Düsseldorf Joachim-Erwin-Straße noch vor der Wahl?

Düsseldorf · Hinten den Kulissen wird immer noch um die Benennung eines Platzes oder einer Straße nach dem 2008 verstorbenen OB gerungen. Eine Einigung ist schwierig – die Vorstellungen des Rathauses und der Familie liegen weit auseinander.

Joachim Erwin: Seine Amtszeit in Bildern
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Hinten den Kulissen wird immer noch um die Benennung eines Platzes oder einer Straße nach dem 2008 verstorbenen OB gerungen. Eine Einigung ist schwierig — die Vorstellungen des Rathauses und der Familie liegen weit auseinander.

Auch im sechsten Jahr nach dem Tod des früheren OB Joachim Erwin ist offen, wie und wo man den 1999 gewählten Rathaus-Chef ehren könnte. Erwin selbst hatte in einem so genannten Testament dazu aufgefordert, sich nicht zu streiten um eine Straße mit seinem Namen. Aber genau das ist längst passiert.

Vor allem gibt es derzeit keinen Kontakt zwischen der Familie des Verstorbenen und dem Rathaus, also OB Dirk Elbers. Der hatte zuletzt erklärt, er werde auf die Witwe, Hille Erwin, zugehen. Das war lange vor dem Jahreswechsel, aber seinerzeit erklärte Hille Erwin, es habe keinerlei Gespräche gegeben. Jetzt darauf angesprochen sagt sie nur so viel: "Ich sage dazu gar nichts mehr!"

Bei Elbers ist es ähnlich. Er bleibt dabei, man habe das Thema im Auge, mag sich aber auch nicht näher äußern.

In CDU-Kreisen ist jedoch bekannt, dass es offenbar eine unüberwindbare Meinungsverschiedenheit zwischen der Familie und der bürgerlichen Mehrheit im Rathaus gibt: Man geht davon aus, dass die Familie es für angemessen hielte, den früheren Jan-Wellem-Platz (auf dem heute der Kö-Bogen steht) nach Joachim Erwin zu benennen. Und dafür würde es im Konstrukt CDU-FDP keine Mehrheit geben. Elbers selbst hat die Idee, eine im Rahmen der Bebauung Kö-Bogen entstehende Baum-Allee nach Erwin zu benennen, abgelehnt, weil er meint, dies sei ja keine richtige Adresse.

Im privaten Umfeld der Familie Erwins weiß man dagegen, dass man dort keineswegs eine bestimmte Straße oder einen bestimmten Platz im Auge hat, jedoch nicht erleben will, wie irgendeine Straße in einem neuen Gewerbe- oder Wohngebiet nach Erwin benannt wird. Dann lieber gar keine Ehrung, heißt es von dort. Als negatives Beispiel hat man zwei Straßen in der Airport-City vor Augen, die nach Klaus Bungert (SPD-OB von 1974-79, 1984-94) und Peter Müller (CDU-OB von 1961 bis 64) benannt sind — eine Ehrung, die keine ist, wie man meint. Beide Ehrungen wurden übrigens noch von Erwin umgesetzt.

Zwei Vorstöße in dieser Sache sind zudem bisher gescheitert: 2009 brachte der damalige CDU-Landtagsabgeordnete Olaf Lehne die Idee auf, die Flughafenbrücke nach Erwin zu benennen. Davon abgesehen, dass viele der Meinung waren, dies sei — kein Jahr nach dem Tod des OB — viel zu früh, gab es aus Meerbusch Widerstand, weil die Brücke zur Hälfte auf dem Gebiet des Nachbarn steht.

Und als 2012 die Jonges forderten, den neu entstehenden Platz neben der Johanneskirche nach Erwin zu benennen, kam eine empörte Reaktion von Dirk Elbers, der den Verein und vor allem dessen damals neuen Baas Wolfgang Rolshoven in die Schranken wies und sich jede Form weiterer Vorschläge verbat. SPD-OB-Kandidat Thomas Geisel, der ebenfalls die Meinung kundtat, der frühere OB verdiene eine Ehrung, wurde unterstellt, er tue dies nur aus politischem Kalkül.

Klar äußert sich FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann: "Wir sollten uns damit Zeit lassen und werden einen angemessenen Platz finden." Womöglich hat ein gänzlicher neuer Vorschlag eine Chance: Es kursiert die Idee, Erwin zu ehren, indem man einen Teil des Rheinufers unterhalb des Ehrenhofs nach ihm benennt. Offiziell vorgeschlagen hat das aber noch keiner.

(RP)
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