Analyse zum Düsseldorfer Unternehmen Verschwindet die Traditionsmarke Zamek?

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Fertigsuppenhersteller Zamek hat nach mehr als 80 Jahren Insolvenz beantragt. Der Preisdruck der großen Discounter auf den Hersteller von Eigenmarken war enorm, sagen Insider. Zamek hatte zu lange ein zu großes Warensortiment.

Das ist die Zamek-Gruppe
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Foto: ch. göttert

Die Nachricht von der drohenden Pleite des Fertigsuppenherstellers Zamek hat die Düsseldorfer schockiert. Diese Woche sind die neu ernannten Geschäftsführer zum Düsseldorfer Amtsgericht gegangen und haben einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Zamek, das ist eine Marke, die von vielen Düsseldorfern als typisch für ihre Stadt empfunden wird — Zamek gehört zu Düsseldorf wie Altbier, Löwensenf, Teekanne und Mannesmann. Ben Zamek Senior startete 1932 in Düsseldorf und gilt als Erfinder des Brühwürfels. Er übernahm 1936 die frühere Seifenfabrik Eureka in Reisholz und baute dort eine Fabrik für Fertigsuppen auf.

 Werksverkauf auf dem Firmengelände von Zamek in Reisholz am Tag der Verkündung des Insolvenzantrags.

Werksverkauf auf dem Firmengelände von Zamek in Reisholz am Tag der Verkündung des Insolvenzantrags.

Foto: Andreas Endermann

Das Herz der Düsseldorfer aber eroberte die Firma beim Sport. Der heutige Mehrheitseigentümer und Enkel des gleichnamigen Gründers, Ben Zamek war jahrelang bei der DEG engagiert, ebenso im Tennissport. Von 1989 bis 1993 trug die Fortuna das rote Emblem von Zamek auf dem Trikot. Die Zameks galten als Suppenkönige, engagiert in der Stadt und mit Sportgrößen wie Franz Beckenbauer eng befreundet. Zamek war eine Marke, die mit den Branchenführern Maggi und Knorr in einem Atemzug genannt wurde. Doch irgendwann verfolgte die vergleichsweise kleine Familienfirma Zamek eine andere Strategie. Anstatt mit viel Werbung und Sponsoring die eigene Marke hoch zu halten, setzte man auf die Discounter. Neben Produkten mit dem roten und bekannten Zamek-Label produzierte man zunächst die Billig-Marke "Dr. Lange". Diese wurde und wird in diversen Supermarktketten als preiswerte Alternative zu Maggi, Knorr und Co. angeboten. Und auch darüber hinaus bediente Zamek die Discounter. Es wurde zur Spezialität der Firma, Supermarktketten eine komplette Eigenmarke zu liefern, mit Produkten von der Tütensuppe über Brühwürfel und Dosensuppen bis zu Salatsauce. Alles aus einer Hand.

Das klingt lukrativ, hat aber einen gewaltigen Haken: Auf dem Markt um die No-Name-Produkte agieren dutzende Anbieter, aber nur vier, fünf große Handelskonzerne. Und die haben große Marktmacht und diktieren Preise und Konditionen. Und ein erfolgreicher Eigenmarken-Produzent muss vor allem eines sein: preiswert.

Wir können nicht in die Bücher des Unternehmens blicken, aber es deutet Einiges darauf hin, dass Zamek sich verzettelt hat, und dadurch die Preisführerschaft verlor. Mehr als 1100 Produkte hatte Zamek im Angebot. Im Herbst wurden 600 davon radikal aus der Palette gestrichen. Doch da war es vielleicht schon zu spät. Die Verlagerung von Produktion nach Polen und Ostdeutschland sollte die Kosten senken. Doch beim Produktionsstart im polnischen Sulechow kam es zu teuren Verzögerungen. Das alles könnte Zamek letztlich das Genick gebrochen haben.

Bedeutet das nun das Ende der Traditionsmarke? Das muss keineswegs so sein. Zamek strebt eine Insolvenz in Eigenregie an. Die Geschäfte laufen weiter, die Gläubiger haben erst mal keinen Zugriff — eine Art Schutzschirm nach US-Vorbild. Und das Management wurde erneuert. An der Spitze steht jetzt der Sanierungsexperte Reiner Wenz. Dieser war zuletzt an der Sanierung des insolventen Saarbrücker Wurstherstellers Höll beteiligt. Für den wurde inzwischen ein Investor gefunden. Auch in Düsseldorf gibt es positive Beispiele für eine Sanierung nach der Insolvenz, etwa beim Bilker Schraubenhersteller Max Mothes, der heute am neuen Standort in Neuss gute Gewinne einfährt.

Heute wird Wenz den Mitarbeitern bei einer Betriebsversammlung die harten Fakten auf den Tisch legen. Sie werden ihren Teil zu einer Sanierung beizutragen haben. Einige werden sicher ihren Job verlieren. Zahlen werden die Gläubiger und wohl auch die Eigentümerfamilie. Aber mit einer Konzentration auf das Kerngeschäft kann eine Rettung von Zamek gelingen.

(RP)
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