Düsseldorf Vallourec: Lohn und Arbeitszeit kürzen

Düsseldorf · Die IG Metall und 500 Vallourec-Mitarbeiter haben dagegen demonstriert, dass ihre Arbeitszeit von 35 auf 31 Stunden je Woche verkürzt werden soll. Sie kritisieren die dadurch sinkenden Löhne. Bislang geht es nur um das Mülheimer Werk.

 Mehr als 500 Mitarbeiter von Vallourec (früher Mannesmann) demonstrierten gestern. Sie sorgen sich um Jobs und fürchten sinkende Einkommen.

Mehr als 500 Mitarbeiter von Vallourec (früher Mannesmann) demonstrierten gestern. Sie sorgen sich um Jobs und fürchten sinkende Einkommen.

Foto: breitkopf

Gegen die Sparpläne des Düsseldorfer Rohrherstellers Vallourec haben gestern die Beschäftigten demonstriert. Vor dem Werk im Düsseldorfer Stadtteil Rath versammelten sich gut 500 Mitarbeiter. Die Gewerkschaft IG Metall hatte zu der Demonstration aufgerufen. "Wir fordern, die Funktionsfähigkeit des Vallourec-Werkes in Mülheim zu erhalten", sagte Betriebsratsvorsitzende Angelika Kirchholtes vor den Beschäftigten.

Die hielten Transparente hoch, auf denen geschrieben stand, wie viele Stellen bereits seit 2010 bei Vallourec abgebaut worden seien. Die Sparprogramme mit den Namen Streamline 1 und 2 hätten demnach 190 beziehungsweise 150 Arbeitsplätze in Mülheim gekostet. Die IG Metall befürchtet nun beim aktuell laufenden Programm Streamline 3 den Abbau von 110 Arbeitsplätzen in Mülheim.

Anlass für die Demonstration war der gestern in Düsseldorf tagende Aufsichtsrat von Vallourec Deutschland. Dazu war auch der französische Aufsichtsratsvorsitzende der Firma, Jean-Pierre Michel, gekommen. Alle Transparente der Demonstranten waren auf Deutsch und Französisch geschrieben.

"Wir haben seit 2010 einen massiven Stellenabbau erlebt. Es darf kein weiteres Outsourcing geben. Fachwissen und Arbeitskräfte müssen im Werk bleiben, damit wir bei einer Wiederbelebung der Konjunktur gut aufgestellt sind", sagte die Mülheimer Betriebsratschefin weiter. Außerdem bemängelte sie, dass Auszubildende erstmals nur noch befristet übernommen würden.

Aufsichtsratschef Michel, der auch Vorstandsmitglied der französischen Muttergesellschaft ist, sprach vom Podium zu den Beschäftigten: "Die wirtschaftliche Situation ist sehr schwierig." Der Aufsichtsrat unterstütze die Initiativen der deutschen Geschäftsführung. "Gerade die Belegschaft in unserem Werk in Mülheim hat die bisher ausgelösten Maßnahmen mit Engagement umgesetzt. Wir kämpfen gemeinsam für den Erhalt und den Erfolg aller Werke in Deutschland und Frankreich", sagte Michel. "Um in einem hart umkämpften Markt zu bestehen, ist die jetzt angestrebte Anpassungsmaßnahme der vorübergehenden Arbeitszeitverkürzung für das Werk Mülheim unumgänglich", sagte Vallourec-Deutschlandchef Norbert Keusen vor den Mitarbeitern. Die Branche leide unter der Konkurrenz in China und einer weltweiten Überkapazität.

Den Vorwurf, Stellenabbau zu betreiben, wies Keusen zurück. "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen oder Personalabbau nach Köpfen geben. Wir schlagen den Betriebsräten vor, die Arbeitszeit von 35 auf 31 Stunden pro Woche zu reduzieren", sagte Keusen im Gespräch mit der Rheinischen Post. Das wäre aber gleichzeitig mit einer Reduzierung der Löhne verbunden, so Keusen. Das Angebot gilt nur für Mülheim, nicht für die Düsseldorfer Werke. Der Betriebsrat wollte sich gestern wegen laufender Verhandlungen nicht zu dem Vorschlag des Arbeitgebers äußern. Die Geschäftsleitung möchte die reduzierte Arbeitszeit bis Jahresende einführen. Ein Facharbeiter bei Vallourec verdient monatlich 3200 bis 3300 Euro, ein Angelernter 2300 bis 2400 Euro. Die Verkürzung der Arbeitszeit bedeutet einen Verlust von 200 bis 300 Euro an Einkommen.

(tb.)
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