Düsseldorf Venetia auf offener Bühne belästigt

Düsseldorf · Leicht bekleidete Tänzer kamen der Karnevalsprinzessin Claudia beim Ball der KG Regenbogen zu nahe. Präsident Andreas Mauska entschuldigt sich.

Das hat es im Düsseldorfer Karneval so noch nicht gegeben: Zwei leicht bekleidete Männer haben beim Sitzungsball der KG Regenbogen Venetia Claudia angetanzt, zumindest einer der beiden kam der Prinzessin dabei zu nahe. Venetia Claudia bestätigte, dass sich der Tänzer mit seinem Unterleib an ihr "gerieben" habe. Bekleidet waren die beiden muskulösen Männer zu diesem Zeitpunkt nur mit Unterhose und einer pinken Weste. Die Prinzessin bezeichnete die Situation als "ätzend". Sie möge es nicht, wenn man ihr auf diese Weise zu nah komme "und auf Tuchfühlung geht".

Mit gut 1200 Jecken feierte die schwullesbische Karnevalsgesellschaft am Samstagabend ihren Sitzungsball im Stahlwerk. Die Veranstaltungen der KG gehören zu den Höhepunkten der Session und sind meist ausverkauft, der Party- und Spaßfaktor ist sehr hoch.

Höhepunkt am Samstagabend war der Besuch des Prinzenpaares, das von den extravagant kostümierten Jecken wie Superstars empfangen wurde. "Meine Lieben, aufgeregt haben wir Euch erwartet zu so später Stunde", rief Regenbogen-Präsident Andreas Mauska, als die Garde nach Mitternacht in den Saal einmarschierte. "Wir geben uns immer große Mühe mit diesem Empfang", sagte Mauska gestern Nachmittag, "es soll der schönste des Paares in der ganzen Session werden." Man habe allein 37 Kilogramm Konfetti auf die beiden geworfen. Der Einmarsch sei auch toll gewesen, sagte Claudia Monreal.

Die Venetia stand dann am vorderen Bühnenrand. Zwei über eine Agentur verpflichtete Tänzer, die laut Mauska schon den ganzen Abend dafür eingekauft waren, die Stimmung anzuheizen, sollten dem Prinzenpaar seine Orden überreichen. Nach dem Motto "traumhaft jeck - sündhaft keck" handelte es sich dabei um zwei Äpfel aus dem Paradies. Zu den Klängen von Joe Cockers "You can leave your hat on" kamen die Männer dann der Venetia nahe, bewegten sich rhythmisch und zumindest einer vollzog auch den vollen Körperkontakt. Das sei nicht abgestimmt gewesen, hieß es später.

"Da stehst du auf der Bühne, tausend Leute schauen dich an und du bewahrst gute Miene", sagte Venetia Claudia gestern. Sie habe sich unwohl, aber nicht sexuell belästigt gefühlt. "Dann hätte ich mich zu meiner Adjutantur umgedreht." Dass ihr nicht wohl war, ist den Fotos jedoch ablesbar. Die Prinzessin hält sich am Mikro fest und schaut mit einem keineswegs frohen Lächeln in den Saal.

Der Regenbogen-Präsident sprach zunächst davon, er habe nicht den Eindruck gehabt, er habe dazwischengehen müssen. Es sei "ein Ordensgetümmel" auf der Bühne gewesen. Wenn die Tänzer jedoch zu weit gegangen wäre, täte ihm das leid. "Dafür entschuldigen wir uns bei der Venetia."

Josef Hinkel, der Präsident des Carnevals-Comitees (CC), spricht von einem "absoluten No Go", weil eine Grenze überschritten worden sei. "Unter dem Regenbogen kann man sicher bunt feiern und wir sind da auch tolerant. Aber der Umgang mit der Venetia erfordert auch einen gewissen Stil." Er werde mit Andreas Mauska über den Vorfall reden, es müssten daraus für die Zukunft die richtigen Schlüsse gezogen werden.

Für die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Elisabeth Wilfart, müssen auch Karnevalisten Regeln im Umgang beachten. Ihre Kritik geht deswegen in Richtung KG Regenbogen. "Man darf persönliche Grenzen nicht überschreiten." Die Frage sei, ob der Veranstalter die Venetia nicht in eine Situation gebracht habe, in der sie diese Grenze nicht mehr habe ziehen können. In ihren Augen habe eine Frau in diesem Moment aber auch die Möglichkeit, sich abzuwenden und die Bühne zu verlassen. "Das ist nicht peinlich." Die Venetia habe jedoch wohl die KG nicht brüskieren wollen.

(RP)
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