Düsseldorf Von der Altstadt an den Hohen Dom

Düsseldorf · Nach 18 Jahren kehrt Stadtdechant Rolf Steinhäuser als Domkapitular in seine Heimat Köln zurück. Ein Spaziergang zum Abschied.

 Monsignore Rolf Steinhäuser vor dem katholischen Stadthaus. Am Freitag wird er in einem Mittagsgebet in der Maxkirche und bei einem Empfang im Maxhaus verabschiedet. Seine letzte Düsseldorfer Messe hält er am Sonntag in St. Lambertus.

Monsignore Rolf Steinhäuser vor dem katholischen Stadthaus. Am Freitag wird er in einem Mittagsgebet in der Maxkirche und bei einem Empfang im Maxhaus verabschiedet. Seine letzte Düsseldorfer Messe hält er am Sonntag in St. Lambertus.

Foto: B. Schaller

Den Rhein gibt es in Köln und Düsseldorf. Und doch wird Rolf Steinhäuser ihn nach seinem Umzug in die Dom-Metropole vermissen. "Am Rhein gehe ich in den paar freien Minuten, die mir bleiben, am liebsten spazieren. Die Öffnung hin zum Fluss, das hat Düsseldorf gut hinbekommen", sagt der höchste Repräsentant der rund 190.000 Düsseldorfer Katholiken, der morgen und am Sonntag Abschied nimmt. "Ich verlasse mein Zuhause", sagt der 62-Jährige, der als Domkapitular mit Residenzpflicht bald wieder in seiner Geburtsstadt leben wird.

Düsseldorf mit seiner eigenen, bisweilen eigenartigen Mischung aus rheinisch Urigem und turbo-kapitalistisch Modernem hat es Steinhäuser angetan. Es hat ihm Freude bereitet, genau hier Seelsorger zu sein. "Besser als in einem kleinen Nest", sagt er. Eigentlich ist seine Gemeinde klein. Nur zwei Prozent der Düsseldorfer Katholiken, etwa 4000 Seelen, leben zwischen Oststraße und Rhein. Dennoch sind die Altstadtkirchen oft voll. Viele schätzen das Ambiente und die besonderen Angebote in St. Lambertus, in der Andreas- und der Maxkirche.

Beim Gang durch die Altstadt grüßen ihn viele Menschen. Steinhäuser erinnert sich: an die katholische Unternehmerfamilie aus Hamburg, die ihn bat, ihre Steakhaus-Filiale zu segnen, an die Besitzer eines koreanischen Imbisses, die anlässlich der Wahl Benedikts ("Wir sind Papst") in ihrer Nationaltracht in die Lambertus-Basilika eilten. Aber der Theologe zieht auch zum Abschied keine rosa-rote Brille auf. Die längste Theke ist ein lauter Platz. "Junggesellenabschiede, Auseinandersetzungen, Krakeeler - das gehört dazu, wenn man am Stiftsplatz wohnt", sagt er.

Die besondere Düsseldorfer Spannung zwischen Arm und Reich beschäftigt den scheidenden Stadtdechanten. Dass Obdachlose an seiner Tür klingeln, kommt beinahe täglich vor. Schicksale, die manchmal hinter all dem Glanz und Erfolg zu verschwinden drohen. "Mit den Angeboten der Dominikaner und Franziskaner und in den vielen Pfarreien versucht die Kirche, diese Menschen aufzufangen", sagt der Priester. Eine Wunde, die ihn bis heute schmerzt, ist die Aufgabe des Theresienhospitals "zugunsten einer Luxusbebauung." Damit verliere die Altstadt, aber auch die katholische Kirche "ein Stück Identität".

Mit dem Wechsel in die "Dompfaffen-Siedlung" (so nennt der Volksmund die Kölner Kleriker-Häuser an der Burgmauer) hat er "nach einer Herz-OP und dem missglückten Versuch, statt 80 nur noch 60 Stunden pro Woche zu arbeiten" seinen Frieden gemacht.

Vier Oberbürgermeister - von der Sozialdemokratin Marlies Smeets über die Christdemokraten Joachim Erwin und Dirk Elbers bis hin zum SPD-Mann und Presbyter Thomas Geisel - hat Steinhäuser erlebt. "Jeder hatte und hat seine Stärken und natürlich auch seine Grenzen", formuliert er diplomatisch. "Gekonnt" hat er es mit allen, meint er, als er vor dem Maxhaus länger stehen bleibt. "Das war wichtig für die Katholiken und ihre Gäste", sagt er. Genauso wie der Weltjugendtag 2005, die Fusion der vier Altstadt- und City-Pfarreien und die Missionale 2009, bei der die Kirche einen unkonventionellen Zugang zu ihrer Herde suchte. Dass die für 2016 geplante Missionale-Wiederholung verschoben wurde, dürfte Steinhäuser nachdenklich stimmen. Denn als Domkapitular wird er nicht nur das Exerzitienhaus der Diözese neu aufbauen, sondern ist auch für die "Neu-Evangelisierung" zuständig. Ein ganz neu geschaffenes Arbeitsfeld. Darüber, was Neu-Evangelisierung in Zeiten wachsender Glaubensferne und Säkularisierung bedeutet, will der Domkapitular noch einmal mit dem Kardinal sprechen. Weit zum erzbischöflichen Haus hat Steinhäuser es nach seinem Umzug Ende Oktober nicht mehr.

(jj)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort