Pfusch beim Kölner U-Bahn-Bau Verdächtiger Polier arbeitete auch in Düsseldorf mit

Der Polier, der wegen Unterschlagung beim Kölner U-Bahn-Bau unter Verdacht steht, ist einem Medienbericht zufolge auch am Bau der Wehrhahn-Linie beteiligt. In Düsseldorf wird ein ähnliches Bauverfahren angewendet wie in Köln.

 Der Startschacht der Wehrhahn-Linie in Bilk.

Der Startschacht der Wehrhahn-Linie in Bilk.

Foto: RP. Christoph Göttert

Bei den Ermittlungen zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor knapp einem Jahr hat ein Arbeiter Schlampereien an der U-Bahn-Baustelle eingeräumt. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" am Dienstag. In einer Außenwand, die das U-Bahn-Bauwerk sichern sollte, seien zu wenig Eisenbügel eingeflochten worden. Der Bauarbeiter will auf Anweisung seines Poliers gehandelt haben. Die nicht verwendeten Eisenbügel seien an einen Schrotthändler verkauft worden.

Polier auch in Düsseldorf tätig

Derselbe Polier soll laut der Online-Ausgabe des "Kölner Stadt-Anzeigers" vom Dienstag auch an den U-Bahn-Arbeiten für die Wehrhahn-Linie in Düsseldorf beteiligt sein. In Düsseldorf wurden deshalb bereits Konsequenzen gezogen. So soll der beschuldigte Mitarbeiter nicht mehr in Düsseldorf arbeiten. Oberbürgermeister Dirk Elbers: "Bis zur abschließenden Klärung der Vorwürfe in Köln möchte ich möglicherweise involvierte Personen nicht mehr auf U-Bahn-Baustellen in Düsseldorf sehen. Die Sicherheit der Düsseldorfer steht über allen Dingen."

Dass ein Polier beim Kölner U-Bahn-Bau große Teile der für die Schlitzwände vorgesehenen Moniereisen gestohlen haben soll, bringt auch den Düsseldorfer U-Bahn-Bau-Experten Gerd Wittkötter aus der Fassung. "Das kann der nicht allein gemacht haben, da gibt es auch in Köln scharfe Kontrollen."

In Düsseldorf, ist sich der Bauleiter der Wehrhahn-Linie sicher, könne so etwas aus mehreren Gründen nicht geschehen. Erstens würden alle Arbeitsschritte mehrfach kontrolliert und ihr Ablauf von unabhängigen, persönlich anwesenden Ingenieuren überwacht. Zweitens würden die in Düsseldorf mit dem Beton verbundenen "Bewehrungen" hier nicht als Einzelteile angeliefert und und verbaut, sondern 90 Prozent der Teile kämen als Komplett-Bauteil an, erklärt Wittkötter.

Betrug und Unterschlagung vorgeworfen

Inzwischen sagte der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Günter Feld, dass der Klau der Eisenbügel nicht die Ursache für den Einsturz des Stadtarchivs gewesen sei. Der Einbaubereich der Eisenbügel liege rund zehn Meter über dem Schadensbereich, erklärte er. Das Ende Januar gegen zwei Bauverantwortliche eingeleitete Ermittlungsverfahren werde daher separat von den Ermittlungen zur Unglücksursache bearbeitet. Den beiden Männern wird Betrug und Unterschlagung vorgeworfen.

Nach Auffassung der Kölner Verkehrs-Betriebe könnte das Fehlen der Eisenbügel die Stabilität der Stützwand an dieser Stelle beeinträchtigt haben. Möglicherweise habe die Wand "dem Grundwasserdruck kein ausreichendes Widerlager" geboten, heißt es in einem Schreiben an die Arbeitsgemeinschaft der Bauunternehmen.

Der Einsturz des Stadtarchivs und zweier benachbarter Wohnhäuser in Köln am 3. März 2009 wird mit dem U-Bahn-Bau in Verbindung gebracht. Damals waren zwei junge Männer ums Leben gekommen und zahlreiche historische Dokumente verschüttet und beschädigt worden. Ein Wassereinbruch in die U-Bahnbaustelle am Stadtarchiv gilt als wahrscheinlichste Unglücksursache.

(apd/jco/ho)
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