Studie zum Verkehr Wie lange Düsseldorfer im Stau stehen

Düsseldorf · Zur Stauhauptstadt NRWs war Düsseldorf im Jahr 2021 gekürt worden, jetzt liegt die jährlich wiederholte Studie erneut vor. Warum das Ergebnis eine große Überraschung ist.

Ein immer noch häufiges Bild in Düsseldorf: Stau. Hier zu sehen auf der B8.

Ein immer noch häufiges Bild in Düsseldorf: Stau. Hier zu sehen auf der B8.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Autoverkehr in Düsseldorf lief im vergangenen Jahr deutlich flüssiger als in den Jahren zuvor (mit Ausnahme des ersten Pandemiejahres 2020). Das führt dazu, dass die Stadt im Städtevergleich deutlich besser abschneidet. Noch 2021 war Düsseldorf in der weltweiten Studie „Global Traffic Scorecard“ von Inrix Stauhauptstadt in NRW gewesen und bundesweit auf Platz sechs gelandet. Der Zeitverlust für Pendler in Stoßzeiten im Vergleich zur freien Fahrt hatte damals aufs Jahr gesehen 43 Stunden betragen, 2022 waren es jetzt nur noch 30 Stunden.

Mit diesem Wert rutscht Düsseldorf aus den Top Ten oder besser Flop Ten heraus und liegt nur noch auf Platz 28 im Vergleich der staureichsten Städte in Deutschland. In NRW stehen Köln und Bonn mit 38 und 32 Stunden schlechter da, im bundesweiten Vergleich alle anderen der sieben bevölkerungsreichsten Städte. Die drei größten Staumetropolen sind in folgender Reihenfolge München (74 Stunden), Berlin und Hamburg.

Was erstaunt: Düsseldorf kommt sogar seinem Ergebnis aus dem ersten Coronajahr 2020 (27) nahe, das von Lockdowns geprägt war. Wie sich die deutliche Verbesserung erklären lässt, ist schwer zu sagen. Auffallend ist, dass die B8, der sogenannte Lastring, von Mecumstraße bis Brehmplatz jetzt nicht mehr unter den Top-Staufallen in Deutschland auftaucht. (Andere besonders belastete Straßen weisen nun eine deutlich höhere Belastung auf als zuvor.)

Noch Ende 2021 gab es wegen der Strecke Diskussionen in der Politik, in der CDU war der Ruf nach dem Bau der Ortsumgehung Oberbilk zur Entlastung der B8 wieder lauter geworden, zudem war die erneuerte Ampelschaltung kritisiert worden. Inwieweit es dort Verbesserungen gegeben hat und wie die Staulage generell bewertet wird, beantwortete die Stadt gestern auf Nachfrage unserer Redaktion noch nicht.

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Foto: Christoph Schroeter

Iko Tönjes vom Verkehrsclub Deutschland in Düsseldorf rät allerdings auch dazu, die Statistik mit Vorsicht zu genießen. So seien doch deutliche Ausschläge bei den ermittelten Werten im Jahresvergleich festzustellen. Das sehr schlechte Abschneiden Düsseldorfs 2021 sowie das gute ein Jahr später sollten deshalb nicht allzu hoch gehängt werden. „Da ist sicher auch eine Menge Zufall dabei.“

Zudem ordnet Tönjes den auf den ersten Blick beeindruckenden Wert von 30 Stunden Stau pro Jahr ein. Zum einen gehe es nicht allein um Stau, sondern letztlich nur um Verzögerungen gegenüber freier Fahrt. Und hochgerechnet aufs Jahr kommt Tönjes bei 220 Arbeitstagen auf acht Minuten Verzögerung pro Tag. „Das sind weniger Verspätungen als bei Nutzung des ÖPNV.“

Über die Gründe für die auffallend starke Verbesserung der Stadt im Vergleich mit anderen Kommunen kann Tönjes nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise seien veränderte Baustellen auf der A 46 ein Grund oder tatsächlich verbesserte Ampelschaltungen auf der B8. Mehr Radverkehr könnte ein weiteres Puzzleteilchen sein. Mehr Homeoffice dagegen dürfte keine Rolle spielen, da der Anteil 2021 schon höher als früher gewesen sein dürfte. Auch die Umweltspuren endeten bereits Anfang März 2021.

Düsseldorf liegt mit deutlich weniger Staustunden übrigens alles andere als im Trend. Bundesweit zeigt sich laut Inrix, dass das Verkehrsaufkommen mittlerweile wieder über dem Vorkrisenniveau liegt. Damit sortiert sich Deutschland allerdings international längst nicht unter den Spitzenplätzen der Länder mit besonders hohem Verkehrsaufkommen ein.

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