Hoffnungslos verfahren schien die Situation, als die Polizei am frühen Abend an den Ort des Geschehens gerufen wurde. Eine Anwohnerin hatte gemeldet, dass im zweiten Stock ein offenbar betrunkener Mann mit einem Kleinkind am offenen Fenster stand und mit einem Mobiltelefon laut und aufgeregt telefonierte. Als die Beamten eintrafen, hielt der vielfach vorbestrafte Mann, der kurz zuvor aus der Haft entlassen worden war und wegen eines Drogendelikts noch unter Bewährung stand, das Kleinkind an ausgestreckten Armen immer wieder aus dem Fenster.

Später gab er zu, das Kind als Druckmittel eingesetzt zu haben, um die Forderungen durchzusetzen. So hatte er erfahren, dass seine Frau, die nicht in der Wohnung war, sich offenbar von ihm trennen wollte. Er verlangte, sie zu sprechen.

Mit viel Verhandlungsgeschick gelang es den Beamten, den Mann zu beruhigen. Über Handy erreichten sie seine Frau, die sofort nach Bilk kam. Nach einer Dreiviertelstunde gab der Täter dann auf, kam mit dem Kleinkind nach unten zum Hauseingang, übergab das Kind der Polizei, ließ sich widerstandslos festnehmen. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei war zur Erstürmung der Wohnung bereits in Stellung gegangen, musste aber nicht eingreifen. Gerüchten zufolge soll das Paar noch ein zweites gemeinsames Kind haben. Die Familie ist dem Jugendamt bereits seit langem bekannt.

Für den Prozess hat das Landgericht zwei Tage eingeplant. Das Urteil kommt im September.