Düsseldorf Uniklinik mit neuem Schlaflabor

Düsseldorf · An der Uniklinik werden Menschen mit gefährlichen Atemaussetzern behandelt. Vielen Patienten hilft eine spezielle Schlafmaske, die mit erhöhtem Druck Sauerstoff zuführt. Andere benötigen nur ein Kissen, das die Rückenlage verhindert. Immer geht es darum, Stress in der Nacht zu verhindern.

Gut geschlafen heute Nacht? Von einem tiefen, erholsamen Schlummer können viele Menschen nur träumen. Nach einer Umfrage der Techniker Krankenkasse leiden mehr als 30 000 Düsseldorfer an massiven Schlafstörungen. Der Grund für ihren Stress in der Nacht ist häufig ein medizinisches Phänomen: das unkontrollierte Aussetzen des Atems. Was diese Apnoe, so der medizinische Fachbegriff, mit Schnarchen, zu hohem Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen zu tun hat, erforscht das neue Schlaflabor des Uniklinikums.

Heinz N. (58) ist ein chronisch müder Mensch. Er leidet an einer besonders heftigen Apnoe: Sein Atem setzt nachts bis zu 50 Mal in einer Stunde aus. Das bedeutet: Fast jede Minute bekommt er keine Luft – und jedes Mal wird er wach. Gleichzeitig ist es seinen Ärzten in den vorigen Jahren nicht gelungen, seinen viel zu hohen Blutdruck mit Medikamenten einzustellen. "Die sind gar nicht auf die Idee gekommen, da einen Zusammenhang zu sehen." Schon vor langer Zeit musste Heinz N. seinen Beruf als Uhrmachermeister aufgeben, denn nach seinen quälenden Nächten schleppt er sich erschöpft durch den Tag und kann sich auf nichts richtig konzentrieren.

"Vielen Medizinern ist der Zusammenhang zwischen Atemaussetzern und Bluthochdruck nicht bekannt", bestätigt die Schlafmedizinerin Antigone Fritz, Leiterin des neuen Uni-Schlaflabors. Aber die kurzen Atemstillstände versetzen den Köper in einen Alarmzustand, der Herzschlag wird schneller, der Blutdruck steigt, gleichzeitig wird der Organismus mit weniger Sauerstoff versorgt. Fritz: "Das alles sind deutliche Risikofaktoren für zu hohen Blutdruck und somit für Herzinfarkt und Schlaganfall." Zusätzlich verhindert der nächtliche Verschluss der Atemwege eine wirksame Bekämpfung dieser Erkrankungen.

Mandeloperation bei Kindern

Im Schlaflabor sind verschiedene Therapien möglich. Fritz: "Manchmal reicht schon ein spezielles Kissen, das die Rückenlage während der Nacht verhindert." Bei anderen Patienten, häufig bei Kindern mit vergrößerten Mandeln, wird zu einer Operation geraten. Vielen aber hilft eine spezielle Schlafmaske, die mit erhöhtem Druck Sauerstoff zuführt und dadurch die Atemwege offen hält. Fritz: "Das wird individuell im Labor getestet und angepasst." Für viele Patienten, die oft einen jahrelangen Arzt-Marathon hinter sich haben, sei die Maske ein Segen.

Aber nicht nur die nächtlichen Atemaussetzer bringen Menschen um ihre Ruhe. "Alle Belastungen können die Nacht stören", meint Antigone Fritz, "ob Stress im Job oder Ärger mit dem Partner." Viele liegen dann wach im Bett und denken über ihre Probleme nach. Der Körper aber sollte im Schlaf entspannen und regenerieren, gleichzeitig das Erlebte des Tages verarbeiten und Erlerntes vertiefen.

Wer zu wenig schläft, ist außerdem anfälliger für Infekte und nimmt auch noch leichter an Gewicht zu. Denn im Schlaf wird die Fettverbrennung angekurbelt. Fritz: "Wer extrem wenig schläft, hat einfach mehr Hunger."

(RP)
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