Strenge Compliance-Regeln Was Düsseldorfer Firmen zum Fest verschenken

Wegen strenger Compliance-Regeln verzichten die meisten auf große Präsente. Weihnachtskarten oder Spenden sind üblich.

 Diesen Astronauten (mit Weltraum-Puzzle) verschickte Peek & Cloppenburg.

Diesen Astronauten (mit Weltraum-Puzzle) verschickte Peek & Cloppenburg.

Foto: Nicole Lange

Geschenke sollen ausdrücken, was jemand einem bedeutet. So ist es auch üblich, dass Firmen treuen Geschäftspartnern vor Weihnachten Aufmerksamkeiten schicken, um Dank für gute Zusammenarbeit zu signalisieren: klassische Kundenbindung, passend zum Jahresabschluss. Doch Weinflasche und Jahreskalender waren gestern. Heute sind eher Spenden, Karten oder höchstens kleine Präsente angesagt.

25 Jahre lang entwarf die Gerresheimer AG jährlich eine weihnachtliche Weinflasche. Vor vier Jahren wurde das aufgegeben – weil es nicht mehr zeitgemäß sei und auch nicht mehr gewünscht werde, so Pressesprecher Jens Kürten. Dort sind Weihnachtskarten eine Alternative. Das Unternehmen Vallourec, ehemals Mannesmann, verzichtet auch auf Grüße mit der klassischen Post. „Es ist alles sehr digital geworden“, sagt Sprecherin Annette Karsten.

Grund des spürbaren Wandels sind die Compliance-Bestimmungen. Die Annahme der Geschenke von Kunden, Lieferanten oder anderen Geschäftspartnern am Arbeitsplatz kann als Verstoß gelten. Der mögliche Vorwurf: Wettbewerbsdelikte durch Bestechung. Für eine einheitliche Regelung fehlt allerdings ein klares Gesetz. Daher hat nahezu jede Firma eigene Richtlinien entworfen, die bei Geschenken firmeninterne Wertgrenzen definieren oder Präsente ganz verbieten.

Einige Düsseldorfer Großunternehmen spenden im Namen ihrer Geschäftpartner an lokale Einrichtungen. Unicef-Sprecher Rudi Tarneden begründet das so: „Die meisten Menschen haben fast alles. Durch Spenden, die in ihrem Namen getätigt werden, machen sie die Erfahrung, dass Teilen Spaß macht.“ Unicef habe seit Jahren das Gespräch mit Unternehmen gesucht und passende lokale Spendenangebote entwickelt.

Mit der Aktion „Spenden statt Geschenke“ wurde eine Plattform geschaffen, auf der sich Firmen informieren können. Beim Spenden werde die Grundhaltung transportiert, etwas Sinnvolles und Nachhaltiges zu tun, so Tarneden weiter: „Viele Firmen senden damit eine Botschaft. Es wird den Partnern genau gezeigt, was mit dem Geld passiert.“

Das wird unter anderem beim Düsseldorfer Daimler-Werk so gesehen. Und auch Martina Hankammer von der Provinzial Rheinland bestätigt, dass das Konzept bei den Kunden seit vielen Jahren gut ankomme. „Vor etwas mehr als zehn Jahren haben wir noch Weinpakete verschickt. Jetzt kommunizieren wir in digitalen Karten, wie viel Geld wir spenden und für welches Projekt der Aktion ,Spenden statt Geschenke’ es eingesetzt wird.“

In diesem Jahr wird das Werstener Integrationsprojekt „In der Gemeinde leben“ unterstützt, mit dem Geld soll eine Rikscha für Senioren gekauft werden.

Andere Firmen beschenken noch ausgewählte Kunden und setzen dabei oft klare Wertgrenzen. Bei Henkel dürfen gemäß der unternehmensinternen Richtlinien Geschenke den Wert von 50 Euro pro Jahr und Geschäftspartner nicht überschreiten. Die Unternehmer des Düsseldorfer Großmarktes verschenken darüber hinaus Schokoladen-Adventskalender.

Dass Schokolade heutzutage zu den beliebtesten kleinen Präsenten bei Firmen gehört – Wein komme dagegen nicht in Frage –, weiß auch Volker Petendorf von Vodafone. Kleine Geschenke (Wert zwischen zehn und 20 Euro) seien als Aufmerksamkeit in Ordnung. Dann lässt der Mobilfunkanbieter auch mal witzige Werbegeschenke wie etwa Handschuhe mit einem integrierten Eiskratzer mit seinem Logo bedrucken.

Auch andere verbinden die Weihnachts-Aufmerksamkeit mit dem eigenen Wiedererkennungswert: Das Mode-Unternehmen Peek & Cloppenburg verschickte dieses Jahr kleine Kästchen mit einem Spielzeug-Astronauten aus Blech und einem passenden Puzzle: die „Mission Weihnachten“, passend zur Schaufenster-Dekoration.

 Dienstleister Postcon spricht sich hingegen auch gegen kleine Weihnachtspost aus. „Die Kunden dürfen gar keine Geschenke im öffentlichen Bereich annehmen, auch nicht mit einem Wert von 15 Euro“, so Sprecherin Jeannine Böhrer-Scholz.

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