Twittergewitter bei der Feuerwehr Düsseldorf „Azubi legt EKG falsch an - doch kein Herzinfarkt“

Düsseldorf · Die Feuerwehren im „Twittergewitter“: Die Brandbekämpfer in Nordrhein-Westfalen berichten an diesem Dienstag erneut via Kurznachrichtendienst Twitter über ihre Arbeit. Auch die Feuerwehr Düsseldorf war dabei.

 Feuerwehrmann Christopher Schuster twittert die Einsätze seiner Kollegen.

Feuerwehrmann Christopher Schuster twittert die Einsätze seiner Kollegen.

Foto: Christoph Schroeter

Bis 11 Uhr am Vormittag musste die Feuerwehr bereits zu 73 Einsätzen ausrücken, wie Sprecher Christopher Schuster sagt. Er sitzt im Twitter-Raum in der Leitstelle an der Hüttenstraße und sorgt dafür, dass alle Einsätze an diesem Tag auch ihren Weg in das soziale Netzwerk finden.

„An normalen Tagen twitter ich die wichtigsten Einsätze aus meinem Büro“, sagte Schuster. Dann mache er das auch alleine. Am Dienstag hat er Unterstützung von bis zu sieben Kollegen.

Zu einem Schreckmoment kam es gleich am Morgen: Der Notarzt wurde gerufen, weil ein Patient in einer Düsseldorfer Praxis offenbar einen Herzinfarkt hatte. Vor Ort stellte sich heraus: Der dortige Azubi hatte das EKG falsch angelegt, Patient wohlauf.

Bevor es am Dienstagmorgen bei Twitter aber richtig losging, legten die Feuerwehren fünf Gedenkminuten für einen im Einsatz gestorbenen Kameraden eingelegt. Die Aktion startete deshalb nicht wie ursprünglich geplant um 8 Uhr, sondern erst um 8.05 Uhr.

„Am Samstag, den 8. Februar 2020 wurde Stefan, ein neunzehnjähriger Kamerad der Feuerwehr Lienen im Einsatz nach einer Explosion in einem Wohnhaus verschüttet. Er verstarb noch an der Einsatzstelle. Wir gedenken Stefan und starten #112live daher um 08:05 Uhr“, schrieben mehrere Feuerwehren, darunter auch die aus Düsseldorf, in wortgleichen Tweets.

Nicht nur Einsätze werden beim zweiten bundesweiten „Twittergewitter“ thematisiert. „Wir werden exklusive Einblicke in die Arbeitswelt unserer Feuerwehr liefern und die Frage beantworten, wie man seinen Traum zum Beruf machen kann. Im Rahmen unserer Ausbildungsoffensive bieten wir alleine in diesem Jahr rund 80 Ausbildungsplätze bei der Feuerwehr an“, sagte Feuerwehrchef David von der Lieth vor Beginn des Twitter-Marathons.

So konnte man im Laufe des Tages einige interessante Dinge erfahren. Wie beispielsweise rufen Taubstumme eigentlich die Feuerwehr? Antwort: Dafür gibt es ein spezielles Formular. Darauf wird der Notfall angekreuzt, anschließend wird es an die 112 gefaxt. Dass die Feuerwehr eine Elektrowerkstatt hat oder eine Feuerlöscherwerkstatt, darauf mag man als Laie ja noch kommen, erstaunlich jedoch ist das Vorhandensein einer Hydraulikwerkstatt, einer Taucherwerkstatt oder gar einer Kettensägenwerkstatt.

Irgendwann entbrannte dann zwischen den verschiedenen Feuerwehren ein nicht ganz ernst gemeinter Streit darüber, wer die größte Gesamtlänge aller Rutschstangen in den Wachen hat. Gewonnen haben wohl die Berliner. Die Düsseldorfer konterten nur trocken: „Wir haben noch gar nicht so richtig nachgemessen, dafür aber die längste Theke der Welt.

Zu einem tierischen Einsatz wurde dann am Nachmittag ein Kleineinsatzfahrzeug geschickt: In einer Wohnung in Garath hatte sich ein Vogel verletzt. Er sollte in eine Tierklinik transportiert werden, leider war das Tier aber schon tot, als die Einsatzkräfte dort eintrafen.

Geschickt nutzten die Düsseldorfer den Top-Hashtag des Tages: #Klinsmann. Sie fragten die Berliner Kollegen frech: „Wir bleiben dran bis 20 Uhr beim #Twittergewitter und unter #112live. Wie sieht es denn bei @Berliner_Fw aus? Hört Ihr vorher auf wie #Klinsmann oder zieht Ihr auch durch??“ Dafür sammelten die Twitterer an der Hüttenstraße dann auch mehr als 50 Likes ein.

„Bis 15 Uhr hatten wir 223 Einsätze“, sagte Schuster. Das bewege sich im normalen Rahmen. Insgesamt seien in der Leitstelle bis dahin 545 Anrufe eingegangen, davon 246 Notrufe.

Zum größten Einsatz des Tages seien die Kollegen um 11.35 Uhr alarmiert worden. Da habe es in der Ambulanz des Gerresheimer Krankenhauses gebrannt. Verletzt worden sei glücklicherweise niemand.

Unter dem Hashtag #112live waren die Pressestellen der Berufsfeuerwehren am Dienstag rund zwölf Stunden lang auf Twitter präsent. „Unsere Teilnahme im letzten Jahr war ein großer Erfolg: Wir haben viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten und unseren Kommunikationskanal für Notfälle weiter ausgebaut“, erinnerte sich Pressesprecher Tobias Schülpen.

Mit 253 Tweets habe das Social-Media-Team 2019 fast eine Million Aufrufe bei Twitter erreicht und so einen umfassenden Einblick in die Arbeit einer Großstadtfeuerwehr geben können.

Diesmal sind die Tweets der Feuerwehr Düsseldorf unter dem Hashtag #Duesseldorf112 zu finden.

(csr)
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