Massenunfall am Kaarster Kreuz Unfallfahrer waren geblendet

Düsseldorf · Zu geringer Abstand bei schlechten Sichtverhältnissen und nasser Fahrbahn führten nach ersten Erkenntnissen der Polizei zum Massenunfall auf der A52. Unfallbeteiligte ohne Vollkasko-Versicherung müssen wahrscheinlich mindestens einen Teil des Schadens selbst tragen.

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Zu geringer Abstand bei schlechten Sichtverhältnissen und nasser Fahrbahn führten nach ersten Erkenntnissen der Polizei zum Massenunfall auf der A 52. Unfallbeteiligte ohne Vollkasko-Versicherung müssen wahrscheinlich mindestens einen Teil des Schadens selbst tragen.

Herbert Derks, Chef der Freiwilligen Feuerwehr Meerbusch, schüttelt den Kopf, wenn er an seinen Einsatz bei der Massenkarambolage auf der A 52 denkt. Derks traf als einer der ersten Helfer am Unfallort ein. 29 Fahrzeuge hatten sich zwischen der Anschlussstelle Büderich und dem Kaarster Kreuz ineinander verkeilt. 13 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Derks: "Auf dem Weg zur Unfallstelle bretterte noch einer an uns vorbei und stieg erst in die Eisen, als er den Stau sah. Zudem hatten wir Probleme, mit unserem Fahrzeug durchzukommen. Die Autofahrer, die hinter der Unfallstelle im Stau standen, bildeten zwar eine Gasse, als der erste Rettungswagen eintraf, schlossen sie aber sofort wieder, so dass für die Feuerwehr Zeit verloren ging."

Ursache der folgenschweren Unfallserie war ein vergleichsweise harmloser Rempler: Ein Golffahrer (56) hatte zu spät bemerkt, dass ein Porsche vor ihm bremste, und war auf den Vordermann aufgefahren. Er und der 39-Jährige am Steuer des Porsche blieben unverletzt. Beim Versuch, den Unfallautos auszuweichen, prallten neun Autos ineinander. Dabei wurden zwei Menschen schwer, sechs weitere leicht verletzt.

Als der Verkehr hinter der Unfallstelle zum Erliegen kam, fuhren weitere Autos auf: Insgesamt sechs Stauunfälle registrierten die Polizeibeamten, 18 Autos waren daran beteiligt, aus denen sieben Verletzte in die Krankenhäuser der Region gebracht werden mussten.

"Die Fahrbahn war nass, die Sonne stand tief und hat geblendet", hörten die Polizisten immer wieder als Grund für die Crashs. "Wetter ist keine Unfallursache", erklärte gestern Polizeisprecherin Susanna Heusgen, "sondern allenfalls ein ungünstiger Umstand". Auf den müssten Autofahrer reagieren — indem sie ihr Tempo drosselten und den notwendigen Sicherheitsabstand einhielten.

40 Polizisten waren mehr als drei Stunden im Einsatz — auch um Autofahrer zu suchen, die ihre Fahrzeuge verlassen hatten. Die Fahrer hatten sich die Bergungsarbeiten angeschaut, waren spazieren gegangen oder hatten sich mit anderen verplaudert. Bis die Polizei sie gefunden und zu ihren Autos zurückgeschickt hatte, verging weitere Zeit, in der der Stau immer länger wurde — zwölf Kilometer waren es am Schluss. Der Fahrer eines Wohnmobils blockierte mit seinem Fahrzeug zudem den Seitenstreifen, über den der Abschleppdienst kommen sollte.

Einige dieser Verkehrsteilnehmer wurden gebührenpflichtig verwarnt. Diejenigen, die unmittelbar an einem der Unfälle mit Verletzten beteiligt waren, werden sich demnächst schriftlich zum Unfallhergang äußern müssen.

Nach Auskunft von Klaus Brandenstein vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) müssen Unfallbeteiligte, die nur eine Teilkaskoversicherung haben, damit rechnen, dass sie den größten Teil des Eigen-Schadens selbst begleichen müssen. Zwar gebe es bei Massenunfällen eine pauschalisierte Schadensabwicklung, doch die werde automatisch erst ab 50 beteiligten Fahrzeugen angewendet. Bei Unfällen zwischen 20 und 49 beteiligten Fahrzeugen entscheiden die Versicherungen je nach Aufwand für die Unfallursachenermittlung, wie der Schaden abgerechnet wird. "Bei einem Auffahrunfall", sagt Brandenstein, "liegt die Beweislast in der Regel bei dem auffahrenden Fahrzeugführer."

"Wenn die Sonne plötzlich aus den Wolken bricht, sehen die Autofahrer nicht mehr die Fahrbahnmarkierung. Das verunsichert viele und führt zu Fehlreaktionen", berichtet Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg. Die Fahrer überschätzten zudem häufig ihre Reaktionsfähigkeit und führen zu schnell. "Bei Regen und schlechten Sichtverhältnissen wie am Dienstagabend auf der A52 steigt die Gefahr zusätzlich."

(RP)
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