Stille Helfer Eine Aktion Von Rheinischer Post und Provinzial Wanderführerin schafft Freundschaften

Düsseldorf · Rosa-Maria Ludigs organisiert und begleitet im Jahr etwa 40 Wanderungen für Senioren. Alle Touren erwandert sie zuvor mit ihrem Mann, handelt mit Wirtsleuten günstige Mittagessen aus und sorgt für persönliche Ansprache und Abwechslung.

 Wanderführerin Rosa-Maria Ludigs trifft sich mit Senioren, um mit ihnen unterwegs zu sein. Mit dabei ist immer ihr Mann Heribert.

Wanderführerin Rosa-Maria Ludigs trifft sich mit Senioren, um mit ihnen unterwegs zu sein. Mit dabei ist immer ihr Mann Heribert.

Foto: Andreas Bretz

Düsseldorfer im Seniorenalter, die gerne in der Gruppe wandern möchten, haben gute Chancen die Bekanntschaft mit Rosa-Maria Ludigs machen. Die 63-jährige Wanderführerin vom Sauerländischen Gebirgsverein bietet im Jahr an die 40 Wanderungen für Senioren an, auch in Düsseldorf. "Leute, die im Norden wohnen, lernen den Süden kennen und staunen; Leute, die im Süden leben, lernen den Norden kennen", sagt Rosa-Maria Ludigs.

Mit kleinen netten Ideen stimmt sie auf das besondere Erlebnis ein, den Düsseldorfer Weg zu erwandern. Zum Auftakt bringt sie schon einmal selbst gebackene Kekse mit - in Form des Buchstabens D. Und wer die meisten Etappen des 65 Kilometer langes Weges mitgewandert ist, erhält einen selbst gebackenen Orden mit einem Fläschchen Killepitsch als Belohnung.

Wandern ist eben so viel mehr als nur das Ablaufen einer Strecke. Das hat Rosa-Maria Ludigs bei ihrer ersten Wanderung selbst eindrucksvoll erlebt. Ein einschneidendes Erlebnis, das nun beinahe zehn Jahre zurückliegt. Sie hatte lange ihren schwerkranken Mann gepflegt und war berufstätig. Der Arzt riet ihr: "Unternehmen Sie etwas, um sich abzulenken, sonst gehen Sie dabei drauf." Die Mutter zweier erwachsener Söhne besann sich, dass sie eigentlich immer schon wandern wollte und kaufte sich auf einen Schlag die komplette Wanderausrüstung. Dann meldete sie sich für eine Wanderung beim Sauerländischen Gebirgsverein an. Wohin die Wanderung ging, weiß sie heute nicht mehr - das Ziel war wohl nicht das Entscheidende. "Es war ein Tag im Januar. Es schneite wie verrückt. Und es war einer der schönsten Tage in meinem Leben", sagt die 63-jährige Wanderführerin.

Das Erlebnis, zusammen mit anderen sich in der Natur zu bewegen, hatte ihr damals so gut getan, dass sie mit Feuereifer ihrem neuen Hobby weiter nachging. Nachdem ihr Mann gestorben war, besuchte sie die Wanderakademie in Arnsberg und legte eine Prüfung ab. Anfangs bot sie eine Wanderung im Monat an, dann zwei. Später, nachdem sie mit 60 Jahren in Rente gegangen war, wurden es immer mehr. Ihr zweiter Mann Heribert steht ihr dabei zur Seite.

Dass das Wandern die Sorgen für einige Stunden vertreiben und neue Energie und Lebensfreude vermitteln kann, haben die beiden selbst erlebt und möchten dieses Erlebnis gerne weitergeben. "Viele haben schon lange nicht mehr so viel gelacht, wie bei ihren Wanderungen", sagt Marie-Luise Scheffler, die durch Rosa-Maria Ludigs Freude am Wandern gefunden hat. Der soziale Aspekt spielt eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei den angebotenen Wanderungen an Feiertagen. "Dann sind viele Senioren alleine und froh, wenn sie mit anderen etwas unternehmen können", sagt Rosa-Maria Ludigs. "Der Wanderverein ist wie eine zweite Familie. Jeder kann von seinem Schicksal erzählen, alle hören zu. Das gibt Trost und man fühlt sich verstanden."

Wichtig ist ihr auch die gute Organisation der Touren. Mit ihrem Mann wandert sie zuvor alle Strecken ab. Sie kümmern sich um vergünstigte Gruppentickets, testen die Gaststätten und verhandeln mit dem Wirt ein günstiges Mittagessen. Dann mit der Gruppe läuft Rosa-Maria Ludigs oft mit den Flotteren voran, ihr Mann begleitet diejenigen, die es gerne etwas geruhsamer mögen. Dabei entdecken viele, dass sie mehr schaffen, als sie sich ursprünglich zugetraut haben. "Das ist ein tolles Erlebnis", sagt Rosa-Maria Ludigs. "Man ist erschöpft, aber glücklich und kann abends wunderbar schlafen."

(RP)
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