Beginn in den 80er Jahren Umsonstladen und Gemeinschaftsräume

Das Niemandsland hält die Fahne für eine sozialere und ökologischere Gesellschaft hoch. Eine Fahrradwerkstatt bietet Hilfe zur Selbsthilfe.

 Im Niemandsland entstehen nützliche Dinge aus Paletten.

Im Niemandsland entstehen nützliche Dinge aus Paletten.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wer das Gelände des Vereins Niemandsland in Oberbilk betritt, hat das Gefühl, in eine Kommune einzutreten. Große Altbauräume mit abgenutzten Sofas, ein kleiner grüner Garten im Innenhof und eine Einrichtung zwischen Kunst und Zweckmäßigkeit versprühen einen alternativen Charme. Der Verein versteht sich als Gemeinschaft für eine sozialere und ökologischere Gesellschaft.

Geschichte Die Ursprünge des Niemandslandes reichen zurück in die 1980er Jahre, zu dieser Zeit noch an der Ludenberger Straße. Die damals noch locker organisierte Initiative begann mit dem Projekt einer Lebensmittelgemeinschaft, um Verschwendung von Nahrungsmitteln zu vermeiden. Daraus wuchs mit der Zeit eine Gemeinschaft. „Wir begannen, gemeinsam zu kochen oder auch Musik zu machen“, erzählt Gründungsmitglied Rudolf Mocka. Ende der 1980er Jahre wurden die heutigen Räume an der Heerstraße in Oberbilk bezogen. Da das Gebäude einem Unterstützer der Gruppe gehört, sind die Mietkosten gering, dank der Vielzahl an Räumen die Möglichkeiten groß. Seit zwölf Jahren ist das Niemandsland ein eingetragener Verein.

Struktur Aktuell hat der Verein 50 Mitglieder. Um das Gelände und die Vereinsprojekte dauerhaft instand zu halten, bräuchte der Verein jedoch ungefähr 100 Mitglieder. Anders als in anderen Vereinen gibt es im Niemandsland keine starren Hierarchien. Zwar gibt es einen Vorstand, der einen Überblick über die einzelnen Tätigkeitsfelder hat, doch die Vereinsarbeit unterteilt sich in verschiedene Projekte und Gruppen, die unabhängig auf dem Vereinsgelände arbeiten.

Vereinsleben „Wir wollen eine Ökologisierung des Alltags zugänglich machen“ sagt der Vorsitzende Florian Ophey. In der Praxis bedeutet das, durch verschiedenste Angebote interessierte Menschen auf das Vereinsgelände zu locken und sie für Nachhaltigkeit zu begeistern. So organisieren die Mitglieder beispielsweise eine Fahrradwerkstatt, wo Hilfe zur Selbsthilfe geboten wird. Regelmäßig wird ein veganer Mittagstisch angeboten. Darüber hinaus gibt es einen Umsonstladen, in dem jeder Essen, Kleider oder Bücher abgeben und mitnehmen kann sowie Gemeinschaftsräume zum Arbeiten oder Musizieren.

Konzept Bei nahezu all seinen Projekten verzichtet der Verein auf feste Preise oder eine vorher definierte Gegenleistung. Ophey spricht von dem Grundprinzip der Tauschlogikfreiheit. So ist es keine Pflicht, dem Umsonstladen Gegenstände zu überlassen, um andere mitnehmen zu dürfen. Für die Mitglieder geht es um Solidarität: „Wer es sich nicht leisten kann, etwas zu spenden, der muss es auch nicht“, sagt Florian Ophey. Trotzdem sind Spenden gerne gesehen, da diese für die Arbeit des Vereins notwendig sind. Als sozial-ökologischer Verein setzt das Niemandsland in puncto Lebensmittel auf Bio, Fairtrade und vegan. „Das ist die ökologischste Form des Wirtschaftens“, sagt Florian Ophey.

Engagement In der Vergangenheit wurden in den Vereinsräumen viele Demonstrationen organisiert, beispielsweise zu Zeiten der Occupy-Bewegung. Auch die Aktivisten, die sich gegen den Braunkohleabbau im Hambacher Forst engagieren, werden von dem Verein beispielsweise durch das Bereitstellen von Räumen unterstützt.

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