Düsseldorf Warten auf den Bundespräsidenten

Düsseldorf · Weil Joachim Gauck bei der Wahl des Staatsoberhaupts am 18. März zwar aussichtsreichster, aber nicht alleiniger Kandidat ist – Linke und NPD haben eigene aufgestellt – hängen nun Termine in der Luft: In Düsseldorf warten Museum Kunstpalast, Industrie-Club und Rathaus auf die Entscheidung.

So denkt und spricht Joachim Gauck
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Foto: dpa, Wolfgang Kumm

Weil Joachim Gauck bei der Wahl des Staatsoberhaupts am 18. März zwar aussichtsreichster, aber nicht alleiniger Kandidat ist — Linke und NPD haben eigene aufgestellt — hängen nun Termine in der Luft: In Düsseldorf warten Museum Kunstpalast, Industrie-Club und Rathaus auf die Entscheidung.

Während der Wochen bis zum Rücktritt von Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten hat Marina Schuster die Schlagzeilen mit besonderer Nervosität verfolgt. Sie ist Leiterin der Kommunikation beim Düsseldorfer Kunstpalast, und das Museum ist seit fast zwölf Monaten dabei, für die El-Greco-Ausstellung, die am 28. April startet, äußerst prominente Schirmherren in die NRW-Landeshauptstadt zu holen: Spaniens König Juan Carlos I. und den Bundespräsidenten.

Die Sicherheitsexperten von Bund und Land hatten sich im Kunstpalast bereits ein erstes Bild von den Örtlichkeiten gemacht — vier Tage später trat Wulff zurück. Nun hängt der gesamte Plan in der Luft. Denn in Deutschland gilt eine besondere Vorgabe: Kein Ausländer darf eine alleinige Schirmherrschaft übernehmen.

Solange also der Bundespräsident nicht den Termin zusagt, übt sich auch das spanische Königshaus — über die Botschaft Spaniens in Berlin — in Zurückhaltung. Zunächst wählt die Bundesversammlung am 18. März das neue deutsche Staatsoberhaupt, für den 23. März ist die Vereidigung angesetzt. Erst dann werden Termine offiziell bestätigt.

"Wir hatten schon eine 98-prozentige Zusage, dass Joachim Gauck die Schirmherrschaft übernimmt und zur Eröffnung kommt", sagt Marina Schuster. Das war jedoch zu einem Zeitpunkt, als Gauck noch alleiniger Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten war. Dann stellte die Linke Beate Klarsfeld auf, auch die NPD hat einen Kandidaten. Sie dürften jenseits der Extreme jedoch wohl kaum auf Stimmen hoffen, Gauck gilt quasi als gesetzt. Wahl ist aber eben Wahl. Entsprechend zugeknöpft gibt sich das Bundespräsidialamt.

"Wir sind in einem protokollarischen Vakuum", bestätigt Heidi Schädlich, Geschäftsführerin des Düsseldorfer Industrie-Clubs. Der feiert am 30. März mit einem großen Festakt in der Oper sein 100-jähriges Bestehen. Prominentester Redner: der Bundespräsident. Seit mehr als zwei Jahren laufen die Vorbereitungen.

Horst Köhler hatte bereits zugesagt, dann trat er zurück. "Wir fragten nach, ob Christian Wulff den Termin übernimmt", sagt Heidi Schädlich. Das Bundespräsidialamt sagte zu. Nun wartet man in dem historischen Gebäude an der Elberfelder Straße gespannt auf die Wahl des Staatsoberhaupts.

Ob Kunstpalast oder Industrie-Club — Oberbürgermeister Dirk Elbers wird bei beiden Terminen Grußworte sprechen. Sein Protokoll hat ebenfalls Kontakt zu den Kollegen in Berlin aufgenommen. Das Ziel: einen der beiden Termine, vermutlich eher jenen Ende April, mit einem Antrittsbesuch im Düsseldorfer Rathaus zu verbinden. Auch da steht die offizielle Zusage noch aus. "Wenn Herr Gauck es schafft, ist er herzlich eingeladen", sagt Elbers, warnt aber scherzhaft: "Ich habe Köhler getroffen — er trat zurück. Ich habe Wulff getroffen — er trat zurück. Also weiß ich nicht, ob ich ihm das wünschen soll."

Gauck habe er 2006 kennengelernt, als der Bürgerrechtler die Laudatio auf Walter Kempowski hielt, der mit dem Zivilcourage-Preis des Heine-Kreises ausgezeichnet worden war. "Er ist ein Mann, der etwas zu sagen hat", so Elbers. Gauck sei bodenständig. "Das ist es, was wir jetzt nach all dem Glamour brauchen."

(RP/anch/top)
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