Hille und Angela Erwin im Gespräch "Unsere Trauer geht keinen was an"

Düsseldorf · Im Gespräch mit der RP erzählen Hille und Angela Erwin von den Tagen nach dem Tod Joachim Erwins. Sie berichten von überwältigender Anteilnahme und dem Gefühl, aufgefangen zu werden. Angela will in der CDU politisch aktiv werden. Hille würde Elbers helfen – falls er das will.

Im Gespräch mit der RP erzählen Hille und Angela Erwin von den Tagen nach dem Tod Joachim Erwins. Sie berichten von überwältigender Anteilnahme und dem Gefühl, aufgefangen zu werden. Angela will in der CDU politisch aktiv werden. Hille würde Elbers helfen — falls er das will.

Heute vor drei Wochen ist Joachim Erwin gestorben — eine zu kurze Frist, um auch nur über einen Ansatz von Normalität für die Familie zu sprechen. Bei den Kindern und der Frau Joachim Erwins ist das Ganze schon deshalb noch weit von jeder Normalität entfernt, weil der Tod des Oberbürgermeisters wie sein Leben in den letzten Jahren davor sehr öffentlich war. Gestern kamen Mutter und Tochter zum ersten Interview nach dem Tod zur Rheinischen Post. Ein wichtiger Satz in ihrem Fazit: "Wir sind überwältigt von dieser Anteilnahme. Das hatten wir nicht erwartet!"

Auch heute noch, drei Wochen später, sei der Briefkasten täglich voller Briefe, insgesamt hätten sie weit mehr als 1000 Schreiben, Mails und SMS erhalten. Viele von gänzlich Unbekannten. Weil es unmöglich gewesen sei, allen zu antworten, schaltete man vor wenigen Tagen eine große Anzeige in der RP und bedankte sich.

Den beiden ist sehr bewusst, wie intensiv alles beobachtet wird, was sie tun. Als sie beispielsweise einen Tag nach der Beerdigung auf dem Friedhof waren, um in Ruhe die Kränze zu betrachten und die Grüße auf den Schleifen zu lesen, wurde diese Szene fotografiert und in der RP veröffentlicht. Ein Bild, das für Gesprächsstoff sorgte: Die beiden Frauen, sichtlich erfreut über die vielen Grüße und Blumen, und beide nicht in Schwarz. Das hielten einige für inszeniert (was es nicht war, das Treffen war Zufall), empörte manche, aber die meisten bestätigten die beiden in ihrer Einstellung und der Art, mit dem Verlust umzugehen.

Hille Erwin sagt es deutlich: "Unsere Trauer geht keinen was an." Aber wir verkriechen uns nicht, sondern treten draußen auf, und versuchen, wieder normal zu leben." Schon allein das Sichten des Nachlasses, das Abarbeiten vieler Unterlagen sei jedoch sehr aufwändig. An einem der letzten Sonntage ist die Familie gemeinsam ins Rathaus gegangen und hat aus Erwins Amtszimmer die persönlichen Dinge des Verstorbenen geholt. Angela Erwin: "Eine sehr schwere Aufgabe. Gut, dass wir es zusammen getan haben." Vieles habe man dem Stadtarchiv übergeben.

Manches löst Empörung aus

Manches hat sie als merkwürdig empfunden — den Streit um eine gemeinsam Todesanzeige der Ratsfraktionen zum Beispiel. Manches hat sie auch empört: So soll eine Vertreterin einer anderen Partei als der CDU gesagt haben, Erwins Familie sei an seinen politischen Ambitionen zerbrochen. "Unsinn", sagen Mutter und Tochter. "Wir haben sicher darunter gelitten, mussten vieles mittragen — aber wir haben ihn immer unterstützt. Und die Familie ist vor allem zuletzt dichter zusammengerückt."

Dass Angela Erwin nun politisch aktiv wird, wird viele nicht überraschen — wer sie kennt, erkennt Ähnlichkeiten mit dem Vater. Sie bestätigt, dass es Gespräche mit der CDU gibt, zu der sie seit März 2008 gehört. Es heißt von anderer Seite, sie wolle für eine Bezirksvertretung kandidieren. In der Jungen Union ist sie schon seit Jahren. Derzeit gehe der Beruf — sie ist Anwältin in der Kanzlei Bird & Bird — jedoch vor, betont sie.

Aber langfristig halte sie es für wichtig, sich politisch zu betätigen. Dass Dirk Elbers jetzt der Nachfolger von Erwin werden soll, ist nach Ansicht der beiden nur folgerichtig. Sie kennen und schätzen ihn schon lange. Ob man ihn im Wahlkampf unterstützt? Hille antwortet ohne nachzudenken: "Wenn er mich fragt, mache ich das!"

(RP)
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