Unterführung in Benrath Die Angströhre verliert ihren Schrecken

Benrath · Die Unterführung zwischen Benrath-Mitte und der Paulsmühle bekommt einen hellen Anstrich. Verantwortlich zeichnet der Verein Verbunt. Anwohner befürchten, dass auch die neue Gestaltung bald beschmiert werden könnte.

 Künstler Marc Hennig vom Verein Verbunt gibt der Unterführung zwischen Benrath und der Paulsmühle ein neues, freundlicheres Gesicht. In einigen Jahren könnte der Tunnel umgebaut werden.

Künstler Marc Hennig vom Verein Verbunt gibt der Unterführung zwischen Benrath und der Paulsmühle ein neues, freundlicheres Gesicht. In einigen Jahren könnte der Tunnel umgebaut werden.

Foto: RP/Dominik Schneider

Der erste Schmierer hat seinen Namen schon in den ersten Tagen auf die noch nicht fertige, künstlerische Gestaltung der Unterführung zwischen dem Benrather Ortszentrum und der Paulsmühle gesetzt. Die Künstler, die dort derzeit beschäftigt sind, übermalen den Tag, den Namensschriftzug, mit ihrer Farbe. Weiß wird der Tunnel, der im Volksmund als Angströhre bekannt ist, mit rot und blau, an den Wänden sind die Worte „Düsseldorf“, und „Benrath“ zu lesen. „Das sieht schon viel besser aus“, sagt ein älterer Mann, der mit dem Fahrrad in Richtung Paulsmühle unterwegs ist, im vorbeifahren. „Aber wer weiß, wie lange das sauber bleibt?“ Diese Einschätzung teilt ein Großteil der Benrather vollumfänglich.

Fabian Buckermann und Marc Hennig vom Künstlerverein Verbunt sind seit Mittwoch an der Arbeit, der Eisenbahnunterführung ein neues Gesicht zu geben. Sie waren auch schon an der Gestaltung im Innenbereich des Benrather Bahnhofs beteiligt. „Wir sind aber Künstler, keine Maler“, sagt Hennig. Daher hatte es seit Anfang September in der Unterführung Vorarbeiten gegeben; ein Maler der Stadt hatte der von zahllosen Graffiti und Aufkleber beschmutzten, gelben Wand einen Grundanstrich gegeben, auf dem das Verbunt-Team dann arbeiten konnte. Für diese Vorarbeiten waren rund 67.000 Euro veranschlagt wurden. „Für die Vorbereitung waren drei Wochen nötig – im Grunde aber mehrere Jahre, dann dass hier etwas getan werden muss, fordern die Benrather ja schon lange“, sagt Buckermann.

Denn in der Politik gibt es schon lange die Forderung, etwas für das Erscheinungsbild des Fußgängertunnels zu tun. Dieser befindet sich im Besitz der Deutschen Bahn, wird jedoch von vielen Bürgern des Stadtteils regelmäßig genutzt – vor allem, seit mehrere Bauprojekte für einen starken Zuzug in das nördlich der Gleisanlage liegende Viertel Paulsmühle. Stadt und Bahn hatten lange gezögert, die hier nötigen Gelder in die Hand zunehmen, da die Möglichkeit besteht, dass die Unterführung im Zuge des Ausbaus des Benrather Bahnhofs zum RRX-Haltepunkt sowieso aufgerissen, verbreitert oder komplett neu gebaut wird. Wann eine Entscheidung dazu kommt und wann die Maßnahmen letztlich umgesetzt werden, kann hingegen noch nicht gesagt werden, es könnten durchaus noch viele Jahre vergehen, bis hier die Bagger rollen.

So lange wollte die unter anderem für Benrath zuständige Bezirksvertretung 9 nicht warten. Bereits vor fünf Jahren hatte das Gremium 130.000 Euro aus ihren Bauunterhaltungsmitteln zur Seite gelegt, um damit die Sanierung des Gutshofs Niederheid in Holthausen zu finanzieren. Da dort jedoch weiterhin Planungsunsicherheit herrscht, beschlossen die Lokalpolitiker, mit dem Geld andere Projekte im Bezirk zu finanzieren – ein Teil der Summe floss somit in die Neugestaltung der Angströhre.

Obwohl es dort bereits bedeutend freundlicher aussieht als vor den Arbeiten, rechnen sich Buckermann und Hennig aus, dass sie noch rund drei Wochen Arbeit vor sich haben. „Und dabei machen wir nicht um 16 Uhr Feierabend“, betonen die Künstler. Ihr Konzept: Heller und freundlicher soll die Unterführung werden, besser beleuchtet und künstlerisch wertvoll gestaltet. Motive aus dem Stadtteil sollen dezent in die Wandgemälde eingearbeitet werden. „Dabei müssen wir auf das Wetter hoffen – wenn es regnet, können wir nicht malen, da dann die Wände feucht werden. Da wir hier sowieso unter dem Gleisbett sind, ist Wasser ohnehin ein Hindernis.“ Die Künstler hatten das Konzept für die Unterführung schon lange in der Schublade, bekamen jedoch erst jetzt das Okay für ihre Arbeit. „Damit wir überhaupt vorwärts kommen, müssen wir jetzt jede Sonnenstunde ausnutzen“, erklärt Hennig. Wegen der Witterungsabhängigeit kann das Team nicht genau sagen, wann das neue Antlitz des Tunnels endlich fertig sein wird.

Ebenfalls keine Prognose wollen die Künstler im Bezug auf die Beständigkeit ihrer Arbeit wagen. Die Stadt prüfe momentan, ob sich mit Blick auf den eventuellen Neubau der Unterführung eine Versiegelung mit Graffitischutz lohnt – ebenfalls ein relevanter Kostenfaktor. Eigentlich gibt es unter Sprayern und Straßenkünstlern einen Ehrencodex,die Arbeit Anderer nicht zu übermalen. „Ob man sich hier daran hält, weiß ich nicht“, so Hennig mit Blick auf die frisch bemalten Wände. „Es gibt einfach zu wenig Flächen im öffentlichen Raum, in denen sich Sprayer austoben können. Früher gab es hier in Benrath alte Fabrikgebäude. Seit die weg sind, tut es auch eine schwer einsehbare Unterführung.

 Viele Benrather hatten in der Vergangenheit oft ein mulmiges Gefühl, wenn sie durch die Angströhre gehen mussten.

Viele Benrather hatten in der Vergangenheit oft ein mulmiges Gefühl, wenn sie durch die Angströhre gehen mussten.

Foto: RP/Dominik Schneider

Das Fazit der Benrather fällt positiv aus. Viele bleiben stehen, sehen den Künstlern bei der Arbeit zu, wenn sie auf dem Weg von der Paulsmühle nach Benrath oder vom Bahnhof zum Dürer-Kolleg durch die sogenannte Angströhre kommen – ein Name, der hoffentlich bald der Vergangenheit angehört.

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