Düsseldorf Über den Rhein: Das ist die Brückenfamilie der Stadt

Düsseldorf · Sieben Brücken führen auf Düsseldorfer Stadtgebiet über den Rhein. Sechs dienen dem Straßen-, eine dem Eisenbahnverkehr. Unter ihnen gibt es echte Urgesteine, wahre Diven und ein Bauwerk mitten in der Schönheits-OP: Wir haben uns die Brückenfamilie der Landeshauptstadt einmal genauer angesehen.

Düsseldorf: Über sieben Rheinbrücken musst du gehen
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Düsseldorf: Über sieben Rheinbrücken musst du gehen

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Foto: rpo, Johannes Bornewasser

Der Großvater aller Rheinbrücken ist die Eisenbahnbrücke Hamm. Sie verbindet Neuss und Düsseldorf. Sie wurde in ihrer jetzigen Form zwar erst 1987 wieder eröffnet, doch ihre Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1870. Die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft baute sie als erste feste Rheinbrücke in Düsseldorf und benannte sie nach dem preußischen König Wilhelm I. "König-Wilhelm-Brücke". Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie gesprengt, um das Übersetzen der US-Truppen zu verhindern, die bereits das benachbarte Neuss erobert hatten. Auch alle anderen Düsseldorfer Rheinbrücken wurden von der Wehrmacht zerstört. Die Eisenbahnbrücke wurde kurz nach Kriegsende wieder aufgebaut und in den Achtziger Jahren auf vier Gleise erweitert.

Die Vaterrolle steht diesen beiden Bauwerken gut: Beide in den Fünfziger Jahren neu eröffneten Brücken sind heute nach altehrwürdigen Herren benannt: Die 1951 eröffnete Südbrücke, die von Neuss nach Düsseldorf führt, wurde 2006 nach dem in Neuss geborenen ehemaligen Kölner Erzbischof in Josef-Kardinal-Frings-Brücke umbenannt.

Als einzige der sieben hat sie einen flachen Brückenkörper. Die andere "Brücke der Fünfziger" ist die Theodor-Heuss-Brücke. Sie ist einer von drei Brücken, die vom linksrheinischen ins rechtsrheinische Düsseldorf führen. Über sie verläuft die Bundesstraße 7 als innerstädtische Verbindung der Autobahn A52. Benannt nach dem ersten Bundespräsidenten ist sie mit 1.271 Metern die zweitlängste in der Familie. Bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1957 war sie die weltweit erste Schrägseilbrücke.

Nachkommen dieser Bauart folgten: Die 1969 eröffnete Rheinkniebrücke ist die Diva unter den Brücken. Gemeinsam mit Landtag, Stadttor, Rheinturm und Medienhafen prägt sie die Düsseldorfer Skyline und ist Motiv vieler Ansichtskarten. Außerdem ist sie mit stolzen anderthalb Kilometern Länge (1.519 Metern) die längste unter den sieben Rheinbrücken. Sie verbindet Oberkassel mit Friedrichtstadt und Unterbilk.

Wie eine Schwester aufgrund der räumlichen Nähe: die Oberkasseler Brücke, ebenfalls eine Schrägseilbrücke. Als Verlängerung der Oberkasseler Luegallee führt sie Richtung Düsseldorfer Altstadt. Ihre bewegte Geschichte lässt allerdings eher an eine Großmutter denken: 1898 gebaut war sie die erste Straßenbrücke in Düsseldorf überhaupt. 1933 wurde sie, in Gedenken an die Seeschlacht des Ersten Weltkriegs vor dem Skagerrak in der Nordsee, in "Skagerrrak-Brücke" umbenannt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wie alle anderen Rheinbrücken gesprengt, bauten die Briten und Amerikaner an dieser Stelle die "Freemansbrücke". Diese wurde 1947 erst durch Eisgang beschädigt, ein Jahr später durch einen Schiffsunfall zerstört. Eine Behelfsbrücke, als Provisorium errichtet, sorgte dann fast dreißig Jahre lang für die Verbindung von links- und rechtsrheinischer Seite. Für die heute vier Straßenbahnlinien, die über die Brücke fahren, musste in den Siebziger Jahren ein Neubau her: Und der machte weltweit Schlagzeilen. Die gesamte neue Brücke wurde zunächst fertig gebaut und dann im April 1976 mit ihrem Gesamtgewicht von 12.500 Tonnen um knapp 50 Meter verschoben.

Drei Jahre später, 1979, wurde die Fleher Brücke freigegeben, eine Brücke auf der A46 zwischen Düsseldorf und Neuss. Sie ist in den letzten Jahren wegen Lärmschutz und notwendiger Sanierungen in den Schlagzeilen. 2012 wurde eine Lärmschutzwand errichtet, seither haben es die Anwohner ruhiger. Seit März 2013 laufen weitere Instandsetzungsarbeiten. Aus der alten Dame wird so die modernste Düsseldorfer Brücke. Seit Mai 2013 hat sie sogar ihren eigenen 24-Stunden Fotografen: Eine Radaranlage ging auf der Brücke in Betrieb. Jeder der über 80 km/h schnell ist, bekommt eine Erinnerung an die Brückenfahrt.

Das Nesthäkchen der Brückenfamilie ist die Flughafenbrücke. Sie wurde 2002 eröffnet und verbindet Meerbusch und Düsseldorf. Über sie verläuft die Autobahn 44. Wegen der Nähe zum Düsseldorfer Airport sind die Pylone — die Pfeiler an denen die Stahlseile aufgehängt sind - mit knapp 40 Metern Höhe besonders niedrig konstruiert. Die Brücke verbesserte die Anbindung von Messe und Flughafen und entlastete die Theodor-Heuss-Brücke. Über den Namen für das Nesthäkchen gab es Diskussionen: Die Düsseldorfer hatten sich bei einer Abstimmung für "Niederrheinbrücke" ausgesprochen. Das gefiel dem für die Namensgebung zuständigen Bundesverkehrsministerium nicht: Es entschied sich für Flughafenbrücke.

(anch)
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