Universität Düsseldorf Neues Wahlpflichtfach für Medizinstudenten

Düsseldorf · Die medizinische Versorgung von Flüchtlingen ist als neues Wahlpflichtfach an der Universität Düsseldorf eingeführt worden. Gemeinsam mit einem Dolmetscher begleiten Medizinstudenten Flüchtlinge zu einem Arzt und lernen, mit der Situation richtig umzugehen.

 An der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf können Medizin-Studenten nun ein neues Wahlpflichtfach belegen.

An der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf können Medizin-Studenten nun ein neues Wahlpflichtfach belegen.

Foto: dpa, Marius Becker

Medizinstudenten ab dem dritten Semester können nun ein neues Wahlfach belegen und darüber nicht nur ein breiteres Wissen ansammeln, sondern auch die medizinische Flüchtlingshilfe in Düsseldorf unterstützen. Ab dem Wintersemester 2016/17 wird an der Heinrich-Heine-Universität in Kooperation mit der Diakonie die medizinische Versorgung von Flüchtlingen gelehrt.

In dem Kurs werden zunächst zehn Theoriestunden unter anderem in den Bereichen Allgemeinmedizin, Psychologie und Psychotraumatologie absolviert. Später folgt ein Praxisteil bei dem die Studenten Flüchtlinge zusammen mit einem Dolmetscher zum Arzt begleiten. "Die Zusammenarbeit zahlt sich doppelt aus. Die Flüchtlinge bekommen Unterstützung beim Arztbesuch und zukünftige Ärzte werden für die Arbeit mit Flüchtlingen sensibilisiert", sagt Oliver Targas, Leiter der evangelischen Flüchtlingsberatung in städtischen Unterkünften. Weitere Vorlesungen werden von der Diakonie durchgeführt, die bereits im Jahr 2012 von der Stadt mit der Beratung und Betreuung von Flüchtlingen beauftragt worden ist.

Über 100 freiwillige Dolmetscher beteiligt

Inzwischen haben die Studierenden eine Dolmetscherdatenbank mit 100 freiwilligen Teilnehmern eingerichtet, in der über 20 Sprachen wie Farsi, Arabisch, Kurdisch und viele andere vertreten sind. Denn eine der größten Schwierigkeiten bei der Versorgung von Flüchtlingen ist die Kommunikation. Häufig kann der Patient nicht ausdrücken, was ihm fehlt, obwohl er dringend medizinisch versorgt werden müsste. Eine weitere Herausforderung ist der unterschiedliche Umgang mit gesundheitlichen Entscheidungen in verschiedenen Kulturen. Helfen kann dabei - neben einem Übersetzer - nur ein Verständnis für andere Kulturen.

"Wir begleiten Flüchtlinge bei Arztbesuchen zusammen mit unseren freiwilligen Dolmetschern und erklären die medizinischen Zusammenhänge und die Behandlung. Wir kümmern uns um alle notwendigen bürokratischen Dinge, zum Beispiel wer die Kosten übernimmt. Außerdem können wir auch nach dem Arztbesuch in aller Ruhe Fragen zur Erkrankung und Behandlung beantworten und Zusammenhänge erläutern", sagen die Studierenden Long Tang und Lea Laskowski, die sich mit vielen anderen in dem Projekt engagieren.

Entstanden ist die Initiative aus einem ehrenamtlichen Projekt an der Uni Düsseldorf. Auf die Dauer nahm die Versorgung von Flüchtlingen jedoch so viel Zeit in Anspruch, dass die Studierenden dem kaum mehr nachkommen konnten. In der Folge entstand das Wahlpflichtfach.

Für die Universität eröffnet sich damit auch eine Möglichkeit, den Studierenden wichtige Kenntnisse für ihre spätere Praxis zu vermitteln: "Für die zukünftigen Ärzte ergeben sich erhebliche Lerneffekte aus der Betreuung der Patienten, die zumeist weder der deutschen Sprache mächtig sind, noch sich mit kulturellen Eigenheiten und der Organisation im deutschen Gesundheitssystem auskennen", sagt Thomas Muth, Psychologe des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin.

(ham)
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