Verkehr in Düsseldorf Die Rückeroberung des Parkraums

Düsseldorf · Unter dem Motto „Platz für ein gutes Leben“ besetzen am Park(ing) Day verschiedene Privatgruppen, Initiativen und Vereine in Düsseldorf Parkflächen und nutzen sie als öffentlichen Aufenthaltsort für den Dialog.

An der Oststraße besetzten Aktivisten 2021 bereits Parkraum, die Demo war offiziell bei der Polizei angemeldet.

An der Oststraße besetzten Aktivisten 2021 bereits Parkraum, die Demo war offiziell bei der Polizei angemeldet.

Foto: Mutbürgerdokus

Zwölf Quadratmeter braucht ein parkendes Auto im Durchschnitt – und das für rund 23 Stunden pro Tag. „Dabei gibt es auch viele Autos, die gar nicht bewegt werden, oder nur ein Mal in der Woche“, sagt Steffi, die schon 2021 beim Park(ing) Day mitgemacht hat. Da sie es schon erlebt hat, von Menschen wegen ihrer Haltung angegangen worden zu sein, möchte sie nicht ihren vollen Namen in der Zeitung lesen. Für die Umwelt sei es zwar gut, wenn man auf Autofahrten verzichte, dennoch nehme der Wagen viel Platz weg – den man auch anders nutzen könnte.

Eben dies soll mit dem Park(ing) Day am 16. September zwischen 14 und 18 Uhr gezeigt werden: Hier lässt sich Aufenthaltsfläche im öffentlichen Raum schaffen, ein Ort zum Zusammenkommen, zum Spielen oder als entsiegelte, grüne Fläche. „Allein die Hitze jetzt zeigt ja schon: Je mehr Pflanzen in der Umgebung sind, desto kühler ist es dort – während die bebauten Flächen sich noch zusätzlich aufheizen“, fasst Steffi zusammen.

Statt des eigenen Autos gibt es gerade auch für Menschen, die nicht auf den Wagen angewiesen sind, die Möglichkeit, auf Carsharing-Angebote zurückzugreifen, auf das Fahrrad oder den ÖPNV, so die Initiative, die in diesem Jahr den Park(ing) Day organisiert. Interessierte können sich per Mail an diese Initiative wenden, dort erhalten sie dann alle Infos. Denn einfach so lassen sich die Parkplätze nicht besetzen. Vielmehr handelt es sich um viele kleine Einzel-Demonstrationen, die jeweils bei der Polizei angemeldet werden müssen.

Wichtig dabei: Es darf sich nicht um eine kommerzielle Nutzung handeln – verschenkter Kuchen oder Kaffee wäre also okay, der Verkauf allerdings untersagt. „Auch ein Trödelmarkt auf dieser Fläche wurde nicht gestattet“, erzählt Steffi. Dennoch gebe es bereits jetzt viele Mitstreiter. Bislang sei in vielen Stadtteilen mindestens eine Aktion geplant, von Oberkassel bis Flingern, Zooviertel bis Gerresheim. Auf der Königsallee finden sich vor allem die Vereine und Initiativen ein, die mit Information, Diskussion, Kunst, Musik und Mitmachaktionen auf die Problematik aufmerksam machen, die durch die zugeparkte Stadt entsteht.

Bilder des Tages aus Düsseldorf
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Foto: Marc Ingel

Norbert Czerwinski von den Grünen ist auch Teil des Park(ing) Days, er wird an der Bilker Kirche mit dabei sein. „Das ist eine großartige Aktion, die es auch in der Vergangenheit schon häufiger gab“, sagt er. Die Resonanz der Menschen sei bislang immer positiv gewesen, viele suchten das Gespräch oder drückten ihre Zustimmung aus. Auch auf Dauer soll etwas geschehen.

Czerwinski verweist auf die Nachbarschaftszonen, die in Düsseldorf getestet werden sollen: Mit wenig Aufwand sollen Straßen – nach Abstimmung mit den Anwohnern – in verkehrsberuhigte Zonen umgewandelt werden. Auch die Kosten wären niedriger, weil die Straße selbst nur mit mobilen Elementen und Piktogrammen verändert werden müsse, allerdings nicht baulich.

Auch Martin Volkenrath (SPD) schätzt das kreative bürgerliche Engagement, sieht aber auch die Politik in der Verantwortung. Man wolle die Verkehrswende, er sei aber nicht der Meinung, dass dies mit einer Gleichberechtigung aller einhergehen könne. Vielmehr müsse man eine komplette Neuverteilung des öffentlichen Raumes vornehmen, sagt Volkenrath.

Diese Umverteilung kann aber nicht ohne die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger geschehen – umso wichtiger, dass diese sich auf diese Weise organisieren und den Dialog miteinander suchen. „Nur so können wir Vorurteile, Zweifel und Ängste abbauen, denn Kommunikation ist auch hier das Wichtigste“, sagt Steffi im Hinblick auf den kommenden Aktionstag.

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