Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf
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Düsseldorf Vergewaltigung auf Wache? Belastungszeuge sagt aus

Düsseldorf · Weil er mutmaßlich einen 25-jährigen Hilfesuchenden im Herbst 2013 auf der Polizeiwache in Oberbilk erst bedroht und ihn dann zum Oralsex gezwungen haben soll, steht ein Hauptkommissar (58) unter Vergewaltigungsanklage vor dem Landgericht. Der 25-Jährige belastet einen Hauptkommissar schwer.

Düsseldorf: Vergewaltigung auf Wache? Belastungszeuge sagt aus
Foto: Bußkamp, Thomas

Zu Prozessbeginn hatte der Beamte jeden Übergriff vehement bestritten. Gestern hat das Gericht das mutmaßliche Opfer hinter verschlossenen Türen unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt.

In der stundenlangen Vernehmung wiederholte der 25-Jährige nach Informationen unserer Zeitung alle seine Vorwürfe. Demnach habe er an jenem Herbstnachmittag bloß den Diebstahl seines Fahrrads melden wollen, sei aber vom angeklagten Hauptkommissar wegen eines noch offenen Ordnungsgeldes mit der Festnahme bedroht worden. Der Polizist soll sogar behauptet haben, bei einem Fluchtversuch dürfe er auf den 25-jährigen Mann schießen, erklärte dieser.

Indirekt habe der Polizist "mir versucht klarzumachen, was man mit mir im Gefängnis macht", sagte der Zeuge. "Er machte ständig Andeutungen und fragte, ob ich so etwas schon mal gemacht hätte." Er habe das als Anspielung des Polizisten auf Sex mit einem Mann verstanden. "Erst, als er mit mir zur Toilette ging, begriff ich, dass er Sex mit mir wollte."

Der damals Hilfesuchende habe seine Lage als aussichtslos empfunden und keine andere Möglichkeit gesehen, so dass er dem Beamten dort zu Willen gewesen sei. Die DNA-Spuren, die im Intimbereich des 25-Jährigen sichergestellt worden waren, scheinen diese Version zu bestätigen. Eine vergleichbare Spur, die vom mutmaßlichen Opfer stammen könnte, fand sich auch im Intimbereich des Polizisten.

Der Beamte hingegen hatte bei seiner Aussage aber versichert, in 35 Ehejahren niemals fremdgegangen zu sein. Auch war er in 40 Jahren Polizeidienst bisher noch nie negativ aufgefallen, heißt es. Die DNA-Spuren könne er sich nur so erklären, dass er nach dem 25-jährigen Mann ebenfalls die Toilette der Wache benutzt habe. Zudem habe der 25-Jährige damals ein Piercing im Gesicht herausgenommen und dieses dem Beamten kurz in die Hand gegeben. Der Prozess, in dem Aussage gegen Aussage steht, wird fortgesetzt.

(wuk)
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