Alkoholverbot Vorbildsuche für die Altstadt

Düsseldorf · Polizeipräsident Schenkelberg reist am Donnerstag nach Freiburg. Dort gibt es auf der Partymeile ein Alkoholverbot, von dessen Wirkung er sich zusammen mit führenden Beamten selbst überzeugen will. Ordnungsdezernent Leonhardt, Gegner eines solchen Verbots, wartet gespannt auf das Ergebnis.

Karneval: Pfandsystem funktioniert nur bedingt
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Köln ist es schon mal nicht, das Vorbild für Düsseldorf in der Alkoholfrage. Die Domstadt hat unlängst eine Art Flaschen-Meile um ihr Fußballstadion gezogen. Wer an Heimspieltagen des FC zwischen 12 und 20 Uhr im Umkreis von 500 Metern ums Rhein-Energie-Stadion Flaschen, Gläser oder Dosen verkauft, soll 1000 Euro Bußgeld zahlen. Und auch Fans, die mit Flaschen ins Stadion gehen, werden zur Kasse gebeten.

"In Düsseldorf nicht nötig", sagt Polizeisprecher Wolfgang Rodax. Denn erstens gibt's rund um die LTU Arena weder Büdchen noch andere Verkaufsstellen und für die eine Tankstelle am Freiligrathplatz lohne ein solches — ohnehin schwer durchsetzbares — Gebot kaum. "Bei uns fliegen keine Flaschen im Stadion." Denn vor allem um Wurfgeschosse geht es den Kölnern mit ihrer drastischen Maßnahme. Zuletzt waren beim Spiel gegen Mönchengladbach acht Polizisten verletzt worden, weil randalierende Fans ihre Getränkebehältnisse nach ihnen geworfen hatten.

Flaschenkontrolle funktioniert

Das kennt natürlich auch die Düsseldorfer Polizei — aber eben nicht aus dem Stadion, sondern von den Wegen dorthin. Deshalb gehe die Polizei dort auch massiv gegen Randalierer vor, die sich mit Flaschen meist am Bahnhof und in Läden eindeckten. "Spätestens am Stadion-Eingang nehmen die Ordner den Besuchern alle Flaschen ab. Das funktioniert", sagt Rodax. Nicht zuletzt für die Leergutsammler, die an Spieltagen vor der Arena eine gute Einnahmequelle entdeckt haben.

Auch Ordnungsdezernent Werner Leonhardt, selbst häufig Zuschauer in der Arena, hält ein Flaschenverbot rund um die Arena für überflüssig. Zumal er Verkaufsverbote ohnehin für rechtlich bedenklich hält. "Nur, wenn durch den Verkauf nachweisbar eine konkrete Gefahr droht, wäre das gerichtlich haltbar", sagt Leonhardt.

Diese Überzeugung vertritt der Erste Beigeordnete der Stadt auch in der anhaltenden Debatte um die Altstadt. Während er selbst vor zwei Jahren vergeblich versuchte, ein Alkoholverbot für den Burgplatz politisch durchzusetzen — "Von einigen Personen, die auf der Freitreppe tranken, gingen konkrete Gefahren aus" — ist er für die restliche Altstadt schlicht dagegen. "Unzulässige Reglementierung", sagt Leonhardt, sei es, den Büdchenbetreibern den Verkauf von Alkohol zu verbieten. Das fordern die Altstadtwirte schon lange. Und auch ein Trinkverbot nach Terrassenschluss auf den Altstadtstraßen hält Leonhardt für nicht durchsetzbar.

Genau das hat die Stadt Freiburg im vorigen Jahr eingeführt. Seitdem seien Schlägereien und Randale im so genannten Bermuda-Dreieck weniger geworden, heißt es aus dem Rathaus, das von "Freiburger Landrecht" bis "Verbotshauptstadt" viel Kritik eingesteckt hat. Auch vor Gericht muss die Stadt ihr Alkoholverbot noch verteidigen. Während im Düsseldorfer Rathaus Werner Leonhardt nicht an den Erfolg vor der Justiz glaubt, findet Polizeipräsident Herbert Schenkelberg die Freiburger Entscheidung durchaus interessant.

Gemeinsam mit dem Chef der Altstadtwache, Detlev Weiß, und dem Leitenden Polizeidirektor Dieter Höhbusch will Schenkelberg deshalb die Freiburger Partyzone nun selbst unter die Lupe nehmen und im Breisgau nicht bloß seinen, sondern auch Leonhardts Amtskollegen gründlich befragen. Montag wird er die Ratsfraktionen informieren. Und natürlich Leonhardt, Der ist "gespannt, ob ich mich eines Besseren belehren lassen muss."

(RP)
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