Düsseldorf Vogel des Jahres fühlt sich wohl in der Stadt

Düsseldorf · Der Stieglitz ist nicht nur einer der buntesten Singvögel, sondern auch in vielen Bildern und Legenden zu finden. Nun ist er auch der Vogel des Jahres, gekürt von Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Aufgrund seines Gesangs wurde er lange Zeit gern als Käfigvogel gehalten. In Düsseldorf fühlt sich der Stieglitz besonders wohl und ist hier fast überall zu finden.

In der Stadt leben zwischen 250 und 400 Brutpaare. Damit ist der Stieglitz in Düsseldorf im Vergleich zu rückläufigen Populationen anderenorts recht häufig zu finden. Vor allem an Futterstellen tauche er eigentlich immer auf, sagt Tobias Krause vom NABU Düsseldorf. Selbst in einem kleinen Baum an der Birkenstraße befinde sich ein Stieglitz-Nest. Das würden nicht viele Vogelarten tun, so unmittelbar an einer Straße und mit nur wenigen anderen Bäumen in der Umgebung. In seinem Garten hat Krause zwischen Oktober 2015 und März 2016 mindestens 65 individuelle Vögel gesichtet.

Der Stieglitz ernährt sich von Samen und beweist sich bei der Futtersuche gerne als Akrobat. Dabei hängt er auch kopfüber von Ästen. Andere Gattungen füttern ihren Nachwuchs eine Zeit lang mit Insekten, der Stieglitz zieht seine Jungen aber komplett "vegetarisch" auf. Später im Jahr ernährt er sich am liebsten von Distelarten, was ihm auch den Zweitnamen Distelfink eingebracht hat.

Wegen seiner Vorliebe für Disteln und der Färbung seines Kopfes ist er in der christlichen Ikonographie ein Symbol für den Leidensweg Jesu. Eine Geschichte erzählt davon, dass ein Stieglitz (in manchen Versionen auch ein Rotkehlchen) auf dem Haupt Jesu landete, als dieser das Kreuz nach Golgatha trug. Der Stieglitz pickte einen Stachel aus seiner Dornenkrone, ein Tropfen Blut landete dabei auf dem Kopf des Vogels. So erklärt man sich die rote Färbung um den Schnabel. In einer Volkslegende heißt es: "Als Gott allen Vögeln ihre Farben gab, blieb der Stieglitz bescheiden in der hintersten Ecke sitzen und wartete ab, bis er als Letzter an der Reihe war. Gott suchte daraufhin aus jedem Topf noch einen kleinen Farbrest und so bekam der Stieglitz den roten Schnabelgrund, den schwarzen Scheitel und Schwanz, die schwarzen Flügel mit der gelben Binde darüber, die weißen Tupfen an Kopf, Flügeln und Schwanz, den lichtbraunen Rücken und die gelbweiße Unterseite."

Mit dem Stieglitz als Botschafter starten NABU und LBV die Aktion "Bunte Meter für Deutschland". Möglichst viel wildkrautreiche Grünfläche sollen als Lebensraum für Singvögel geschaffen oder erhalten werden. Denn die Zahl der Stieglitze hat bundesweit von 1990 bis 2013 um 48 Prozent abgenommen.

(RP)
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