CDU will Erziehungscamps und Videoüberwachung „Video-Kamera bringt nichts“

Düsseldorf · Mit Erziehungscamps, Videoüberwachung auf Schulhöfen und Schülergerichten will die CDU gegen Jugendgewalt vorgehen. Schulleiter und Kripobeamte aus dem Düsseldorfer Süden sind skeptisch.

CDU will Erziehungscamps und Videoüberwachung: „Video-Kamera bringt nichts“
Foto: ddp, ddp

Kann Videoüberwachung Gewalt und Drogenkriminalität an Schulen eindämmen? Schulleiter im Düsseldorfer sind skeptisch. "Das bringt nichts", sagt Claudia Schuster, Leiterin der Hauptschule Garath-West. Gerade an kleineren Schulen seien die Lehrer selbst viel besser in der Lage, den Schulhof zu überwachen. "Als Schulleiterin muss ich doch wissen, wer zu meiner Schule gehört und wer nicht." Viel wichtiger sei es, möglichst frühzeitig pädagogisch einzugreifen, "damit rechtsfreie Räume erst gar nicht entstehen." Auch ihr Kollege Hans-Gerd Pröpper von der Theodor-Litt-Realschule winkt ab: "Wenn es Delikte gibt, dann in versteckten Ecken, dort wo eine Videokamera nicht hinreicht." Und Gabriele Lohscheller von der katholischen Hauptschule Itterstraße fragt: "Wer soll die Video-monitore überwachen und auswerten? Der Hausmeister?" Auch die von der CDU geforderten Zwangserziehungskurse für Eltern hält sie nicht für sinnvoll. "Viele Eltern brauchen Unterstützung, das geht nicht unter Zwang."

Einwände hat auch Benraths Kripo-Chef Gerd Fuselbach: "Öffentliche Videoüberwachung kann dort sinnvoll sein, wo sie von Menschen professionell bedient wird und entsprechende Einsatzmittel bereitstehen." Als Beispiel nennt er den Bolker Stern in der Altstadt, der von der Polizei überwacht wird. An Schulen gebe es solche Voraussetzungen aber nicht. Und: Die Bildqualität eines Videomonitors sei häufig so schlecht, dass Täter nicht eindeutig identifiziert werden könnten. Mehr Zustimmung findet der Vorschlag eines Schülergerichts (s. Info). Schüler als interne Laienrichter wie bei einem Schöffengericht einzusetzen, hält Hans-Gerd Pröpper für erwägenswert. Das könne Handlungsmöglichkeiten und Verantwortungsbewusstsein bei Schülern stärken. Das findet auch Gabriele Lohscheller. "Schüler lernen auf diese Weise, mit Konflikten umzugehen." Und: "Das könnte die Lehrer entlasten." Bisher gemachte gute Erfahrungen mit Klassenrat und Streitschlichter-Programmen bestätigten das.

Positiv bewertet Kripochef Fuselbach den Vorschlag, das Jugendstrafrecht bei über 18-Jährigen nur im Ausnahmefall anzuwenden. "Gleiche Rechte, gleiche Pflichten." Brauchen wir Erziehungscamps? "Viele Jugendliche bekämen dort durch Kontakt mit anderen den letzten kriminellen Schliff". Ein funktionierendes Netzwerk aus Polizei, Jugendämtern, Kirchen und Jugendfürsorge könne weit besser helfen, junge Kriminelle zurück auf den richtigen Weg zu bringen.

(RP)
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