Ferien zu Hause Urlaub mit Planschbecken statt Pool und Sandstrand

Düsseldorf · Familie Brüggemann macht in diesem Jahr Ferien, ohne zu verreisen. Stattdessen genießt sie die freie Zeit mit ihren beiden kleinen Töchtern zu Hause im eigenen Garten – mit Sandkasten, Wasserrutschbahn und Trampolin.

 Mutter Daniela mit Tochter Emilia (3), Vater Tobias und Tochter Paula verbringen ihre Ferien gerne zu Hause.

Mutter Daniela mit Tochter Emilia (3), Vater Tobias und Tochter Paula verbringen ihre Ferien gerne zu Hause.

Foto: Anne Orthen (ort)

Die Sonne lacht, die Liegen locken und das Wasser im Pool ist lau, gerade noch so kühl, dass es erfrischt. Das klingt nach Urlaub. Ist es auch, aber eben zu Hause und im eigenen Garten. Der Pool ist allerdings ein Planschbecken, dafür sind die zwei Liegen immer frei, wollen nicht von einem Handtuch als belegt reklamiert sein. Die Familie Brüggemann aus Unterrath macht in diesem Jahr Ferien, ohne zu verreisen. In ihrem neuen Haus, das sie erst im Mai bezogen haben. Ein Haus hatten sie auch vorher schon, aber in Grevenbroich. Dabei arbeiten beide in Düsseldorf und sind nun froh, hier auch zu wohnen. In ihrem „Ferienhaus“, wie Vater Tobias (45) es nennt. Jedenfalls fühle es sich derzeit so an. Auch Mutter Daniela (35) genießt das „Kinderparadies“, das auf dem perfekt sprießenden Rasen entstanden ist, mit Sandkasten, Wasserrutschbahn, Trampolin und eben Planschbecken. Da auch rundhe­rum nur Familien mit kleinen Kindern wohnen, ließen sie sich über die niedrigen Gartenzäune auch mal zum Nachbarn abgeben. „Und wenn es zu heiß wird, kann man sich eben mal nach drinnen zurückziehen.“

Das Haus ist ein Grund, warum es den Brüggemanns nicht wirklich schwerfällt, mal daheim zu bleiben. Der zweite Grund heißt Paula. Die andere schlummert selig in der Wiege im Schatten des Sonnenschirms. Sie kam am 5. Juli in Kaiserswerth zur Welt, vier Tage bevor Emilia, die erste Tochter, ihren 3. Geburtstag hatte. Die feierte unlängst dann auch eine große Kinderparty, im Garten mit vielen anderen Mädchen aus Kita und Nachbarschaft und einem Jungen. Für Emilia war es ein Fest, für den Papa Stress. Genug jedenfalls, um sich in diesem Jahr zumindest den Reisestress zu ersparen.

In den Urlaub sind die Brüggemanns selbstredend auch mit Kind schon gefahren, mit Emilia halt. Da war sie zehn Monate alt. Der Koffer, den Mutter Daniela nur mit Klamotten und anderen Dingen für Emilia packte, wog nahezu das Dreifache des Kindes. Dabei ging es nicht ans Ende der Welt, sondern nach Mallorca. Alles, was man fürs Kind so bräuchte, Windeln, Feuchttücher, Gläschen, das gebe es dort ja auch. Natürlich. „Man kann Google Maps schon vertrauen, wenn man auf der Karte eine Drogerie entdeckt.“ Das hat Daniela Brüggemann aber damals nicht gewagt, stattdessen lieber vorgebaut. „Verrückt, aber man lernt daraus.“ Heute lacht sie da­rüber. Papa Tobias fand das schon damals lustig und machte gleich ein Foto vom prallvollen Koffer.

Restaurantbesuche, wie man sie eben im Urlaub so macht, entfallen natürlich. Das sei schade, habe aber auch Vorteile. Einer sei das entspannte Essen auf der Terrasse, während Emilia vielleicht lieber Sandkuchen backt. Und kochen, das tun beide gerne und – wie sie sich gegenseitig versichern – auch beide gut. Jeder habe dabei so seine Qualitäten. Sie, sagt Daniela Brüggemann, sei die Kreativere, wenn sie die Zeit dazu habe. Er mache eine Pastasoße, die im Freundes- und Bekanntenkreis viel gelobt sei und schon als „à la Brüggemann“ gelte. „Dabei ist sie eigentlich nichts Besonderes, eine Tomatensoße halt, mit Zwiebeln, Pilzen.“ Aber irgendwie gelinge sie nur dem Gatten richtig gut. An den Ferien Zuhause genießen die Brüggemanns die Leichtigkeit des Seins. Sie machten auch schon mal Ausflüge, in einen Zoo, in den Wildpark oder ins Schwimmbad. Klar, aber oft lebten sie einfach so in den Tag hinein. Und den Einkauf, erzählt Daniela Brüggemann, könne sie zuweilen morgens erledigen, wenn Gatte und Töchter noch im Bett sind. „Die Tage zu Hause ohne Verpflichtung und Programm sind schon entspannend.“

Für Papa Tobias ist die Zeit jetzt auch eine Art Testlauf. Der Immobilienmakler macht ab September Elternzeit für mehrere Monate. Der Mutterschutz von Daniela Brüggemann endet dann. Sie kehrt in Vollzeit zurück in ihren Beruf als Leiterin der Personalentwicklung & Fortbildung bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek, bei der rund 400 Anwälte, Steuerberater und Notare und insgesamt 1200 Mitarbeiter arbeiten.

„Das ist möglich“, sagt Daniela Brüggemann, „weil mein Arbeitgeber viel Verständnis für die Belange einer Familie hat und mir die entsprechende Flexibilität bietet.“ Sie könne dann auch mal früher gehen und sich von zu Hause  aus wieder einloggen.

Die Chefs von Tobias Brüggemann heißen dann fürs erste Emilia und Paula. Der 45-Jährige freut sich auf die Zeit mit seinen Kindern, ahnt aber bereits auch, dass das dann kein Urlaub mehr ist.

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