Kolumne zur Kommunalwahl in Düsseldorf Die SPD führt Wahlkampf wie eine dröge Karnevalsrede

Die SPD fährt eine Lokalpatrioten-Kampagne gegen den CDU-Kandidaten Stephan Keller – und bürgert ihn nach Köln aus. Geht es noch platter? Gerade die Sozialdemokraten sollten es besser wissen.

 Auch im Karneval herrscht trotz Pappnase und Konfetti nicht immer Hochstimmung. (Symbholbild)

Auch im Karneval herrscht trotz Pappnase und Konfetti nicht immer Hochstimmung. (Symbholbild)

Foto: Pixabay

Zur Sicherheit hat die SPD noch zwei Smileys eingebaut. Der eine hat Herzen in den Augen – und steht neben dem Bild von SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel. Der sagt: „Düsseldorf, ich liebe diese Stadt!“ Der andere Smiley schaut schockiert. Er ist abgebildet neben dem Bild von CDU-Herausforderer Stephan Keller. Der sagt: „Köln ist herzlicher, offener.“ Na sowas. Köln! Herzlicher! Und dann will der OB werden?

Das Bild, das der SPD-Kreisverband über Facebook verbreitet, ist offenbar Teil einer Kampagne. SPD-Kreisparteichef Andreas Rimkus zog bei Facebook jedenfalls ebenfalls die Köln-Karte: „Was redet der Kölner Keller da?“, schrieb er zur Debatte der Jonges.

Geht es noch platter? Das Keller-Zitat stammt aus einem Interview, das er kurz nach seinem Wechsel vom Düsseldorfer ins Kölner Rathaus 2017 geführt hat. Zur Kölner Herzlichkeit sagt er dort weiter: „Wenn man das kritisch sehen wollte, könnte man sagen: etwas distanzlos.“ – das volle Zitat klingt gleich ausgewogener. Und die Mär vom „Kölner Keller“ ist ohnehin quatsch. Keller ist nicht in Düsseldorf geboren, sondern woanders, nämlich in Aachen. Dieses Schicksal teilt er mit Geisel (Ellwangen!), Grünen-Kandidat Stefan Engstfeld (Duisburg!) – und zwei Drittel der Bevölkerung. Er wohnt aber schon lange in Düsseldorf und ist auch nach seinem beruflichen Wechsel dort geblieben.

Das aber alles nur nebenbei. Die entscheidende Frage ist: Was ist das für ein Stil? Die Sozialdemokraten haben sich bitterlich beschwert, als die CDU vor einigen Jahren versuchte, den gebürtigen Schwaben Geisel zum Ortsfremden zu machen. Erstaunlich, wenn ausgerechnet sie nun die OB-Wahl zum Wettstreit der Heimatliebe verklären und dafür den CDU-Konkurrenten ausbürgern will – obwohl es alle Beteiligten besser wissen. Und überhaupt: Der ewige Wettstreit mit Köln eignet sich höchstens noch zum Aufpeppen dröger Karnevalsreden. Kellers Düsseldorfer Amtskollege, Stadtdirektor Burkhard Hinztsche (SPD), wohnt in Köln. Hauptsache, er versteht seinen Job.

Einen erfrischenden Beitrag zum Thema hat übrigens kürzlich der OB-Kandidat der Linken, Udo Bonn, geleistet. Bei einer Debatte sagte er, neben Lissabon sei seine Lieblingsstadt Köln – und tat das auch, weil ihn das Hochfeiern der Städtefeindschaft nervt.

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