Kolumne in Düsseldorf Warum Geisel sich vorführen lässt

Düsseldorf · Der Oberbürgermeister will preiswerten Wohnraum schaffen. Und er will die Bezirke stärken. Und seine Freunde nicht vergraulen. Doch dabei gerät er schnell in eine Farce.

Der erste Tag von Oberbürgermeister Geisel
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Beinahe scheint es so, als entscheide sich an einem Gebäude in Vennhausen die Wohnungspolitik der Landeshauptstadt. Als hänge vom Abriss einer ehemaligen Gaststätte, die seit drei Jahren leer steht, ab, ob Familien in Düsseldorf in Zukunft ein bezahlbares Zuhause finden. Hört man den Verantwortlichen der SPD zu, klingt es beinahe, als drohe Heerscharen von Müttern mit kränklichen Kleinkindern die Obdachlosigkeit, wenn die ehemalige

Geisel feiert Start seines Amtsantritts im Ständehaus
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Waldschänke in der Siedlung Freiheit nicht abgerissen wird, um hübsche Reihenhäuser und Wohnungen zu bauen. Zudem sei das Gebäude in diesem Zustand ein Schandfleck, der Vandalen und Ratten anziehe, wie die Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksvertretung 8 ausführte, als drohe die doch recht bürgerlich daherkommende Gegend mit Mittel- und Oberklassewagen in den Auffahrten in Chaos, Elend und Anarchie zu fallen, nur weil ein Haus noch ein bisschen länger leer steht.

Was sich in Vennhausen abspielt, ist stattdessen eine Farce, bei der inzwischen auch der Oberbürgermeister Thomas Geisel eine unrühmliche Rolle spielt: Obwohl es eine Bürgerinitiative gibt, die sich für den Erhalt des Gebäudes ausspricht, obwohl die Mehrheit der Bezirksvetretung sich bereits zweimal gegen den Abriss und einen Neubau ausgesprochen hat, will der OB das Vorhaben durchpeitschen. Warum er und seine Partei sich in diesem Fall so vehement gegen die Interessen der Mehrheiten und der Bürger stellen, warum sie sich ob ihrer Haltung regelmäßig von den politischen Gegnern vorführen lassen wie Tanzbären, wissen wohl nur sie allein.

Man darf aber spekulieren. So ist es kein Geheimnis, dass der Eigentümer des Grundstücks, die Wohnungsbaugenossenschaft Wogedo, traditionell den Sozialdemokraten, sagen wir, verbunden ist. Das ist an und für sich auch in Ordnung, wenn eine Partei sich für bezahlbaren Wohnraum für ihre Wählerschaft einsetzt. Aber in diesem Fall geht es ja nicht um Wohnungen für Bedürftige oder Normalverdiener. Hier soll ein Erhaltenswertes, ein laut Verwaltung "städtebaulich prägendes" Gebäude abgerissen werden, um Luxus-Wohnraum entstehen zu lassen.

Geisel, der im Wahlkampf nicht müde wurde, die Gutsherrenart seines Vorgängers zu kritisieren, der vorgab, die Bezirke stärken zu wollen handelt nun nach der Maxime, was stört mich mein Geschwätz von gestern. Ja, es gibt zwei Gutachten. Die attestieren hingegen nur, dass es teurer wäre, das Gebäude zu renovieren, statt neu zu bauen. Unrettbar verloren ist hier gar nichts, und wenn, dann muss sich der Eigentümer wohl fragen lassen, wer die Schäden an der Substanz zu verantworten hat. Genüsslich umschrieb die CDU im Rathaus von Eller den Vorgang als "feuchte Sanierung".

(RP)
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