Universitäten in NRW Etwa 8000 Studenten nur wegen Semesterticket eingeschrieben

Düsseldorf · Viele Absolventen schreiben sich nach ihrem Abschluss weiter an der Uni ein, um günstig mit der Bahn fahren zu können. Der VRR sieht die Unis in der Pflicht. Doch die Hochschulen tun sich schwer mit dem Problem.

 Leere Hörsaal, volle Bahn. (Symbolfoto)

Leere Hörsaal, volle Bahn. (Symbolfoto)

Foto: tmn

Es ist ein bekanntes Phänomen: Oft schreiben sich Uni-Absolventen kurz nach ihrem Abschluss für ein Zweitstudium in einem Fach ohne Numerus Clausus ein, um weiter günstig mit der Bahn fahren zu können oder bei der Krankenkasse pflichtversichert zu sein. Auch Berufseinsteiger nutzen diese Gelegenheit, um sich die Kosten für ein teureres Monatsticket zu sparen.

 240.000 Semestertickets gibt der VRR derzeit aus.

240.000 Semestertickets gibt der VRR derzeit aus.

Foto: dpa, Martin Gerten

Bei der Studentenvollversammlung der Universität Düsseldorf hat der Prorektor für Studienqualität erstmals eine Zahl genannt: Demnach schätzt die Uni, dass etwa 8000 Studierende nur wegen des Semestertickets eingeschrieben sind. Diese Angabe wurde unserer Redaktion bestätigt. Bei einer Gesamtzahl von etwa 30.000 Studierenden macht das einen Anteil von 26,6 Prozent aus. Also mehr ein Viertel der Immatrikulierten studieren nicht mehr aktiv.

Die Studierenden an der Uni Düsseldorf müssen etwa 110 Euro für das VRR-Semesterticket entrichten. Insgesamt beläuft sich der Semesterbeitrag zum Beispiel in Düsseldorf auf rund 300 Euro. Im Vergleich dazu kostet ein Monatsabo für das Ticket2000 in der günstigsten Preisstufe monatlich knapp 67 Euro Euro und maximal 171 Euro.

Beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sieht man die Universitäten in der Pflicht. "Wir ballen die Faust in der Tasche", sagte ein Sprecher des VRR auf Anfrage unserer Redaktion. "Wir können nicht überprüfen, ob jemand ordentlicher Student ist oder nur wegen des Tickets eingeschrieben ist. Das müssen die Universitäten prüfen."

Wie groß der wirtschaftliche Schaden ist, der dabei entsteht, kann man beim VRR nicht beziffern. Das liege im Bereich der Spekulation. Der VRR gibt derzeit 240.000 Semestertickets aus und hat Verträge mit 31 Hochschulen. Vom Land NRW bekommen die Verkehrsverbünde Zuschüsse für vergünstigte Tickets für Menschen in der Ausbildung. Der VRR bekommt dafür jährlich 50 Millionen Euro für das Schülerticket "SchokoTicket", das Azubi-Ticket "Young-Ticket Plus" und das Semesterticket.

Hochschulen haben nach Auskunft des NRW-Ministeriums für Wissenschaft und Forschung keinen unmittelbaren Vorteil durch höhere Studierendenzahlen. Das teilte das Ministerium auf Anfrage mit. An der Uni Köln sei das Problem der Scheinstudenten nicht erheblich, teilte die Hochschule auf Anfrage mit. Die meisten Studiengänge seien zulassungsbeschränkt.

Die Uni Bonn versucht durch eine möglichst enge Betreuung ihrer Studenten zu vermeiden, dass Personen an der Uni eingeschrieben sind, die gar nicht studieren. Studenten müssen ihren Studienaufwand nachweisen, nur dann bekommen sie ihre Leistungspunkte. Exmatrikuliert wird man aber nicht, wenn man keine Leistungspunkte erwirbt oder die Prüfungen nicht macht, teilt die Uni mit. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es einen kleinen Teil von Studierenden gibt, die allem Aufwand zum Trotz eingeschrieben bleiben.

Hier finden Sie ausführliche Informationen zu den Unis in NRW.

(heif)
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