Düsseldorf U-Bahn-Bau: Wasserzufluss im Griff
Düsseldorf · Nachdem man vor sechs Wochen festgestellt hatte, dass in der Baugrube Corneliusplatz mehr Wasser abzupumpen war als berechnet, fing man an, ein vermutetes Leck in der Schlitzwand mit Vereisungen abzudichten. Das ist gelungen: Die Menge hat sich auf das erwartete Maß eingependelt.
Seitdem der Kölner U-Bahn-Bau durch den Einsturz des Stadtarchivs weltweit in die Schlagzeilen geriet, reagiert man auch in Düsseldorf hoch nervös, wenn hier von "so nicht erwarteten Mengen an Grundwasser" die Rede ist. Daher beeilten sich auch gestern nochmals als Verantwortlichen zu betonen, die Abdichtung einer Schlitzwand im Bereich Corneliusplatz sei mit den Kölner Ereignissen nicht zu vergleichen.
Ist der Wasserstand jetzt wieder normal?
Ja, sagt Andrea Blome vom Amt für Verkehrsmanagement. Die Menge entspricht jetzt dem, was man vorher berechnet hat. Offenbar wirkt die Eis-Dichtung, bestätigte U-Bahn-Bauleiter Gerd Wittkötter.
Wo ist der Unterschied zu der Kölner Baustelle?
In Köln kam es zu einem so genannten hydraulischen Grundbruch — das bedeutet, dass größere Mengen Erdreich plötzlich in Bewegung geraten, weil in großen Mengen Wasser wandert und man diese Wanderung nicht kontrolliert. Angeblich wurden in Köln an der betroffenen Stelle 1000 Kubikmeter pro Stunde gefördert. Solche Erdbewegungen treten nach Aussagen von Experten sehr plötzlich auf. Der Grund wird dadurch instabil, wie in Köln geschehen.
Was passierte in Düsseldorf?
In der Baugrube am Corneliusplatz, die inzwischen bei 19 Meter Tiefe angekommen ist, wird das nachfließende Grundwasser abgepumpt. Die Menge wird permanent kontrolliert. Anfang Oktober stellte man fest, dass die Menge des zu fördernden Wassers um rund 20 Prozent anstieg. Darauf stellte man die Förderung ein und suchte nach den Ursachen. Man war sehr schnell sicher, dass es vermutlich in einer der Schlitzwände ein Leck in den Fugen gab.
Wie ging man dagegen vor?
Man bohrte an der vermuteten undichten Stelle drei Rohre in den Boden, in die flüssiger Stickstoff gepumpt wird. Der ist minus 196 Grad kalt und lässt das umliegende Erdreich gefrieren.
Hat das funktioniert?
Ja. Die letzten Messungen zeigten wieder die Werte, mit denen man gerechnet hatte.
Wie viele Wasser holt man aus der Baugrube?
Derzeit pumpen drei Brunnen pro Stunde 26 Kubikmeter Wasser nach oben. Es wird in den Stadtgraben geleitet und fließt später in den Rhein.
Ist Grundwasser in solchen Baugruben ungewöhnlich?
Nein. In Rheinnähe wird man immer auf Wasser stoßen, sobald man einige Meter in den Boden geht. Weil man die Bodenbeschaffenheit kennt, berechnet man die erwartende Menge vorher und richtet entsprechend Brunnen ein.
Wie hat man gemerkt, dass mehr Wasser kam?
Die Fördermenge wird permanent überwacht. Steigt sie an, wird das sofort festgestellt und man prüft, wie man gegensteuern kann. Im konkreten Fall bescheinigt die Aufsichtsbehörde (der Regierungspräsident) den Düsseldorfer Technikern, schnell und richtig gehandelt zu haben. Das sagte gestern der zuständige Bauingenieur bei der technischen Aufsicht des Regierungspräsidenten, Gerhard Dukatz. Kontrolliert wird auch die Beschaffenheit des Wassers. Sollte es zuviel Sand oder anderes Erdreich enthalten, wäre das ein Hinweis auf Ausspülungen. Das Abpumpen würde sofort gestoppt, um die Ursachen zu finden.
Sind die Arbeiten die ganze Zeit weiter gegangen?
Ja. Da man das Leck von außen abdichtete, konnte man drinnen weiter arbeiten.
Wie lange wird die Vereisung aufrecht erhalten?
Sie wird bald durch eine — weitaus preiswertere — Hochdruckinjektion von Beton ersetzt, erläutert Projektleiter Wittkötter. Diese Technik hat man am Rand der Baustelle schon häufiger angewandt, zum Beispiel um Hausfundamente zu verstärken.
Wann beginnt man mit der Vereisung unterhalt des Kaufhofs?
Im Herbst nächsten Jahres wird das geschehen, wenn dort der Tunnel gebohrt werden muss.