Polizei im Großeinsatz Verdächtige Koffer im Tunnel

Düsseldorf · Zweieinhalb Stunden hielt abgestelltes Gepäck an der Ellerstraße Polizei und Bahn in Atem - dann gab es Entwarnung. Die Ordnungskräfte wollen Nachahmer von vornherein entmutigen. Und sagen: "Wir kriegen jeden".

 Die Polizei sperrte nach dem schweren Unfall die B27 bei Eschwege.

Die Polizei sperrte nach dem schweren Unfall die B27 bei Eschwege.

Foto: rpo (Vassilios Katsogridakis)

Um 11.47 Uhr ging die Meldung bei der Polizei ein: Passanten waren misstrauisch geworden. Zwei handelsübliche, aber herrenlose Koffer stehen in der Straßenunterführung Ellerstraße am Südkopf des Hauptbahnhofs. Inhalt: unbekannt.

Die Nachricht löste einen Großeinsatz der Polizei aus, der in den nächsten rund zweieinhalb Stunden den Verkehr um den Hauptbahnhof teilweise lahmlegte. Streifenwagen und Motorräder bezogen Stellung am Mintropplatz und an der Kreuzung Eller-/Vulkanstraße/Willi-Becker-Allee und riegelten die Unterführung ab. Schnell bildeten sich kleinere Staus und Grüppchen neugieriger Passanten, ein Verkehrschaos blieb aber aus.

Die Polizei-Leitstelle forderte ein USBV-Team von der Bezirksregierung an. Hinter der sperrigen Abkürzung verbirgt sich der Grund für den Einsatz: "USBV" heißt "Unbekannte Spreng- oder Brandvorrichtung". Bis etwa 14.15 Uhr war die Durchfahrt durch die Unterführung ebenso gesperrt wie die Bahngleise darüber. Von Süden ging am Hauptbahnhof für eine halbe Stunde gar nichts mehr.

Zwei Züge des Fernverkehrs wurden gleich ganz umgeleitet, von Duisburg über Eller und Opladen Richtung Köln. Andere Fernzüge durften von Norden in den Bahnhof einfahren und mussten auf dem gleichen Weg wieder hinaus. Wieder andere warteten am Bahnsteig, bis die Sperrung aufgehoben war. Insgesamt waren mehr als sechzig Züge betroffen, eine Verbindung fiel komplett aus. Verspätungen bis zu einer halben Stunde liefen auf, der Bahnverkehr normalisierte sich erst in den nächsten Stunden.

Derweil waren in der Unterführung die "Feuerwerker" an der Arbeit: In schweren grünen Anzügen entstiegen sie einem großen weißen Kastenwagen und machten sich an den verdächtigen Behältnissen zu schaffen. Schnell wurde klar: Beide Koffer waren leer - keine Bombe, kein Brandsatz. Entwarnung also, wie schon vor drei Wochen im U-Bahnhof Oststraße.

Polizeisprecher Andre Hartwich macht ein Einsatz wie der gestrige nicht nur wegen der Verkehrsprobleme und der Gefahr für die Beamten Sorge. "Wir wollen vor allem Trittbrettfahrer von vornherein entmutigen, sich so etwas einfallen zu lassen", sagt Hartwich. Gestern gab's zwar keinen Anruf, aber wer telefonisch mit einer Explosion droht, wird meistens erwischt. "Wir kriegen jeden", warnen deshalb Polizei und Feuerwehr. Beim leisesten Verdacht werde in der Leitstelle die Fangschaltung aktiviert, auch bei eingestellter Rufnummern-Unterdrückung werde der Anschluss angezeigt.

Die Polizei prüft jetzt, ob Ermittlungen wegen Vortäuschung einer Straftat eingeleitet werden sollen. Egal also, ob Wichtigtuer sich am Telefon brüsten oder klammheimlich Chaos verbreiten wollen - die Devise heißt: Keine Chance für üble Scherzbolde.

(RP)
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