Düsseldorf Vom Priester zum Amtschef

Düsseldorf · Peter Jäger steht seit acht Jahren an der Spitze der Düsseldorfer Agentur für Arbeit. Morgen feiert er seinen 60. Geburtstag. Als Arbeitsloser meldete er sich einst bei der Behörde – blieb, und wurde schließlich ihr Chef.

 Peter Jäger führt die Düsseldorfer Arbeitsagentur seit acht Jahren. Seinen Priesterberuf gab er vor fast 30 Jahren auf - der Liebe wegen.

Peter Jäger führt die Düsseldorfer Arbeitsagentur seit acht Jahren. Seinen Priesterberuf gab er vor fast 30 Jahren auf - der Liebe wegen.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Peter Jäger steht seit acht Jahren an der Spitze der Düsseldorfer Agentur für Arbeit. Morgen feiert er seinen 60. Geburtstag. Als Arbeitsloser meldete er sich einst bei der Behörde — blieb, und wurde schließlich ihr Chef.

Als Peter Jäger sein Studium beendete, war an seine heutige Karriere bei der Agentur für Arbeit nicht zu denken. Er hatte katholische Theologie studiert und wollte sein Leben in den Dienst der Kirche stellen.

Jäger ist ein Kind des Ruhrgebiets. Geboren wird er am 31. August 1952 in Essen. Er hat eine Zwillingsschwester und fünf weitere Geschwister. Nach dem Abitur bleibt der junge Katholik im Revier, verdient sich zum Studium als Taxifahrer in Bochum Geld hinzu. 1980 geht Jäger nach Rom, lehrt Deutsch und andere Fächer. Er wird zum katholischen Priester geweiht.

Vier Jahre lang bleibt er Geistlicher. Bis er 1984 in Köln eine junge Frau kennenlernt und sich verliebt. Es ist eine Gewissensfrage. "Den Priesterberuf wechselt man nicht wie ein Hemd", sagt Jäger. Der Priester muss sich entscheiden — und er entscheidet sich für die Liebe zu seiner späteren Frau. Ein Problem in der Kirche der 80er Jahre? "So etwas kommt halt schon mal vor. Ich habe es nie bereut", sagt Jäger heute. Er bleibt diplomatisch. So hat er Karriere gemacht.

Seit er nicht mehr Priester ist, ist Peter Jäger arbeitslos. Er meldet sich beim Arbeitsamt, so wie es alle tun, die keinen Job haben. Anstatt den jungen Theologen einfach weiterzuvermitteln, erkennen die Beamten die Talente Jägers. Er durchläuft ein Assessmentcenter, ist erfolgreich und beginnt beim Arbeitsamt selbst. Seine erste Aufgabe ist Vermittler. Danach kommen viele Stationen in verschiedenen Ämtern. Jäger ist ehrgeizig und macht Karriere. Im Jahr 2004 wird der Beamte schließlich zum Chef der Düsseldorfer Agentur für Arbeit berufen. Zu seinem Start in der Landeshauptstadt steht dem "Arbeitsamt" der drastischste Einschnitt seiner Geschichte bevor: die Hartz-Reformen. "Ich war nicht sicher, ob die Umstellung reibungslos klappen würde. Ich hatte Angst, irgendwer würde sein Geld nicht bekommen. Das hätte einen Aufschrei gegeben." Das blieb aus.

Heute leitet Jäger eine Behörde mit 1300 Mitarbeitern. "Die Agentur ist nicht mehr das Arbeitsamt von einst. Das hätte die Hartz-Reformen nicht stemmen können", sagt Jäger. Heute betreut ein Mitarbeiter 150 Kunden, so heißen bei der Agentur die Arbeitslosen. Früher waren es viermal so viele, mit entsprechenden Wartezeiten.

Der Familienvater Peter Jäger lebt im Duisburger Süden an der Grenze zu Düsseldorf. Die Kinder — er hat einen Sohn (25) und zwei Töchter (21 und 23) — sind aus dem Haus. Wenn er in fünf Jahren und sechs Monaten in Rente geht, will Jäger mit seinem Wohnmobil den Kontinent erkunden.

Was von seiner Priesterzeit geblieben ist? "Wenn ich, wie kürzlich bei der Versammlung der Schlecker-Frauen, vor Menschen stehe, die gerade ihre wirtschaftliche Existenz verloren haben, dann ist noch vor dem Arbeitsmarktspezialisten der Seelsorger gefragt."

(RP/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort