Corona-Fall auf Kreuzfahrtschiff Quarantäne auf Gran Canaria

Urdenbach · Christian Hattann war auf Kreuzfahrt. Nach einem Corona-Fall an Bord muss er nun in Quarantäne – obwohl sein eigener Test negativ war. Während Hattann das Hygienekonzept kritisiert, sieht der Reiseveranstalter es als Erfolg, dass nur vier Gäste infiziert sind.

 Mit der Mein Schiff 2 dürfen Kreuzfahrten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.

Mit der Mein Schiff 2 dürfen Kreuzfahrten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Eigentlich wollte Christian Hattann an diesem Wochenende wieder in Urdenbach sein. Stattdessen sitzt er bei knapp 20 Grad in einem Hotel in Las Palmas. Und er ist genervt, denn sein Aufenthalt auf Gran Canaria wurde unfreiwillig verlängert, weil auf dem Kreuzfahrtschiff, mit dem Hattann, seine 65-jährige Mutter sowie zwei Mitarbeiter seines Urdenbacher Gasthauses unterwegs waren, mehrere Corona-Fälle aufgetreten sind. Die Betroffenen – unter anderem Hattanns Kellner – sowie Kontaktpersonen ersten Grades befinden sich darum bis auf Weiteres in Corona-Quarantäne.

Seit fünf Wochen sind Hattann und seine Mutter bereits an Bord der Mein Schiff 2 des Reiseanbieters Tui Cruises. Das Schiff verfügt über ein zertifiziertes Hygienekonzept, das neben Abstands- und Desinfektionsregeln auch einen Corona-Test bei der Ankunft sowie einen weiteren Test jeden Donnerstag, wenn Menschen von Bord gehen und an Bord kommen, vorsieht. Landgänge sind weitestgehend nicht vorgesehen, wenn, dann bleiben die Passagiere streng unter sich.

Und dennoch wurden am vergangenen Donnerstag vier Personen an Bord positiv auf das Virus getestet. Seither befinden sich deren engere Kontakte in Isolation, zunächst auf dem Schiff. Später wurden sie in ein Hotel in der Stadt Las Palmas gebracht. „Wir werden hier wohl zehn bis zwölf Tage abwarten müssen“, sagt Hattann. Er macht sich im Moment vor allem Sorgen, wie er die Medikamente, auf die seine Mutter angewiesen ist, organisieren soll.

Und er ist unzufrieden mit der praktischen Umsetzung des Hygienekonzepts. Denn trotz der strengen Vorgaben kam man, so der Urdenbacher, gezwungenermaßen immer wieder in Kontakt mit Menschen, am Pool, im Restaurant und auf den Treppen. Zudem sei einzelnen Passagieren trotz anders lautender Vorschriften der Einkauf in einer Apotheke an Land erlaubt worden. Auch von der Kommunikation der Verantwortlichen mit den Betroffenen ist der 42-jährige Gastwirt enttäuscht.

Der Reiseveranstalter Tui Cruises hingegen sieht es als Beweis für das Funktionieren des Hygienekonzeptes, dass sich das Virus an Bord nicht ausgebreitet hat. Nur vier der über 1800 Menschen an Bord seien betroffen, teilte Tui auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Die Isolation der Infizierten sowie deren Kontaktpersonen sei in Absprache mit den spanischen Behörden geschehen, alle Betroffenen zeigten keine oder nur leichte Symptome der Covid-19-Krankheit. In ihrer Quarantäne-Unterkunft werden sie vom Reiseveranstalter betreut. Das Schiff wurde routinemäßig, unter anderem mit einer elektrischen Sprühnebelmaschine, gereinigt. Die übrigen Gäste konnten ihre Kreuzfahrt beziehungsweise die Heimreise wie geplant antreten.

Christian Hattann und seine Reisebegleiter, auch die, deren Test negativ war, müssen hingegen vorerst auf den Canaren bleiben. „Natürlich wusste ich, dass bei einer Kreuzfahrt ein gewisses Risiko besteht“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Aber das Konzept von Tui Cruises hat mich im Vorfeld überzeugt. Wie es in der Praxis umgesetzt wird, ist jedoch nicht vollständig sicher – wie man am Ergebnis sieht.“ Denn eigentlich, so Hattann, könne es keine Infektion an Bord geben, wenn tatsächlich jeder Neuankömmling sowie alle rund 1000 Passagiere und 850 Crewmitglieder regelmäßig getestet werden und niemand Kontakt mit Personen außerhalb des Schiffes hat. „Wenn die Regeln natürlich von den Passagieren und dem Personal locker gehandhabt werden, passiert so etwas“, sagt Christian Hattann unzufrieden.

Ihm und seinem Team stehen nun ein paar recht langweilige Tage bevor, in denen sie das Hotelzimmer in Las Palmas nicht verlassen dürfen. Eigentlich wollte Hattann nur ein paar Wochen in der Urdenbacher Heimat bleiben, dann die nächste Reise antreten. „Das überlege ich mir nach dieser Erfahrung aber nochmal“, so Hattan.

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