Düsseldorf Unterwegs in Klein-Marokko

Düsseldorf · Marokkaner gehören zu den größten Bevölkerungsgruppen der Stadt. Ein Besuch in einem Viertel, das für negative Schlagzeilen sorgte.

 Ahmed Ilmada trinkt einen Kaffee im marokkanischen Café Riff. Dort unterhält er sich mit seinen Landsleuten über die alte Heimat.

Ahmed Ilmada trinkt einen Kaffee im marokkanischen Café Riff. Dort unterhält er sich mit seinen Landsleuten über die alte Heimat.

Foto: Rentmeister

Es duftet nach frischer Minze und süßem Gebäck. Vor den Cafés im Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk stehen kleine Tische, an denen einige Männer Tee oder Kaffee trinken. Alles wie immer. Doch die Idylle trügt. Das Viertel hat das Image eines Kriminellen-Horts. Viele Anwohner ärgern sich über die Vorbehalte der Öffentlichkeit.

Wer durch die Straßen in Oberbilk läuft, sieht Stände mit frischem Obst, Gemüse und Kräutern locken in die kleinen, zumeist marokkanischen Märkte. In Klein-Marokko - so wird das Viertel zwischen Eller- und Industriestraße gern genannt - leben viele der 14.433 Düsseldorfer, die aus Marokko stammen. Man trifft sich im Café oder in Geschäften wie dem "Nador Markt". Nador, das ist für viele der Düsseldorfer Marokkaner vor allem eines - alte Heimat. Denn 792 Düsseldorfer sind in der Stadt im Nordosten des Königreichs geboren. Die Großstadt gehört zur Region Oriental, die an Algerien grenzt.

"Wenn wir Nador sagen, dann meinen wir damit eigentlich die vielen kleinen alten Dörfer in der Provinz Nador", sagt Ahamed. Er sitzt im Café Riff und trinkt mit einigen Bekannten frischen Minztee. Seinen Familiennamen möchte der 49-Jährig nicht in der Zeitung lesen - so wie viele andere Anwohner in Klein-Marokko. Die wenigsten in dem Viertel wollen überhaupt mit den Medien sprechen. Sie fühlen sich in den vergangenen Monaten zunehmend stigmatisiert. Denn kriminelle Banden haben auch die alteingesessenen Marokkaner in Düsseldorf in Verruf gebracht.

Dabei zeigt das Viertel an diesem Mittag ein ganz anderes Bild. Es ist ruhig auf den Straßen in Klein-Marokko. Gemütlich spazieren einige Frauen bei Sonnenschein von Geschäft zu Geschäft und erledigen ihre Einkäufe. Männer packen neue Waren für die Gemüse-Stände aus, immer wieder bleiben die Menschen stehen, um sich miteinander zu unterhalten. In marokkanischen Cafés genieße man ein Stück Heimat in Düsseldorf, sagt Ahameds Tischnachbar. "Heimat bleibt doch immer Heimat." Er weiß noch genau wann er nach Düsseldorf gekommen ist: "Am 31. Mai 1972", sagt Ahmed Ilmada. Ein Bruder von ihm habe damals schon in Düsseldorf gelebt. Ansonsten seien sie ganz alleine gewesen. Da habe es schon geholfen, dass es in Düsseldorf bereits andere Landsleute gab.

Als Straßenbauer war Ilmada jahrelang in ganz Deutschland unterwegs. Seine Töchter sind in Deutschland zur Schule gegangen. Daher kam es gar nicht in Frage, zurück nach Marokko zu gehen. Deutschland sei genauso Heimat wie Marokko - das sagen an diesem Tag viele Anwohner in dem Viertel. Sie freuen sich, wenn die anderen Düsseldorfer in ihr Viertel kommen und ein Stück ihrer Kultur kennenlernen. "Die Menschen müssen selbst sehen, dass es hier nicht nur kriminell ist. Und unser Viertel zeigt mit all den kleinen Läden ein Stück unserer Heimat und der Vielfalt Marokkos", sagt ein Anwohner.

(RP)
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