Düsseldorf Turek-Sohn: Fortuna soll Vater ehren

Düsseldorf · Die Familie des Fußball-Weltmeisters von 1954 legt auf eine Würdigung Toni Tureks durch die Stadt keinen Wert. Sie wünscht sich ein Andenken von Seiten des Vereins. Von anderen Städten und von der Rheinbahn wird Turek schon lange geehrt. Turek war Mitarbeiter des Verkehrsunternehmens.

 Hans-Jürgen Turek arbeitet als Finanzbeamter. Er hat seinen Vater als bescheidenen Menschen in Erinnerung.

Hans-Jürgen Turek arbeitet als Finanzbeamter. Er hat seinen Vater als bescheidenen Menschen in Erinnerung.

Foto: Andreas Endermann

Die Wohnung in Heerdt ist voller Erinnerungen an den berühmten Torwart. Im Wohnzimmer verwahren Hans-Jürgen und Ursula Turek in einem Regal das Bundesverdienstkreuz, das der Keeper der Weltmeistermannschaft von 1954 erhielt. In einem anderen Zimmer hängen Zeitungsausschnitte über den ehemaligen Spieler von Fortuna Düsseldorf.Und in der Diele steht ein Foto, das Toni Turek unter anderem mit Fritz Walter zeigt.

 Toni Turek arbeitete auch zu Zeiten seiner aktiven Karriere bei der Rheinbahn.

Toni Turek arbeitete auch zu Zeiten seiner aktiven Karriere bei der Rheinbahn.

Foto: Reproduktion Archiv Andreas Endermann

Von der Stadt enttäuscht

Die Stadt tut sich hingegen schwerer mit dem Andenken an den einzigen Fußballweltmeister, den Düsseldorf bis heute hervorbrachte. Und wenn es nach Sohn Hans-Jürgen Turek geht, muss sich daran auch nichts ändern. "Wir legen als Familie keinen besonderen Wert auf eine städtische Ehrung", sagt der 60-jährige Finanzbeamte.

Er ist nach zwei gescheiterten Versuchen, eine Straße beziehungsweise einen Platz nach Toni Turek zu benennen, von der Stadt enttäuscht. Anders verhält es sich hingegen mit dem Verein. "Ich denke, die Fortuna sollte meinen Vater ehren", sagt Hans-Jürgen Turek. Denn der Name Toni Turek wird bis heute genauso mit der Fortuna in Verbindung gebracht wie mit der Stadt Düsseldorf.

Zwischen 1950 und 1955 stand Turek im Tor des Fußballvereins. Und in diese Zeit fällt der Gewinn der Weltmeisterschaft gegen Ungarn, der aus normalen Fußballern schlagartig Nationalhelden machte. "Dabei ist mein Schwiegervater aber stets auf dem Boden geblieben", erinnert sich Ursula Turek.

Der gebürtige Duisburger war nach der Kriegsteilnahme mit mehreren Verwundungen und der sich anschließenden Gefangenschaft 1950 nach Düsseldorf gekommen. Turek trat eine Stelle bei der Rheinbahn an, die er auch nach dem WM-Titel nicht aufgab. "Mein Vater blieb auch nach dem Sieg im Endspiel in Bern bescheiden", sagt Hans-Jürgen Turek.

Darum glaubt der 60-Jährige, dass dem Weltklasse-Torwart die schon lange gehende Diskussion um ein gebührendes Gedenken seiner Person in der Landeshauptstadt eher unangenehm wäre. In anderen Städten erinnern derweil durchaus Straßennamen und Denkmäler an Toni Turek.

So wurde in Tureks Geburtsstadt Duisburg im Sportpark Wedau ein Gedenkstein aufgestellt. In Erkrath, wo die Tureks — nach einer Zeit in Düsseldorf — viele Jahre lebten, ist das dortige Stadion nach dem Keeper benannt. Und in Mettmann erinnert eine Toni-Turek-Allee samt gleichnamiger Rheinbahn-Haltestelle an den Ex-Fortuna-Spieler. Über die Ehrungen, die Toni Turek durch die Rheinbahn sowie durch die Stadt Mettmann zuteil werden, freut sich die Familie besonders.

Turek, der 1984 starb, ist in Mettmann beigesetzt. "Die dortige Stadtverwaltung hat inzwischen die Pflege des Grabes übernommen", sagt Ursula Turek. "Dazu kommt, dass wir bei der Benennung der Allee und der Haltestelle eingeladen waren", erinnert sich Hans-Jürgen Turek. Vergleichbares haben die Tureks in Düsseldorf stets vermisst. So war die Familie bei der Einweihung einer Toni-Turek-Straße in einem Neubaugebiet, das schließlich nie gebaut wurde, nicht eingeladen. "Dabei hätte man uns ganz einfach im Telefonbuch finden können", sagt Hans-Jürgen Turek.

In der Frage, auf welche Weise der Verein Fortuna seines Vater gedenken könnte, hat sich der Sohn nicht festgelegt. "Es wäre aber schön, wenn durch den Klub etwas gemacht werden könnte", erklärt Turek. Bis es so weit ist, wird die Familie selbst weiterhin auf ihre Art an Toni Turek erinnern. Das Auto von Hans-Jürgen Turek hat das Nummernschild " D TT 1801". Dies steht für die Initialen sowie das Geburtsdatum des Torwarts, den 18. Januar 1919. Und einer der Enkel fährt in einem Wagen mit dem Kennzeichen "D TT 1954".

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