Fest der deutschen Einheit" gefeiert wurde, beteiligten sich Maler und Bildhauer aus der Akademie - unter anderem wurde auf dem Friedrichplatz (heute Grabbeplatz) eine Germania-Statue errichtet. Die blieb nicht lange stehen, aber die Vereinigung der Künstler, die 112 Männer in der Euphorie der Feier gründeten, hat bis heute Bestand.

 Der Verein Malkasten entstand während der Revolution.

Der Verein Malkasten entstand während der Revolution.

Foto: Bußkamp, Thomas

Laurentz Cantador Ein Zentrum der Revolution ist Düsseldorf nicht gewesen, denn die Politik für Preußen wurde im fernen Berlin gemacht. Aber einige heute noch bekannte Persönlichkeiten wirkten in der Revolutionszeit in Düsseldorf mit, zum Beispiel der Dichter Ferdinand Freiligrath oder der spätere SPD-Mitgründer Ferdinand Lassalle. Eine wichtige Rolle spielte auch der Kaufmann Laurentz Cantador. Der entschiedene Demokrat wurde im März 1848 zum Chef der Bürgerwehr gewählt, die später verboten wurde, nachdem sie zum Steuerboykott aufgerufen hatte. Als die Revolution verloren war, musste Cantador in die USA emigrieren, um einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Dort begann er eine erstaunliche zweite Karriere als Feldherr im Sezessionskrieg. Er war bei der entscheidenden Schlacht bei Gettysburg auf Seiten der Nordstaaten beteiligt. In Erinnerung an Cantador trägt das von ihm gegründete Jäger-Corps 1844 der Sebastianer-Schützen eine grüne Jacke und einen schwarzen Hut mit weißer Straußenfeder - eine Uniform aus dem amerikanischen Bürgerkrieg.

Königsallee Die berühmteste Anekdote zur Revolution 1848 in Düsseldorf dreht sich um den bei den Revolutionären verhassten preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der am 14. August 1848 seinen im Schloss Jägerhof residierenden Vetter Prinz Friedrich besuchte. Der Weg vom festlich geschmückten Bahnhof am heutigen Graf-Adolf-Platz führte über die Kastanienallee, wo viele Menschen dem König zujubelten, manche pfiffen - und einige den Regenten mit Pferdemist bewarfen. Das löste Kämpfe zwischen Königstreuen und Revolutionären aus, bei denen es vier Tote gab. Aus Protest gegen den Mistwurf verließ Prinz Friedrich für einige Jahre sein Schloss, Düsseldorf galt plötzlich als Hort der Anarchie. Als die Revolution verloren war, mühten sich die Düsseldorfer aber schnell wieder um die Gunst ihres Königs. Als Zeichen ihres Wohlwollens benannten sie die Kastanienallee 1851 in Königsallee um.

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