Düsseldorf Verloren: Ein Handy voller Hochzeitspläne

Düsseldorf · Im iPhone hatten Nina und Michael viele wichtige Daten. Ein Unbekannter brachte es ins Fundbüro. Und da muss es vorerst bleiben.

Es ist wieder da. Aber obwohl ein ehrlicher Unbekannter (könnte natürlich auch eine Frau gewesen sein) das Smartphone gefunden hat, das Nina am Wochenende verloren hatte, kann die Unterbilkerin es nicht benutzen. Denn es wird sicher verwahrt — im Fundbüro.

Vor knapp drei Monaten stieg Nina vom alten Handy auf ein schickes Smartphone mit Apfel um. "Und innerhalb kürzester Zeit war sie abhängig", erzählt ihr Freund Michael Köster. Alles wurde ab sofort mit dem — gebraucht gekauften — Handy geregelt. Sogar die Planung der Hochzeit, die im Juli ansteht. Bis vorigen Samstag. Von der Nacht der Museen waren die beiden noch zu Freunden gefahren, die sie spät zurück nach Unterbilk brachten. An der Kronprinzenstraße stiegen Nina und Michael aus dem Auto, liefen knapp 40 Meter bis zu ihrer Wohnung. Dass das iPhone irgendwo da aus einer Tasche gefallen sein muss, bemerkte Nina erst am nächsten Tag. "Wir haben alles abgesucht — ohne Erfolg." Und auch Anrufversuche nützten nichts, denn inzwischen war der iPhone-Akku leer.

"Wir haben nicht wirklich damit gerechnet, dass wir das Telefon noch einmal wieder kriegen", sagt Michael. Also wurde ein neues bestellt und die Sim-Karte beim Anbieter gesperrt. Trotzdem hat er Zettel gedruckt und im Viertel aufgehängt. "Hilfe! SOS! Wer hat mein iPhone gefunden?"

Mittwoch dann kam der Anruf vom Netzbetreiber. "Ihr Handy ist wieder da." Die Mitarbeiter im städtischen Fundbüro hatten den Provider informiert, der anhand der Sim-Kartennummer Michael Köster als Vertragspartner identifiziert hatte. Die Freude war groß — und Michael aktualisierte die Suchplakate an den Laternenpfählen sofort mit einem fetten "Dankeschön", lobte in seinem Facebook-Blog BilkOrama: "Es gibt supernette NachbarInnen".

Am liebsten würden sie sich natürlich selbst bedanken. "Es ist ja nun wirklich nicht mehr selbstverständlich, dass so ein Handy abgegeben wird", sagt Michael Köster. Drum würden er und Nina die Finderin — oder den Finder — auch gern mal kennenlernen. Nur bei Nina anrufen kann derjenige nicht. Ihr Smartphone liegt nämlich immer noch im Fundbüro.

Dass die Sim-Karte darin Michael Köster gehört, wissen die Mitarbeiter des Fundbüros zwar vom Netzbetreiber. Aber das weist ihn ja noch lange nicht als Telefonbesitzer aus. Und streng genommen gehört das iPhone ja auch Nina. Für die es aber Michael bestellt hatte, auf dessen Namen auch der Handyvertrag läuft. Ein ganz normaler Vorgang unter Paaren — bloß fürs Amt ungeklärte Eigentumsverhältnisse. Da hilft auch nix, dass Michael genau beschreiben konnte, in welcher Hülle das Handy steckt und wessen Visitenkarte dahinter klemmt.

Eigentlich, sagt er, findet er die Genauigkeit beim Amt ja gut. Schließlich könnte ja sonst jeder kommen und sich als Eigentümer eines Gegenstands ausgeben, der im Fundbüro liegt. Was dort abgegeben wurde, steht nämlich — samt Fundort — im Internet. Und bis Michael den Beweis für den Kauf gefunden hat, steht auf dieser Liste da auch noch Ninas iPhone. Für alle, die ihr verlorenes Smartphone längst aufgegeben haben: Ninas ist bei weitem nicht das einzige.

(RP)
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