Doch hinter dieser Meldung steckt große Literatur. Sie erinnert daran, dass nicht irgendeine Straßenbahnstrecke dieser Tage erneuert wird. Spielt sie doch im Werk und im Leben eines deutschen Autors eine besondere Rolle. Sein Name: Günter Grass.

In seinem wohl bekanntesten Werk, der "Blechtrommel" (1959), heißt es: "Mit Straßenbahnen, die vom Bilker Bahnhof in Richtung Wersten und Benrath fuhren, konnte man bequem, ohne umsteigen zu müssen, die Städtischen Krankenanstalten erreichen. Herr Matzerath lag dort von August fünfundvierzig bis Mai sechsundvierzig." Gemeint ist Oskar Matzerath, die kleinwüchsige Hauptfigur, die sich am Anfang des Romans gleich selbst einführt: "Zugegeben: ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt."

In der 2006 erschienenen Autobiografie "Beim Häuten der Zwiebel" widmet der Nobelpreisträger seiner Zeit in Düsseldorf (1947— 1952) zwei Kapitel. Es wird klar: Hier lernte er die Kunst, den Jazz und vieles mehr kennen. Markante Lokalitäten rund um den heutigen Campus finden Erwähnung: der Bittweg, wo heute Studentenwohnheime stehen, die Städtischen Krankenanstalten, das spätere Universitätsklinikum und die Straßenbahngleise zwischen der Innenstadt und dem Vorort Benrath. Sie vergaß Grass offenbar nie.

"Diese Straßenbahnstrecke von damals existiert immer noch. Generationen von Studenten und Menschen, die an der Uniklinik arbeiten oder behandelt werden, kennen sie", betont auch Rolf Willhardt, Sprecher der Heine-Uni.