Düsseldorf Unbekannter pinkelt ins Weihwasser

Düsseldorf · In der Sankt-Maria-Rosenkranz-Kirche in Wersten gab es einen unappetitlichen Fall von Vandalismus: Ein Mann pinkelte in einem unbeobachteten Moment ins Weihwasser. Pastoralreferent Martin Kürble beklagt mangelnden Respekt.

 Das Weihwasser-Becken in der Sankt-Maria-Rosenkranz-Kirche in Wersten — diese ist unter der Woche tagsüber geöffnet.

Das Weihwasser-Becken in der Sankt-Maria-Rosenkranz-Kirche in Wersten — diese ist unter der Woche tagsüber geöffnet.

Foto: Bretz, Andreas

Es muss ein Moment gewesen sein, in dem es still war. Vor allem aber wohl: (fast) menschenleer. Der bis heute Unbekannte schleicht sich an einem Tag Ende vorigen Jahres in die Werstener Sankt-Maria-Rosenkranz-Kirche. Er (man darf aufgrund der Umstände sicher von einem männlichen Täter ausgehen) stellt sich an das Becken mit dem Weihwasser, vielleicht vergewissert er sich noch einmal, dass er tatsächlich allein ist - und dann pinkelt er ins Weihwasser. Eine ziemlich ekelhafte Vorstellung.

Die Sankt-Maria-Rosenkranz-Kirche ist wochentags für Besucher tagsüber geöffnet. Damit ist es das einzige katholische Gotteshaus in der Umgebung, das Gläubige auch spontan für ein Gebet oder einen Besuch nutzen können. Menschen kommen, um Kraft zu tanken, Halt zu suchen. Doch an diesem Tag kommt einer, um sich ganz körperlich zu erleichtern.

Dass diese unappetitliche Form des Vandalismus erst jetzt, mehr als zwei Monate später, bekannt wurde, liegt an Martin Kürble. Der Pastoralreferent der katholischen Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Regenbogen spricht regelmäßig im Radio. Auch in dieser Woche sorgte er für die religiösen Impulse im Programm des Radiosenders EinsLive. Und weil es ihm dabei um das Thema Respekt ging, erzählte Kürble den Hörern, was sich da im Dezember in seinem Gotteshaus ereignet hatte.

 Fassungslos, aber auch gelassen: Pastoralreferent Martin Kürble

Fassungslos, aber auch gelassen: Pastoralreferent Martin Kürble

Foto: Bretz, Andreas

Sollte er erzürnt sein über den übelriechenden Vorfall, so merkt man ihm davon nichts an. Kürble kann die Geschichte heute mit einem Lachen und wie eine Anekdote erzählen. Er sagt aber auch: "Das ist traurig. Es gibt einige Menschen, die jeden Respekt verloren haben." Und dabei meint er weniger den Respekt vor Gott, als vielmehr den vor Menschen, die Hilfe suchen. Die das Gebet brauchen und eben das geweihte Wasser.

So war die Übeltat überhaupt aufgefallen. Eine Frau kam zum Gebet in das Gotteshaus. Und wie das so für sie üblich ist, wollte sie ihre rechte Hand mit dem Weihwasser benetzen, sich dann bekreuzigen. Dann war ihr der fiese Gestank in die Nase gestiegen. Angewidert und schockiert hatte sie sich an den Pastoralreferenten gewandt.

Die Frage, die Kürble nun aufwirft, ist die nach Konsequenzen. Was tun? "Die Kirche abzuschließen, kommt nicht in Frage", sagt er entschieden. Wenigstens einen Zufluchtsort müssten die Gläubigen noch haben. In der Sankt-Maria-Rosenkranz-Kirche gibt es bereits eine Ehrenwache. "Aber die stiefelt ja nicht jedem Besucher hinterher." Die sollen schließlich ungestört beten können und sich nicht beobachtet fühlen. Also schaut die Ehrenwache seit dem Vorfall zwar genauer hin, versucht dabei aber, nicht aufdringlich zu sein - ein Spagat.

Anzeige gegen den Täter hat die Gemeinde nicht erstattet. Es wird also nicht ermittelt, und der Unbekannte wohl unbekannt bleiben. Kürble erklärt das so: "Rings um die Kirche passiert viel, letztens erst ist ja die Givebox abgebrannt." Kürble will die Sache auf sich beruhen lassen. In seiner Gemeinde überwiege letztlich doch das Positive, sagt er. Aber: "Es gibt Sachen, die passieren und man steht fassungslos daneben."

(RP)
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