Serie Macher Vom Rhein Unsere kleine Farm in Kappes-Hamm

Düsseldorf · Die Van der Wingens führen einen Mehrgeneration-Konzern mit diversen Sparten. Vater Hans-Peter baut Kartoffeln und Gemüse an. Mutter Mathilde verkauft Eier von eigenen Hühnern und Blumen. Tochter Viktoria stellt feinste Torten her.

 Das ist Familie Van der Wingen, (v.l.) Viktoria (Konditormeisterin), Vater Hans-Peter (Gartenbau und Landwirtschaft) Mutter Mathilde (Vertrieb von allem) und Sohn Johannes, der das Ganze mal übernehmen soll.

Das ist Familie Van der Wingen, (v.l.) Viktoria (Konditormeisterin), Vater Hans-Peter (Gartenbau und Landwirtschaft) Mutter Mathilde (Vertrieb von allem) und Sohn Johannes, der das Ganze mal übernehmen soll.

Foto: Andreas Endermann

Der Begriff Familienunternehmen ist in Deutschland ein geflügeltes Wort. Genau so etwas führen die Van der Wingens in Hamm. Allerdings ist dieses Familienunternehmen so aufgebaut wie das, was man im BWL-Studium einen "Mischkonzern" nennt. Also so etwas wie Siemens. Die bauen fast alles, vom Computertomografen über einen kompletten ICE bis zur Stromturbine.

So ähnlich ist das bei den Van der Wingens auch. Im Portfolio dieses Mischkonzerns gibt es alles von A wie Astern über E wie Eier und K wie Kartoffeln bis Z wie Zuckertorten. Und wie in jedem Misch-Konzern haben die (Mikro)-Konzernteile bei den Van der Wingens eigene Bereichsvorstände.

Mutter Mathilde van der Wingen (52) leitet den Vertrieb, will heißen, sie steht im Hofladen, in dem man den Großteil des Sortiments der Van-der-Wingen'schen Unternehmen kaufen kann. Und einen Beauftragten für die Sicherheit hat sie auch. Er heißt Paul, ist ein gemütlicher Appenzeller Sennenhund, der bellt, wenn er nicht gestreichelt wird, und der gerne auch mal auf Spritztour ins nahe Hamm ausbüxt.

Sie leitet sozusagen das Herz des Familienunternehmens. Denn wie in jedem Wirtschaftsunternehmen ist natürlich der Kunde König, entsprechend begrüßt nicht nur Paul die Stammkunden freundlich, sondern auch Mathilde, die, anders als Paul, die meisten auch mit Namen persönlich ansprechen kann. Die Kundschaft kommt nicht nur aus Hamm und Düsseldorf, sondern auch aus dem ganzen Umland, beispielsweise aus Wuppertal.

Leiter des Konzernbereichs "Produktion" ist Vater Hans-Peter van der Wingen (51). Er ist gelernter Gartenbauer und entsprechend vor allem für die landwirtschaftliche Seite verantwortlich. Drei Trecker von Fendt, ein Radlader und ein Quad machen ihn zum Herrn über zehn Hektar Land links und rechts des Rheins, bei Hamm und auch bei Neuss.

Unter 6000 Quadratmetern Gewächshäusern sprießt schon im Winter das, was im Rheinland sonst erfröre. Van der Wingen baut Kartoffeln an und Salat, Erdbeeren und Himbeeren wachsen auf den Flächen am Rhein genauso wie Blumen jeglicher Art. "Die meisten Stiefmütterchen sind schon verkauft, jetzt kommen die Sommerblumen", sagt Van der Wingen. Er ist aber nicht alleiniger Produzent. "Denn Treckerfahren kann ich auch", sagt seine Frau Mathilde.

Doch unter seiner Regie entstehen nicht nur Produkte für Veganer. 150 Hühner in einem weitläufigen Gatter mit großem Teich legen Eier, die im Hofladen ganzjährig verkauft werden. Und auch dort gibt es wieder tierische Sicherheitsbeauftragte. Denn in der Vergangenheit holte der Habicht regelmäßig Hühner aus dem Pirk.

Das ist jetzt Geschichte. Greta und Emmi sorgen für die Sicherheit des Hühnerviehs. Seit die beiden Hängebauchschweine mit im Hühnerpirk leben, ist kein Geflügel mehr Opfer einer Habichtattacke geworden. Warum, kann keiner der Van der Wingens so richtig sagen. Aber es funktioniert, und so gilt das Motto: Gelobt sei, was klappt.

Wer jetzt aber glaubt, auch hausgemachte Leberwurst und Schweinshaxen bei den Van der Wingens zu bekommen, der liegt falsch. "Tiere, die einen Namen haben, werden nicht geschlachtet", erklärt Hans-Peter van der Wingen mit strengen Worten.

Und auch einige andere Mitbewohner der Van der Wingens entkommen dem Metzger. So gibt es noch acht Laufenten, die mit den Hühnern in einer Wohngemeinschaft leben, und ein Dutzend Kanarien-Vögel, die in der Regel nicht verkauft werden. ("Nur manchmal an unsere guten Stammkunden, wenn die fragen").

In der dritten Generation mindestens betreiben die Van der Wingens einen Hof in Hamm. Die nächste Generation ist schon gestartet - mit einem neuen "Tochter-Unternehmen". Denn Viktoria van der Wingen (23) unterhält auf dem Hof am Grüneweg einen Patisserie-Betrieb. Sie ist Konditor-Meisterin, lernte bei der Zuckerbäckerei Maushagen und arbeitete als Pâtissier im Maritim Hotel Düsseldorf. Und auf die Torten kommen selbstverständlich auch Erdbeeren Made in Hamm.

(tb)
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