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Video-Anleitung im Netz Türkisch Kochen für Anfänger

Düsseldorf · Die deutsch-türkische Familie Tançgil und ihre Freunde setzen in ihrer Küche in Flingern eine Idee um: Sie kochen türkische Rezepte vor laufender Kamera nach und stellen die Videos ins Netz. Ihre Seite "kochdichtürkisch" ist mit Tausenden Nutzern ein Erfolg – dank der Tipps von Mama.

 Vor dem Dreh, nach dem Einkauf (von links): Mutter Nilüfer und Sohn Orhan Tançgil sowie Mit-Köchin Nilüfer Sahin. Auf seinem T-Shirt steht der Schriftzug „köftesüchtig“. Köfte sind türkische Frikadellen.

Vor dem Dreh, nach dem Einkauf (von links): Mutter Nilüfer und Sohn Orhan Tançgil sowie Mit-Köchin Nilüfer Sahin. Auf seinem T-Shirt steht der Schriftzug „köftesüchtig“. Köfte sind türkische Frikadellen.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Die deutsch-türkische Familie Tançgil und ihre Freunde setzen in ihrer Küche in Flingern eine Idee um: Sie kochen türkische Rezepte vor laufender Kamera nach und stellen die Videos ins Netz. Ihre Seite "kochdichtürkisch" ist mit Tausenden Nutzern ein Erfolg — dank der Tipps von Mama.

Vier wegweisende Küchen kennt die Welt. Die französische gehört dazu — niemanden wundert's. Die italienische ebenfalls, neben der chinesischen — kann man sich denken. Dass in diese Aufzählung auch die türkische Art, Essen zuzubereiten gehört, weiß in Deutschland hingegen kaum jemand. "Es gibt Essen jenseits des Döners", sagt der Düsseldorfer Orhan Tançgil — und hat den Beweis angetreten.

Zusammen mit seiner Frau Orkide und einigen Freunden hat der selbstständige Medienberater den Internet-Auftritt "kochdichtürkisch" erfunden und eingerichtet. Darauf finden sich nicht nur Rezepte zu Tee, Wurst und Gebäck, sondern auch Hintergründe zur Entstehungsgeschichte von Gerichten sowie Verlinkungen und ein Blog. Und, ganz wichtig: Videos. Sie zeigen ausführlich, welche Zutaten für welches Essen gebraucht werden und wie es schließlich entsteht, Handgriff für Handgriff. Apropos: Viele Handgriffe werden dabei von der wichtigsten Person der Türkisch-Köche ausgeführt, von Orhans Mutter Nilüfer. Von ihr kommen nämlich die Rezepte. "Mein Mann Mehmet ist aber auch sehr einflussreich", schränkt Mutter Tançgil ein: "Er muss probieren."

Sie selbst stammen aus der türkischen Hauptstadt Ankara, sind vor Jahrzehnten als Drucker nach Düsseldorf gekommen, haben sich selbstständig gemacht — und die Rezepte für die Gerichte aufbewahrt, mit denen der Sohn und seine Schwester Ayse in Bilk groß wurden, zumindest teilweise. "Erst als ich dann zum Studium in Stuttgart war", erzählt Orhan, "habe ich gemerkt, dass mir ohne das Essen von Mama ein Stück Lebensqualität fehlte."

Er rief zu Hause an, ließ sich das Kochen gerade von Hausmannskost Schritt für Schritt erklären und brachte die Gerichte zu seinen deutschen Freunden mit. Die waren hell begeistert. Und eine Idee war geboren: Türkisch Kochen für alle, auch für Anfänger, auch auf Deutsch. Inzwischen hat Orhan "ein wenig Erfahrung", wie er bescheiden zugibt und kocht gerne, weil er dabei entspannt. So wie seine Frau Orkide und die Journalistin Nilüfer Sahin, die zum engen Koch-dich-türkisch-Kreis gehören und bei den meisten Drehs dabei sind.

Die werden in der Küche von Orkide und Orhan in Flingern zelebriert: Stühle an die Wand, den großen Tisch in die Nähe der Steckdosen gerückt, an denen das Equipment hängt. Webcam, Lampe, Laptop. Von oben nimmt die Kamera dann auf, was sich auf dem Brett unter ihr abspielt. Für den Ablauf übernimmt Orhan die Regie: "Immer schön von links nach rechts, langsamer!", ruft er seiner Mutter zu. Die reagiert, auch auf die Anweisung, die Schüsseln immer am linken Rand anzufassen.

Mal entstehen bei den stundenlangen Drehs vegetarische Vorspeisen, mal Frikadellen, mal Nachspeisen — aber immer hat der Nutzer die Wahl zwischen den Sprachen Deutsch und Türkisch und sieht auch immer, wie sich das Gericht auf Türkisch schreibt: Köfte also neben Frikadelle, Çay neben Tee, Salata neben Salat, Domates neben Tomate, Yoghurt neben Joghurt und Kahve neben Kaffee — beziehungsweise türkischem Mokka.

Die frische und abwechslungsreiche türkische Küche bekannter zu machen: erklärtes Ziel also des Kochzirkels, der erreichen will, dass die türkische Küche einmal den gleichen guten Ruf hat wie die italienische heutzutage. Wobei — "die" türkische Küche gibt es ohnehin nicht. Da stehen die anatolischen neben den osmanischen Einflüssen, da gibt es die bäuerliche Art ebenso wie die Küche der Paläste. "Manchmal", erzählt Tançgil, "werden wir angefeindet von Nutzern. Sie meinen manchmal, dass etwas Bestimmtes eigentlich ganz anders zubereitet wird." Der Grund: "Sie haben halt andere Mütter."

(RP)
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