Werk noch nicht vollendet Warten auf Lüpertz' Erwin-Porträt

Düsseldorf · Frühere Oberbürgermeister werden traditionell mit einem Bild im Saal des Ältestenrats verewigt. Die Witwe von Joachim Erwin hat auf Wunsch des Verstorbenen Ex-Akademie-Rektor Markus Lüpertz beauftragt. Eineinhalb Jahre nach dem Tod ihres Mannes ist das Werk noch immer nicht vollendet.

 Markus Lüpertz (hinten) ist mit dem Porträt von Erwin fast fertig. Wie das Bild aussieht, will er noch nicht verraten.

Markus Lüpertz (hinten) ist mit dem Porträt von Erwin fast fertig. Wie das Bild aussieht, will er noch nicht verraten.

Foto: RP, Andreas Bretz

Es war ein Herzenswunsch des bereits von seiner schweren Krebserkrankung gezeichneten Stadtoberhaupts Joachim Erwin: Markus Lüpertz, renommierter Künstler, mit dem Erwin eine seit sieben Jahren währende Freundschaft verband, sollte nach dessen Tod das OB-Porträt malen.

Die Erleichterung bei der Witwe, Hille Erwin, war groß, als sich der langjährige Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie im Juli 2008 dazu bereit erklärte. Mehr als 100 Fotos ihres verstorbenen Mannes brachte Erwin in das Atelier des Malers, wo sie mit ihm "ein sehr nettes Gespräch" führte.

Neben Marlies Smeets

Doch bis heute ist der entsprechende Platz im Saal des Ältestenrats des Rathauses leer geblieben. In diesem Raum werden traditionell Stadtoberhäupter, die aus dem Amt geschieden sind — ob als Wahlverlierer, aus Altersgründen oder durch Tod — mit Porträts verewigt. Sofern der Künstler eine Gage verlangt, beteiligt sich die Stadt mit einer Ehrengabe an den Kosten. Ein Stadtoberhaupt, Wilhelm Becker, der 1876 bis 1886 im Rathaus regierte, scherte aus und entschied sich für eine Bronzebüste. Ansonsten hängen 16 solcher Gemälde an den Wänden. Das älteste zeigt Julius Hammers, von 1849 bis 1876 Stadtoberhaupt, auf dem jüngsten ist Ehren-OB Marlies Smeets zu sehen, die bei der Wahl 1999 Erwin unterlegen war. Wenn es fertig ist, soll sein Bild neben ihrem hängen.

Er sei dran, hatte Lüpertz Erwins Tochter Angela vor einigen Monaten auf der Großen Kirmes versichert. Das hat auch die Witwe vor sechs Wochen so gehört. "Ich bin noch immer zuversichtlich, dass Herr Lüpertz es machen wird", sagt Hille Erwin. Schließlich habe er ihr gesagt, es sei für ihn eine Ehre, Joachim Erwin zu porträtieren. Und für sie sei es wichtig, dass der Wunsch ihres Mannes erfüllt werde. "Aber jetzt kommt schon die Zeit, wo es eigentlich fertig sein müsste", so die 53-Jährige.

Schon werden Stimmen laut, die fordern, man solle sich Alternativen überlegen. "Wie lange kann sich die Stadt leisten, eine solche Stelle unbesetzt zu lassen?", ist zu hören. "Das ist allein die Entscheidung von Frau Erwin", betont hingegen Oberbürgermeister Dirk Elbers. "Ich halte mich da raus, schließlich ist dieses Porträt zu Ehren meines Amtsvorgängers." Für welchen Künstler sich die Witwe auch immer entscheide, "ich werde akzeptieren, was sie für richtig hält — sofern es dem vorgegeben Format entspricht". Aber auch Elbers betont, dass es nun, nach eineinhalb Jahren, an der Zeit sei, dass das Bild fertig werde. "Das gebietet auch der Respekt und die Höflichkeit gegenüber Herrn Erwin."

Lüpertz selbst war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Er soll derzeit im Ausland weilen. Aus seinem Umfeld heißt es jedoch, der 68-Jährige, der inzwischen eine private Akademie in Berlin gegründet, aber im Ratinger Tor in Düsseldorf noch immer ein Atelier hat, sei wegen seiner Ausstellung in der Bundeskunsthalle und seines Porträts von Alt-Kanzler Helmut Kohl in den vergangenen Monaten sehr beschäftigt gewesen.

Dafür hat auch Hille Erwin Verständnis. Eine Gedulds-Grenze hat sie sich aber gesetzt: "Es wäre schön, wenn das Porträt bis zum zweiten Todestag meines Mannes am 20. Mai 2010 fertig wäre."

(RP)
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