Defekte Gasheizungen Uniklinik: „Immer mehr Kohlenmonoxid-Vergiftungen“

Düsseldorf · Er wollte nur warmes Wasser in die Badewanne einlassen. Doch als seine Frau Minuten später ins Bad kam, war er schon bewusstlos: Kohlenmonoxid-Vergiftung. Nur dank der schnellen Behandlung mit 100-prozentigem Sauerstoff in der Überdruckkammer der Uniklinik ist der Mann wieder wohlauf. "Die Zahl der Kohlenmonoxid-Vergiftungen durch defekte Gasheizungen und -thermen wächst besorgniserregend", sagt Andreas Christaras, Leiter der Überdruckkammer.

 Nach schwerer Rauchgasvergiftung wurde dieses Ehepaar in der Überdruckkammer der Uniklinik mit 100-prozentigem Sauerstoff behandelt.

Nach schwerer Rauchgasvergiftung wurde dieses Ehepaar in der Überdruckkammer der Uniklinik mit 100-prozentigem Sauerstoff behandelt.

Foto: Uniklinik

Das zeigen steigende Behandlungszahlen: Während im Vorjahr 30 Patienten mit Kohlenmonoxid-Vergiftung behandelt wurden, waren es in diesem Jahr bereits 24 Fälle.

Farb- und geruchloses Gift

Bei einer Kohlenmonoxid-Vergiftung muss der Körper so schnell wie möglich Sauerstoff bekommen. Sonst besteht akute Lebensgefahr. "Der Körper nimmt in 8,5 Stunden beim Atmen 0,0035 Prozent Kohlenmonoxid auf. Schon eine Konzentration von 0,1 Prozent führt bei einem gesunden Erwachsenen in 15 Minuten zum Tod; entsprechend schneller geht es bei Kindern und Kranken", erläutert der Mediziner Christaras. Da die Substanz farb-, geruch- und geschmacklos ist, bemerken Betroffene sie meist nicht. Sie blockiert den Sauerstofftransport im Blut, führt zum Ersticken.

Die Überdruckkammer der Uniklinik ist die einzige in NRW, die rund um die Uhr für Notfälle bereit ist. Doch auch ihre Kapazität ist begrenzt: Zwar können zwölf leichte Fälle parallel therapiert werden. Bei schwer Kranken aber ist wegen der nötigen Apparate bedeutend weniger Platz. "Daher ist es besonders beunruhigend, dass auch die Zahl der Betroffenen je Fall steigt", so Christaras. Heute aber wird das Angebot der Überdruckkammer wesentlich verbessert: Mit einem neuen Messgerät kann dann bei voll besetzer Kammer die Sauerstoffsättigung aller Patienten zugleich überprüft werden. "Dadurch können wir besser kontrollieren, wie die Behandlung anschlägt und sie optimieren", so Christaras.

Darüber hinaus erhöht sich damit die Aussagekraft der Messungen: Es wird ersichtlich, ob alle Stellen des Körpers genug Sauerstoff bekommen. Außer bei Kohlenmonoxid-Vergiftung wird die Überdruck-Sauerstofftherapie bei schlecht heilenden Wunden durch Gefäßerkrankungen und Diabetischen Fuß eingesetzt.

(RP)
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