Mobilität in Düsseldorf Die ausgebremste Verkehrswende – trotz EM

Analyse | Düsseldorf · Wer sich vom Großereignis Schwung für wichtige Mobilitätsprojekte erhofft hatte, wird enttäuscht. Obwohl anders geplant, werden sie erst nach 2024 fertig. Wo es derzeit hakt.

Neue Gleise mit Blick auf den Flughafen im Hintergrund: Nicht nur die Brücke für die U81 ist derzeit eine große Baustelle, auch die Verkehrswende selbst ist eine.

Neue Gleise mit Blick auf den Flughafen im Hintergrund: Nicht nur die Brücke für die U81 ist derzeit eine große Baustelle, auch die Verkehrswende selbst ist eine.

Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Sechsmal steht der Begriff „Mobilitätswende“ in der Kooperationsvereinbarung von CDU und Grünen. „Hier werde ich Tempo machen!“, verspricht Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) in seinem Blog beim Ausbau von Fahrradwegen und ÖPNV. Verbal zumindest stehen die politischen und städtischen Verantwortlichen beim Thema Verkehrswende nicht auf der Bremse. Faktisch reiht sich allerdings eine Verspätung an die nächste. Ein gutes Jahr vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft zeigt sich zudem: Selbst von diesem Großereignis sind letztlich keine Impulse für eine Beschleunigung mehr zu erwarten.

Vielmehr ist das Ziel Europameisterschaft zeitlich zuletzt immer wieder gerissen worden. Den Auftakt machte da das Prestigeprojekt U81, mit der Anbindung des Flughafens an das Stadtbahnnetz. Vor knapp drei Jahren hieß es zum Bau des ersten Stücks vom Freiligrathplatz zum Airport in einer Mitteilung der Stadt: „Mitte 2024 soll die Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnittes erfolgen.“ Die Hoffnung war auch, dass zur Europameisterschaft anreisende Fußballfans das Stadion besser erreichen können. Frühestens 2025 könnte die U81 nun auf ihrem ersten Abschnitt unterwegs sein.

Aus der Stadt kommend sollten die Kapazitäten bei den Rheinbahnen zudem auf der Achse über die Kaiserswerther Straße ausgebaut werden, ebenfalls „im Hinblick auf die Fußball-EM 2024“ hieß es in einer mehr als zwei Jahre alten Beschlussvorlage für ein Planungs- und Umbaukonzept, das mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht wurde. Zuletzt jedoch kamen Bedenken bei der inzwischen konkreter vorliegenden Planung bei der Politik auf, vor allem bei der CDU. Ergebnis: Gebaut wird erst einmal nicht, sondern eine Kosten-Nutzen-Analyse angestrengt. Die U78 wird also nicht rechtzeitig mit Vier-Wagen-Zügen fahren. Im Ergebnis muss die Stadt über Bus-Shuttles den Erfordernissen der Uefa gerecht werden.

Das ist im Hinblick auf die EM natürlich kein großes Drama, ein ausverkauftes Stadion plus Messe wird auch heute schon bewältigt. Aber so sinnvoll Kosten-Nutzen-Kalkulationen auch sind, diese wäre sicher auch früher möglich gewesen.

Klar ist auch: Eine Stadt hat langfristig nichts davon, wenn Infrastruktur nur für ein Großereignis ausgebaut und danach überflüssig wird. Doch die Verkehrswende ist in Düsseldorf auch ohne EM ein hoch dringendes Projekt, schon allein aufgrund der städtischen Klimaziele. Die Hoffnung, dass ein solches Großereignis für den nötigen Rückenwind sorgt, ist nun allerdings enttäuscht worden.

Das gilt übrigens auch für eine bessere Anbindung der Arena für Fahrradfahrer, die teilweise am Rhein entlang über Schotterwege und Buckelpisten geführt werden, was schon lange ein Ärgernis ist. Eine Verbesserung vor der EM auch im Hinblick auf den nur schmalen Radweg auf dem Bordstein stadteinwärts gibt es offenbar nicht, wie Nachfragen der Politik im Ausschuss aufzeigten. Ein Parkhaus für Fahrräder an der Arena ist zudem verschoben worden, da es sich bei der EM in einem nicht zugänglichen Bereich befunden hätte, wie Verkehrsdezernent Jochen Kral zuletzt ausführte. Aufgrund dieses Sicherheitsbereichs kann ja auch der Arena-Bahnhof nicht genutzt werden.

Die fünf Spiele bei der EM in Düsseldorf sind sicher nicht mit Olympischen Spielen in einer Stadt zu vergleichen, wie sie Paris derzeit zu einem Ausbau der Infrastruktur für Bahn und Rad motivieren. Und auch in Paris wird nicht alles rechtzeitig fertig. Zudem kann die EM in Düsseldorf trotzdem zu einem großen, gelungenen Fest werden.

Dennoch, mehr Schwung hätte die Verkehrswende im Hinblick auf die Europameisterschaft gutgetan. Denn auch andere Projekte gehen nur schleppend voran. Der Ausbau der Fahrradwege kommt längst nicht so wie geplant, auch auf die neuen Rheinbahnen wartet man länger als gedacht, sodass nach Duisburg immer noch nach langsamerem Takt gefahren wird. Zudem verpasst Düsseldorf Chancen, sich auf großer Bühne noch moderner zu präsentieren.

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