Brauchtum in Düsseldorf Probleme sind da, um gelöst zu werden

Derendorf · Beim Schützenfest in Derendorf ging so einiges schief. Aber die Sebastianer zeigten sich flexibel und wussten auf alles eine Antwort.

 Auch der Tanzalarm im Festzelt fiel nicht ins Wasser: Stefanie Kautz sprang ein, die Kinder dankten es ihr mit großem Engagement.

Auch der Tanzalarm im Festzelt fiel nicht ins Wasser: Stefanie Kautz sprang ein, die Kinder dankten es ihr mit großem Engagement.

Foto: Marc Ingel

Die Berichterstattung über ein Schützenfest mit den Folgen von Corona zu beginnen, ist mittlerweile eigentlich müßig, haben doch alle Vereine so ihre Probleme. In Derendorf kommt man irgendwie aber nicht drumherum, denn es braute sich so einiges zusammen. Umso erstaunlicher war da, dass die Mitglieder des Schützenvereins nie in Panik verfielen, sondern mit Umsicht nach der passenden Alternative suchten.

So richtig weiß Schützenchef Dirk Schurse gar nicht, wo er anfangen soll. Vielleicht damit: Die Kirmes, die auch vor Corona schon ein wenig zusammengeschrumpft war, fiel in diesem Jahr noch ein wenig kleiner aus. „Die Schausteller, die die Krise überlebt haben, finden einfach kein Personal. Wenn dann noch aktuelle Corona-Fälle hinzukommen, hagelt es kurzfristig Absagen“, erklärt Schurse. Eine Absage kam auch von der Band Valentino, die doch eigentlich dafür sorgen sollte, dass der Samstagabend im Festzelt zu einer großen Party wird. „Zwei Corona-Fälle heißt, dass 50 Prozent der Band ausfallen“, so der Chef. Einen Tag vorher konnte mit Sound Convoy noch kurzfristig Ersatz besorgt werden. Auch für den „Tanzalarm“ mit Kindern musste umdisponiert werden: Nach der Absage von Daniel Budde sprang Stephanie Kautz vom Tanzstudio Düsseldorf ein.

 Der Derendorfer Schützenfamilie hält Einzug auf dem Kirmesplatz am Vogelsanger Weg.

Der Derendorfer Schützenfamilie hält Einzug auf dem Kirmesplatz am Vogelsanger Weg.

Foto: Marc Ingel

Der Betreiber des Cocktailstandes sagte ebenfalls auf den letzten Drücker ab. „Der 2. Chef aus Eller hat das dann gemacht“, sagt Schurse, der überhaupt dafür plädiert, dass die Vereine in schwierigen Zeiten und leerer Kassen enger kooperieren. „Strom ist so ein Problem, du kriegst seit dem Hochwasser im vergangenen Jahr kaum noch Transformatoren für den Schützenplatz, in Gerresheim ist deswegen die komplette Kirmes abgesagt worden.“ Eine Idee: Die Vereine tun sich zusammen, kaufen mehrere Geräte und geben sie weiter, wenn das eigene Fest abgeschlossen ist. Um Schaustellern entgegenzukommen, sollten auch die Termine besser koordiniert werden. „Wenn du für drei Tage Kirmes aus Norddeutschland angereist kommst und danach direkt wieder zurück musst, überlegst du dir zweimal, ob das eine Woche später noch mal sein muss“, nennt der Schützenchef ein Beispiel.

Der Schützenzug hat seit einer halben Ewigkeit seine angestammte Strecke. Doch zu der Baustelle an der Nordstraße gesellten sich kurz vor dem Wochenende auch noch Arbeiten an Fernwärmeleitungen auf der Rather Straße. Konsequenz: Der Festzug musste binnen kürzester Zeit umgeleitet werden. „Da kam dann auch mein Oberst ganz schön ins Schwitzen. Das muss ja alles mit Stadt und Polizei abgestimmt sein“, erzählt Schurse. Überhaupt würde es nach der langen Corona-Pause in der Zusammenarbeit mit der Verwaltung nach Personalwechseln noch ein bisschen ruckeln. „Es ist aktuell nicht möglich, zentral alles zu regeln. Man braucht zig Anläufe, um für Verkehr, vom Ordnungsamt, Gartenamt und der Rheinbahn alles genehmigt zu bekommen. Und im nächsten Jahr fängst du wieder bei Null an“, berichtet Schurse. 

Nicht viel, aber manches erledigt sich dann auch mal von selbst. Als die Gesellschaft St. Barbara sich auflöste, weil nur noch drei Mann übrig waren, wurde sie wiederbelebt – von Frauen. „Die haben sich gedacht, warum sollen wir etwas Neues gründen, wenn man doch an Bewährtes anknüpfen kann“, zeigt sich Schurse dankbar.

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