Düsseldorf Überfall auf Seniorin schockiert Wersten
Düsseldorf · Die Angst ist groß nach dem Raubüberfall von fünf maskierten Männern auf eine 79-Jährige in ihrer Wohnung. Die brutale Tat sei ein Einzelfall, sagt die Polizei. Auch Trickdiebe suchen immer wieder Beute bei alten Menschen.
Die Fahndung nach den fünf Männern, die am Samstagnachmittag eine 79-Jährige in ihrer Wohnung an der Opladener Straße überfallen haben, läuft auf Hochtouren. Zeugen werden befragt, Videos ausgewertet. Noch hat die Kripo keine heiße Spur, hofft weiter auf Zeugen, die womöglich beobachtet haben, wie die Räuber flüchteten.
Einer der Täter hatte bei der Seniorin geklingelt, kaum hatte sie geöffnet, war sie von fünf mit Schals und Mützen vermummten Männern in den Flur gedrängt worden. Die Skrupellosigkeit schockiert die Menschen in ihrer Nachbarschaft. Gelegentlicher Vandalismus, mal Randale am Wochenende — das hat Hans-Dieter Aschenbroich, der seit 2003 im Viertel wohnt, schon erlebt. "Sicher wird es hier manchmal laut. Aber ein solch brutaler Überfall — das ist besonders erschreckend", sagt der 71-Jährige, der mit seiner Frau ganz in der Nähe der Opladener Straße wohnt. "Die Polizei muss präsenter werden und einfach mal zu Fuß auf Streife gehen."
Danny Küster, ein Nachbar des Opfers, rätselt vor allem, warum ausgerechnet die Räuber ausgerechnet die Wohnung der 79-Jährigen auswählten: "Die müssen sie ja richtig beobachtet haben." Tatsächlich spricht Einiges — etwa das entschiedene Vorgehen der Täter — dafür, dass die Rentnerin kein zufälliges Opfer war, die Räuber womöglich wussten, dass sie Schmuck und Bargeld zu Hause hatte.
Trotzdem: Senioren sind in Düsseldorf nicht gefährdeter als andere Altersgruppen, sagt Kriminalhauptkommissar Lutz Türk, Präventionsexperte für Seniorenkriminalität. Die Statistik gibt ihm Recht: Von den 10 345 Menschen, die voriges Jahr Opfer von Straftaten wurden, waren gerade mal 548 älter als 60 Jahre. Und unter 843 Opfern von Raub jeder Art waren mehr als doppelt so viele Jugendliche wie Senioren. Auch die elf Überfälle in Senioren-Wohnungen waren weniger gezielte Taten als aus dem Ruder gelaufene Trickdiebstähle.
Dass die Täter, die sich unter einem Vorwand Zutritt zu Wohnungen verschaffen, um die Besitzer zu bestehlen, sich in erster Linie ältere Menschen als Opfer suchen, ist kein Geheimnis. Sie setzen auf Hilfsbereitschaft und Höflichkeit der älteren Generation — etwa, wenn sie klingeln und um ein Glas Wasser bitten, oder um Papier und Bleistift für eine Nachricht an den Nachbarn. Oder sie schüchtern die alten Leute gezielt ein, indem sie als Polizist oder Wasserwerker auftreten, hektisch von Räubern oder Rohrbrüchen erzählen und so ihre Opfer unter Druck setzen. Die Täter verschaffen oft unbemerkt Komplizen Zutritt, die dann nach Wertsachen suchen, während sich das Opfer sicher fühlt — weil es den Fremden schließlich nicht aus den Augen lässt. Wenn ein solcher Dieb dann sein Opfer beiseite schubst, gilt die Tat als Raub, wird juristisch genauso bewertet wie die Schmuckdiebstähle auf offener Straße, die sich in jüngster Zeit häuften. Erst vergangene Woche war ein 17-Jähriger in U-Haft gelandet, der in Eller einer alten Dame die Kette vom Hals gerissen hatte.
Ausschließlich gegen Senioren richtet sich der sogenannte Enkeltrick. 119 Mal versuchten allein im vorigen Jahr Diebe, die alten Leute am Telefon zu täuschen, indem sie sich als Verwandte in Not ausgaben. Nur in zwölf Fällen hatten sie damit Erfolg, brachten Rentner damit allerdings um ihr Erspartes in hoher, fünfstelliger Höhe.