Neupräsentation der Sammlung museum kunst palast Unordnung mit Sinn

Düsseldorf (dto). Orange, türkis, rot und gelb leuchten die Wände in der neugeordneten Schausammlung des museum kunst palast. Die Farben leiten die Besucher durch weitgesteckte Themenfelder. Sie heißen "Europa und die Fremde", "Hof und Bürgertum", "Die Akademie zwischen Tradition und Erneuerung", "Mittelalter und Expressionismus". Insgesamt 500 Kunstwerke sind hier assoziativ gehängt, um für den Betrachter neue Zusammenhänge offen zu legen, wie Generaldirektor Jean-Hubert Martin erklärte. Sechs Monate war die Sammlung wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Unter dem Motto "360° art" lädt das museum kunst palast ab dem 29. Januar nun wieder zum Besuch ein.

Teile der berühmten Gemäldegalerie des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz und seiner Gemahlin Anna Maria Luisa de Medici, Dauerleihgaben der Düsseldorfer Kunstakademie und die Graphische Sammlung bilden die Kerne der Kunstsammlung, die zudem einen umfassenden Überblick über die Düsseldorfer Malerschule bietet. Die Neupräsentation ist nun noch durch das Archiv künstlerischer Fotografie der rheinischen Kunstszene erweitert worden.

Der Dialog mit den Kunstströmungen der Welt ist ein Leitgedanke der neugeordneten Sammlung. Das zeigt sich vor allem im Ausstellungsbereich "Europa und die Fremde". In dessen Zentrum steht die venezianische Kunst. In Venedig verknüpften sich nicht nur weltweite Handelswege, sondern auch künstlerische Ausdrucksformen von Orient und Okzident. Für die Ausstellung bedeutet das: Steinskulpturen der Khmer treffen auf zeitgenössische Werke, Kalligraphie auf informelle Kunst. Gleichzeitig wird deutlich, wie außereuropäische Kulturkreise immer wieder als "fremdartig" und "seltsam" dargestellt werden, umgekehrt enthüllt der fremde Blick auf Europa koloniale Vorurteile.

Im Themenbereich "Hof und Bürgertum" geht es um das Sammeln von Kunst. Höfischer Repräsentationswille ist genauso ein Motiv wie der neuzeitliche Hang zur bürgerlichen Selbstdarstellung. Kernstück ist der Rubenssaal, in dem die repräsentative Gemäldegalerie des Kurfürsten Jan Wellem lebendig wird. In diesem zweigeschossigen Ausstellungsraum werden auch bisher nie gezeigte Ölskizzen der Deckendekoration aus dem kurfürstlichen Jagdschloss in Bensberg präsentiert.

Das gesamte zweite Obergeschoss ist der Darstellung der Düsseldorfer Kunstakademie gewidmet. Seit ihrer Neugründung bereitete Direktor Peter von Cornelius und sein Nachfolger Wilhelm Schadow den Weg zu einer weltweit beachteten Kunsthochschule. Standen die Anfangsjahre noch unter dem Vorzeichen der nazarenischen Kunst, wurde Düsseldorf durch die Etablierung der Düsseldorfer Malerschule zum Vorreiter für die Weiterentwicklung von Historien-, Landschafts- und Genremalerei. Der Rundgang schließt im Südflügel des ersten Obergeschosses mit einer Konfrontation von Skulpturen, Emailarbeiten und Gemälden des Mittelalters mit der Kunst des Expressionismus. Wo auf den erste Blick jeder Zusammenhang zu fehlen scheint, existieren durchaus Bindeglieder: Über Jahrhunderte hinweg verbindet die Suche nach Spiritualität und Mystik die Epochen.

"Was meinen Sie?"

Mittelalterliches neben Expressionistischem, Europäisches neben Fremdem — die ungewöhnliche Kombination von Kunstwerken und Epochen reizt zur Diskussion. Gelegenheit dazu bietet auch das Besucherportal auf der Homepage des museum kunst palast. Hier ist Platz für Meinungen, Geschichten oder Anekdoten, persönliche Interpretationen. Ausgewählte Kommentare werden schließlich in der Sammlung öffentlich gemacht.

Kuratorenführungen, jeweils 17 Uhr:
2.2., 16.2., 2.3.: Dr. Bettina Baumgärtel, Leiterin der Gemäldegalerie
13.4. und 11.5.2005: Dr. Stephan von Wiese, Leiter der Abteilung Moderne Kunst
18.05.: Dr. Christoph Danelzik-Brüggemann, Leiter der Graphischen Sammlung

Öffentliche Führungen, jeweils 15 Uhr: 30.1., 6.2., 13.2.

Im Sommer 2005 wird ein akustischer Sammlungsführer, gesprochen von der New Yorker Performance-Künstlerin Laurie Anderson , produziert.

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