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RP-Test Unterwegs mit der Einkaufsberaterin

Düsseldorf · Thekla Tillmann arbeitet als "Personal Shopperin" in Düsseldorf. Sie kauft mit und für ihre Kunden ein, findet für den Job, ein großes Fest oder die Freizeit die passende Garderobe. RP-Redakteur Christian Herrendorf machte den Test und ließ sich neu einkleiden.

Ein Tag mit der "Personal Shopperin"
7 Bilder

Ein Tag mit der "Personal Shopperin"

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Der Übermut übernimmt zu schnell die Kontrolle. Thekla Tillmann fragt, wie man am Ende ihrer Beratung aussehen möchte. Ihr Gegenüber sagt allen Ernstes "wie der neue James Bond". Wohlgemerkt: Thekla Tillmann arbeitet nicht als plastische Chirurgin, sondern als "Personal Shopperin". Und ihr Gegenüber teilt mit dem neuen James Bond ausschließlich Haarfarbe und Geschlecht.

Im Vorgespräch lernt Thekla Tillmann ihre Kunden zunächst in ihrer Beziehung zu Mode kennen. Sie fragt nach Lieblingsfarben, -marken, -geschäften, Haar- und Augenfarbe sowie dem Anlass, für den sich ihr Kunde neu einkleiden lassen will. Das heißt in diesem Fall: Zeitungsredakteur mit Hang zu gedeckten Farben und funktionaler Kleidung sowie einem Imageproblem. Seine Vorgesetzten haben ihn für die Geschichte ausgewählt, weil er dann endlich mal was anderes anzöge als Turnschuhe. Das Problem: Er trägt seit einem halben Jahr keine Turnschuhe mehr. "Das ist normal", beruhigt die Personal Shopperin. "Sieben Prozent Ihrer Wirkung erzielen Sie durch das, was Sie sagen. Und 55 Prozent durch das, was Sie tragen."

Krawatten-Angst überwunden

Um aus Vorgespräch und Übermut am Ende 55 Prozent mehr Wirkung zu machen, bringt Thekla Tillmann viele gute Voraussetzungen mit. Als Diplom-Modedesignerin hat sie ein Händchen für Farben und Stoffe entwickelt, als Einkäuferin für große Modehäuser lernte sie Marken und Geschäfte kennen.

So beginnt die gemeinsame Shopping-Tour vor einem Berg Jacken, Hemden, Mänteln und Hosen bei "Identita Italiana" am Carlsplatz. Passend zum Wunsch, reifer und seriöser zu wirken, hat die Beraterin eine feine Auswahl getroffen. Leider hat ihr Kunde gemessen an italienischen Idealvorstellungen zu kurze und zu dicke Beine gepaart mit zu dünnen und zu kurzen Armen. Trotzdem wird mit grauer Wollhose, weißem Hemd und Kurzmantel als Jackett-Ersatz der Weg zum neuen Image deutlich.

Der Besuch beim skandinavischen Designer "Filipa K." an der Breite Straße beginnt erneut mit viel psychologischer Aufbauarbeit, denn der Redakteur ist auch kein schmaler Schwede. Thekla Tillmann findet in der Mischung aus klassischen und stylischen Designs die nächste Stufe des erhofften Wandels: Ein Sakko mit braunem Fischgrätenmuster und die beige Wollhose machen den Träger zum Herrn eines englischen Landhauses. Mit schwarzer Strickjacke, hellblauem Oberhemd und dunkelgrauem Schal wird er zum Künstler, einem, der die ersten Bilder schon verkauft hat. Und das karierte graue Hemd mit der schmalen Krawatte löst Büro- und Ausgeh-Probleme auf einmal.

Diese Idee, die dem Träger sichtlich gefallen hat, greift Thekla Tilmann bei "Tiger of Sweden" (ebenfalls Breite Straße) wieder auf. Ein leicht karierter, dunkelblauer Anzug erfüllt die letzten offene Wünsche. Dann kommt der sehr schön gearbeitete schwarze Anzug mit dem weißen Hemd und der schmalen schwarzen Krawatte. Spätestens als er dazu den leicht taillierten grauen Mantel trägt, sieht der Tester seinen einstigen Übermut als durch und durch realistische Einschätzung. Bond kann einpacken.

Fazit Thekla Tillmann ist tatsächlich, was den meisten Menschen beim Einkaufen fehlt: sprechender Spiegel, sachverständige Beraterin, geduldige Fahnderin — und das alles ohne das Interesse, irgendetwas dringend an den Mann bringen zu müssen.

(RP)
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