Düsseldorf Uni-Rektor zieht sich überraschend zurück

Düsseldorf · Hans Michael Piper wird anders als angekündigt nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Die Findungskommission hat einen anderen Favoriten, offensichtlich eine Frau. Die Wahl findet am 13. Mai statt.

 Hans Michael Piper führt die Heinrich-Heine-Universität noch ein gutes halbes Jahr.

Hans Michael Piper führt die Heinrich-Heine-Universität noch ein gutes halbes Jahr.

Foto: Andreas Endermann

Die Heinrich-Heine-Universität (HHU) bekommt einen neuen Rektor oder aber erstmals eine Rektorin. Die Findungskommission, in der Mitglieder des Hochschulrates und des Senates sitzen, hat sich im Laufe des Auswahlverfahrens auf einen Favoriten geeinigt. Hans Michael Piper, der seit knapp sechs Jahren die Hochschule führt, wird allseits gelobt, aber nun ist der 61-Jährige ins Hintertreffen geraten. Er wird das Amt noch ein halbes Jahr innehaben und dann bis zu seiner Pensionierung Inhaber eines medizinischen Lehrstuhles sein. Dies war vertraglich so vereinbart worden, als Piper von Gießen nach Düsseldorf kam.

Die Entscheidung ist offenbar bei einer Klausur der Findungskommission am Wochenende gefallen. Für viele kommt sie überraschend. "Damit habe ich nicht gerechnet", sagt Gert Kaiser, der die Heinrich-Heine-Universität Jahrzehnte als Rektor und Präsident der Freunde und Förderer geprägt hat. "Ich bedaure diese Entscheidung. Viele, die der Universität nahestehen, sind davon ausgegangen, dass er noch mindestens eine Amtszeit wahrnimmt." Piper habe erfolgreich gearbeitet.

Der Rektor äußerte sich gestern nur in einer kurzen Presseerklärung. "Nach intensiver Debatte mit der Findungskommission" habe er sich "entschlossen, meine Kandidatur für eine weitere Amtszeit als Rektor nicht aufrecht zu erhalten". Der Mediziner und Philosoph hatte im Januar beim Neujahrsempfang in einer kämpferischen Rede seine erneute Kandidatur angekündigt. Während die erste Amtszeit eines Rektors sechs Jahre dauert, sind die folgenden Wahlperioden auf vier Jahre beschränkt.

Dies ist einer der beiden Gründe für die Entscheidung der Findungskommission. Wer nun die Schaltzentrale der HHU übernimmt, soll mindestens zehn Jahre im Amt bleiben. Zweitens verbindet man mit dieser Person die Hoffnung, sie möge besonders geeignet sein, die Herausforderungen durch das neue Hochschulgesetz zu meistern. Auf die HHU und die anderen Hochschulen kommen sinkende Studentenzahlen zu. Die Mittel werden nicht nur deswegen, sondern auch wegen der Schuldenbremse für die öffentlichen Haushalte verringert. Verteilungskämpfe stehen an, der Druck zu Kooperationen auch mit Fachhochschulen steigt.

Damit ändert sich das Anforderungsprofil für die Rektorposition. Während in den vergangenen Jahren viel intern zu verbessern war, ist nun auch eine stärkere Dialogfähigkeit, Vernetzung mit den politischen Ebenen und überhaupt Orientierung nach außen gefragt. Piper, der sehr sachbezogen arbeitete und nicht eben als Menschenfänger bekannt ist, hat zweifelsohne als Manager viel erreicht. Nun sieht man in einer anderen Lösung auf den anderen Feldern bessere Chancen für die Hochschule.

Anne-José Paulsen (Vorsitzende Hochschulrat) wie auch Michael Baurmann (Vorsitzender des Senats) betonen, dass Piper viel erreicht habe. So hat er die HHU in der Forschung (Exzellenzinitiative, Clusterbildung) und als Gründerhochschule nach vorn geführt, zudem das Haus der Universität am Schadowplatz verwirklicht. Der Fall Schavan, der öffentlich durchaus kritisch diskutiert wurde, soll bei dem aktuellen Votum keine entscheidende Rolle gespielt haben.

Die Kommission habe mit mehreren hochkarätigen Kandidaten Gespräche geführt, ist aus der Universität zu hören. Ganz oben auf der Liste soll nach RP-Informationen eine Frau stehen.

(RP)
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