Test in Düsseldorf Vergleichen lohnt sich beim Schmuckverkauf

Düsseldorf · Viele Juweliere und Ankäufer locken mit Angeboten. Wir haben getestet, wie seriös die Händler beim Ankauf von Schmuck sind.

Goldschmiedin Anke Plöger untersucht ein Schmuckstück mit einer Lupe.

Goldschmiedin Anke Plöger untersucht ein Schmuckstück mit einer Lupe.

Foto: Holger Lodahl

Seit Jahren liegt die Goldkette tief vergraben in der Schublade, die Perlen der verstorbenen Tante sind nicht mehr modern und Broschen trägt heute eigentlich kaum noch jemand. Aber wohin mit dem ganzen Schmuck?

Drei Möglichkeiten hat der Eigentümer: Entweder er findet einen Liebhaber für das alte Stück oder er wartet darauf, dass es mit den Jahren vielleicht wertvoller wird und wieder in Mode kommt. Oder er sucht sich einen Händler, der ihm ein Angebot macht.

Wer fair beraten und ausgezahlt werden will, "der sollte lieber zum Goldschmied oder Juwelier gehen", sagt Joachim Dahmen von der Goldschmiedeinnung. "Im Goldankauf werden Steine oft nicht mit eingerechnet", sagt er. Die Beratung sollte kostenfrei sein, die Preise für das Schmuckstück werden variieren. "Das ist ein freier Markt", sagt Dahmen.

Bilk Wir wollen es genau wissen, machen den Test und besuchen Goldschmiedin Anke Plöger. Bei ihr geben wir uns als Reporter zu erkennen, sie soll eine erste Einschätzung abgeben zu den Schmuckstücken. Plöger empfiehlt, verschiedene Angebote einzuholen und zu vergleichen. "Und niemals den Schmuck irgendwohin schicken", sagt sie. Zwei Goldketten, eine Perlenkette, ein Ring, eine goldene Brosche mit Steinen und Zahngold haben wir mitgebracht.

Für die Goldketten würde Plöger den aktuellen Goldpreis zahlen (22,47 Euro für ein Gramm 750er Gold und 17,63 Euro für 585er Gold), die Brosche sei schon schwieriger. Handgemacht sei sie zwar, aus den 1960ern, "die Steine würde ich aber rausarbeiten und dem Kunden zurückgeben", sagt sie. Den Rest einschmelzen. Keine neun Gramm würden dann noch bleiben. Perlen kauft Plöger überhaupt nicht an, "auch wenn die Kette ganz gut verarbeitet ist". Der Ring dagegen sei schon interessanter, "obwohl unsere Großväter oft sehr sparsam waren", warnt Anke Plöger. Einige Male sei es passiert, dass die Oma 40 Jahre lang dachte, sie trägt einen dicken Klunker am Finger und am Ende stellten die Enkel fest, er ist gar nicht so viel wert wie gedacht. Das Zahngold schließlich ist ganz uninteressant für die Goldschmiedin, "die Zahnärzte mischen da ganz unterschiedliche Sachen bei".

Carlstadt Drei verschiedene Adressen stehen auf der Liste, die wir undercover testen. Drei verschiedene Angebote wird es am Ende des Tests geben. Und nicht jede Beratung ist freundlich und hilfreich, so auch bei einem Goldankauf in der Carlstadt. Kein "Hallo", kein "Was kann ich für Sie tun?" Die Perlen bekommen wir gleich wieder auf den Tisch geworfen. "Perlen nehmen wir nicht", sagt der Verkäufer. 990 Euro würde er für die 750er Goldkette bezahlen, 600 Euro für den Ring, den er mit einem Karat-Messgerät untersucht. Den Rest trauen wir uns nicht mehr vorzulegen, besonders willkommen fühlen wir uns nicht dort.

Altstadt Ganz anders schaut das beim Juwelier in der Altstadt aus. Charmant werden wir empfangen, bekommen Kaffee und Wasser angeboten, einen kurzen Augenblick müssen wir warten. Der Chef persönlich nimmt sich die Zeit, in seinem Laden darf man sich sogar setzen. "Die Perlen will ich Ihnen nicht abkaufen, die sollten sie tragen", sagt der Mann mit dem schütteren Haar. Sogar aufarbeiten will er die Kette, "Sie werden es mir irgendwann danken". Er wiegt die übrigen Sachen, 500 Euro würde er für die 585er Goldkette zahlen, 960 Euro für die andere. 500 Euro für den Ring, er rundet auf und kommt auf 2000 Euro. Viel Schmuck kaufe er an, viele Stücke würden in seinen Schaufenstern liegen. Er ist der Erste und Letzte, der uns einen Zettel mit Briefkopf mitgibt, auf dem die einzelnen Produkte samt Preis aufgelistet sind. Bedenkzeit bekommen wir, so viel wir brauchen. Wir ziehen weiter in die Stadtmitte.

Stadtmitte Die Beratung dort ist freundlich, wenngleich ein wenig undurchschaubar. Die Spezialistin für Schmuckankauf, so wie sich die Frau vorstellt, prüft die Stücke, wiegt sie, misst sie. Verdeckt tippt sie auf ihrem Taschenrechner rum, 2500 Euro würde sie geben, wenn wir sofort verkaufen. "Da Sie Bedenkzeit brauchen und die Liquidität hier morgen schon wieder anders aussehen kann, würde ich Ihnen zwischen 2000 und 2500 Euro bieten", sagt sie. Für alle Ketten und den Ring. Wie viel die einzelnen Posten wert sind, das sagt sie nicht. "Das ist ein Gesamtpaket."

Fazit In jedem Fall sollte der Kunde sich die Zeit nehmen, verschiedene Angebote einzuholen und den Schmuck dort verkaufen, wo er sich wohlgefühlt hat. Beratung ist wichtig und die Zeit, die sich der potenzielle Ankäufer genommen hat. Unbedingt vorher den aktuellen Goldkurs checken, und auch wenn es schmerzt: "Man meint immer, der Schmuck ist unheimlich viel wert", sagt Anke Plöger. Oft seien es aber nur die persönlichen Erinnerungen, die einen Ring oder eine Kette oder eine Uhr so wertvoll machen. Wer sein Geld in Gold anlegen will, der sollte das nicht mit Schmuck tun, sobald dieser verarbeitet ist, verliert er an Wert. "Lieber in Goldbarren investieren", sagt Plöger. Die nehmen auch viele Banken in Zahlung.

(RP)
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